Schlepper fährt über Kartoffelacker
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Landkauf ist für viele Bauern unmöglich geworden

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Teures Agrarland: Genossenschaft rettet oberfränkischen Hof

Die Preise für Agrarflächen steigen immer weiter: In Bayern etwa haben sie sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Für viele Landwirte ist es unmöglich geworden, Boden zu kaufen. Die Kulturland-Genossenschaft versucht, Bauern zu helfen.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Die Nachricht war ein Schock für Teresa und Christian Jundt: Aus der Zeitung erfahren die Landwirte, dass ihr langjähriger Verpächter Land verkaufen will: 20 Hektar Acker- und Grünland, die Hälfte ihrer Pachtflächen. Die Zukunft des Patersberghofes im oberfränkischen Veitlahm steht auf der Kippe: "Wenn wir die 20 Hektar verlieren, können wir den Hof zumachen", sagt Christian Jundt.

Vor sieben Jahren haben die Bio-Landwirte den Hof übernommen. Sie haben 14 Milchkühe, es gibt eine Käserei, Gärtnerei und Bäckerei. Der Betrieb arbeitet nach den Richtlinien des Demeter-Verbandes.

Land ist Spekulationsobjekt

Ein Problem: Der Patersberghof besitzt keine eigenen Flächen. Die 40 Hektar Acker- und Grünland, die den Betrieb umgeben, sind vollständig gepachtet. Der Eigentümer bietet ihnen das Land zum Kauf an, aber die Summe ist illusorisch für das junge Ehepaar: gut eine halbe Million Euro. "Land ist ein Spekulationsobjekt geworden", sagt Teresa Jundt. "Da können wir als Bio-Bauern nicht mithalten, weil aus der Landwirtschaft nicht viel Geld rauszuholen ist."

Genossenschaft kauft Ökoflächen

Aber die Jundts wollen nicht aufgeben. Sie wenden sich an "Kulturland", eine Genossenschaft, die bundesweit landwirtschaftliche Flächen aufkauft, um sie der Spekulation zu entziehen. Die Idee: Bürger erwerben zusammen Flächen für den Bio-Landbau. Jeder kann Mitglied in der Genossenschaft werden. Die Mindesteinlage beträgt 500 Euro. Könnte das die Lösung für den Patersberghof sein?

35 Kulturland-Höfe in Deutschland

In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Preise für Agrarland in Bayern fast verdoppelt. Niederbayern ist deutschlandweiter Spitzenreiter, mit gut 138.000 Euro pro Hektar. "Wir befinden uns in einer dramatischen Situation am Bodenmarkt", sagt Stephan Illi, Vorstand von "Kulturland". "Hohe Pachtpreise zwingen die Bauern so zu intensivieren, dass es ihnen das Leben schwer macht." Illi hat "Kulturland" vor zehn Jahren mitgegründet, damals stand ein Bio-Betrieb am Bodensee vor dem Aus. Heute unterstützt die Genossenschaft 35 Höfe in Deutschland.

Wettlauf gegen die Zeit

Für Teresa und Christian Jundt beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Der Eigentümer ist seinen Pächtern durchaus zugetan, aber er hat auch andere Kaufinteressenten. Und es gibt eine Hürde: Bevor "Kulturland" als Käufer aktiv wird, müssen die Landwirte ein Drittel der Kaufsumme selbst aufbringen – nicht real, sondern als schriftliche Zusage von Menschen aus dem Umfeld des Hofes.

Doch es gelingt: Binnen weniger Wochen kommt das Geld zusammen. Reinhard Englert, ein Stammkunde des Hofladens, ist sofort dabei: "Wir wollen einen Beitrag leisten, damit Land freigekauft wird", sagt er. "Es ist wirklich ein Freikauf für biologisches Land und für nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutz."

Zukunft des Hofs gesichert

In dieser Woche wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Nun gehören die Flächen um den Patersberghof der Kulturland-Genossenschaft. Die Genossenschaft hat die Kaufsumme aus ihrem Kapital vorgestreckt und hofft auf neue Mitglieder, um das Geld zu refinanzieren. Teresa und Christian Jundt werden das Land nun zu günstigen Bedingungen von der Genossenschaft pachten. Sie können in die Zukunft planen.

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