Fünf Menschen auf einer Podiumsdiskussion.
Bildrechte: BR/Alina Hanss

Die Redaktionsmitglieder um Niklas Reinfelder (Mitte) stellen ihren TikTok-Kanal vor.

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TikTok sicherer machen: Junge Redaktion gestartet

Unter dem Motto "Lass uns TikTok safer machen" wollen sich junge Menschen in Bayern für die Plattform ohne Fakenews und Hatespeech einsetzen. Dafür suchen sie jetzt Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Kurze Videos, einfaches Setting, produziert mit wenig Equipment - der Fokus liegt klar auf dem Inhalt: So könnten die Beiträge aussehen, die bald auf dem neuen TikTok-Kanal "Riskantik" (@tiktokredaktion) hochgeladen werden sollen. Dahinter stecken die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) und das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in Kooperation mit dem Bayerischen Jugendring.

Das Konzept: Junge Menschen berichten über Nachrichten, Desinformationen, gefährliche Trends und was ihnen sonst noch so auf Social Media auffällt. Denn sie bestimmen, was auf dem Kanal zu sehen sein soll.

BLM-Präsident: Jugendliche fühlen sich allein gelassen

Der Kanal entsteht aus einer Idee der drei Kooperationspartner. "Wir sehen, dass auch Jugendliche sich auf den Plattformen allein gelassen fühlen und nicht immer wissen, wie sie mit entsprechenden Inhalten umgehen sollen", sagt Thorsten Schmiege, Präsident der BLM. Daraufhin luden sie junge Menschen ein, es gab ein erstes Feedback für das grobe Konzept. "Dann hieß es direkt: Das Drehbuch passt so nicht, weil ihr gar nicht unsere Sprache sprecht", erinnert sich Schmiege.

Lange wurden in Zusammenarbeit mit interessierten Jugendlichen Logo und Design entwickelt. Die ersten Videos sind fertig produziert und bereit für die Veröffentlichung in den nächsten Wochen. Die junge Redaktion hat jetzt auf einer Pressekonferenz im Münchner Gasteig den fertigen Kanal präsentiert.

Über Risiken auf TikTok aufklären

Jugendliche allen Alters arbeiten in der neu gegründeten Redaktion hinter dem Kanal mit. Der Name ist Programm, wie Redaktionsmitglied Niklas Reinfelder erklärt: "Wir haben sehr lange nach einem witzigen Namen gesucht. Und dann dachten wir uns, dass es ja darum geht, über Risiken und Nebenwirkungen von TikTok aufzuklären. Und so ist der Name Riskantik entstanden." Der 21-jährige Fotograf und Filmemacher ist seit Anfang an dabei.

Für ihre Redaktion werden jetzt Jugendliche zwischen 13 und 23 Jahren aus dem Freistaat gesucht, sagt Niklas Reinfelder: "Wir brauchen verschiedene Teams in allen Teilen Bayerns. Die Gefahren auf TikTok sind so hoch, dass wir kaum hinterherkommen, um Fakenews entgegenzustehen." Die Redaktionssitzungen sollen alle zwei Wochen online stattfinden.

Kanal soll gegen Populismus von Rechts helfen

Das Ziel des Kanals formuliert Reinfelder so: "Wir wollen keine Meinung bilden, sondern aufklären, wie man sich stattdessen selbst eine Meinung bildet." Denn der unbegrenzte Zugang zu Informationen auf TikTok könne zu einer großen Gefahr werden. "Ich bin seit über zehn Jahren in den sozialen Netzwerken unterwegs. Ich sehe selbst, dass Rechte ihre Meinung leichter verbreiten können."

Der neue Kanal solle auch gegen Populismus auf TikTok helfen. "Bei den großen Demonstrationen gegen Rechts zum Beispiel haben Rechte behauptet, dass die Berichterstattung und die Bilder gefälscht waren. In so Fällen wollen wir mit unserem Kanal klar und faktenbasiert berichten und aufklären."

Digitale Bildung auch in der Jugendarbeit

Die Arbeit der Redaktion auf TikTok ist ein Teil des Projekts "jung. engagiert. online" der drei Kooperationspartner. Ein weiteres Modul: Ein Camp, das sich an junge Influencerinnen und Influencer richtet. Kathrin Demmler, Direktorin des Instituts für Medienpädagogik, erklärt die Idee dahinter: "Wir wollen damit unterstützen, aber auch sensibilisieren. Denn alle Menschen tragen Verantwortung dafür, wenn sie etwas ins Netz stellen." Es gehe um die Frage, wie auch junge Menschen dieser Erwartung gerecht werden könnten. "Wenn mir Tausende Menschen folgen, kann ich diese Reichweite auch nutzen, um Diskurse anzustoßen."

Das dritte Modul des Projekts soll sich an Jugendleiterinnen und Jugendleiter richten. Hatespeech und Fakenews auf TikTok seien Teil ihrer täglichen Arbeit mit Jugendlichen, sagt Philipp Seitz, Präsident des Bayerischen Jugendrings. "Aus diesem Grund haben wir die Ausbildung der Jugendleiterinnen und Jugendleiter jetzt um eine digitale Perspektive ergänzt und ausgebaut. So können wir das Thema auch in die Vereine und Verbände tragen." Denn dass TikTok aus der Lebensrealität vieler junger Menschen nicht mehr wegzudenken sei, habe auch die Demokratiebildung erreicht.

Niklas Reinfelder aus der TikTok-Redaktion teilt den Aufruf zur Mitarbeit: "Wir wissen selbst, dass es einen sicheren Umgang mit TikTok braucht. Denn wir jungen Menschen sind schließlich am nächsten dran."

Interessierte können sich über den TikTok-Kanal "Riskantik" oder über riskantik@jff.de melden.

Zum Hören: Mögliches TikTok-Verbot in USA - Gesetz nimmt erste Hürde

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