Auf dem Münchner Marienplatz steht ein 73 Meter langer symbolischer Schabbattisch. Die Solidaritätsaktion am Freitag soll auf die mehr als 200 von der Hamas entführten israelischen Menschen aufmerksam machen.
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Auf dem Münchner Marienplatz steht ein 73 Meter langer symbolischer Schabbattisch.

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Schabbattisch am Marienplatz erinnert an Hamas-Geiseln

Eine festlich gedeckte Tafel mit leeren Stühlen: Die weltweite Solidaritätsaktion für die Entführten aus Israel fand heute erstmals auch in Bayern statt. Sie soll daran erinnern, dass noch immer über 200 Menschen in der Gewalt der Hamas sind.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

In Tel Aviv, Berlin, Frankfurt und in vielen anderen Städten weltweit gab es die festlich gedeckten - aber menschenleeren - Schabbattische schon letzten Freitag. Heute fand die Solidaritätsaktion für die entführten Menschen aus Israel erstmals in Bayern statt.

Solidarität für Geiseln in der Gewalt der Hamas

Die weißgedeckte, 73 Meter lange Tafel mit Tellern und Besteck erstreckte sich fast über den gesamten Marienplatz und sollte daran erinnern, dass noch immer mehr als 200 Geiseln in der Gewalt der Hamas sind.

Auf den leeren Stühlen klebten Vermisstenplakate mit den Namen und Bildern der Entführten. An manchen Plätzen stand ein Glas mit Babybrei und Löffelchen, denn rund 60 der von den Hamas-Terroristen entführten Menschen sind Kinder oder alte Menschen.

Nicht politisieren, sondern "Menschlichkeit hervorheben"

Viele Passantinnen und Passanten blieben stehen und machten Fotos von der langen Tafel. Einige wussten nicht genau, was das bedeutet und fragten nach. Und genau das war auch die Idee hinter der Aktion, erklärt Yehoshua Chmiel von der jüdischen Gemeinde in München: "Wir erhoffen uns eben, dass hier, wo so viele Menschen vorbeigehen, die eigentlich vielleicht nicht immer so informiert sind, Fragen stellen. Und wir wollen hier nur über die Geiseln reden, wir wollen nicht politisieren, wer recht oder unrecht hat, sondern wir wollen die Menschlichkeit wieder hervorheben, die verloren gegangen ist."

Terrorangriffe in Israel bewegen auch die Menschen in Bayern

An der Schabbattafel kamen auch die Menschen in München miteinander ins Gespräch. Viele zeigten sich tief bewegt angesichts des ungewissen Schicksals der vielen Vermissten. Eine Münchnerin mit Verwandten in Israel weinte. Sie erzählte, dass mehrere Mitglieder ihrer Familie nun in der israelischen Armee eingezogen seien. Sie mache sich große Sorgen um sie. Auch die Bilder des Angriffs der Hamas am 7. Oktober auf das Kibbutz Be'eri oder das Musikfestival im Süden Israels seien nur schwer zu ertragen.

Ein junger Familienvater erklärte seinem Sohn, was die leeren Stühle mit den Kinderfotos bedeuten. Die Aktion am Münchner Marienplatz zeigt, dass die Ereignisse im Nahen Osten auch viele Menschen in Bayern bewegen.

💡 Was symbolisiert der Schabbattisch?

In Israel und in vielen anderen Teilen der Welt hat der Schabbat für Jüdinnen und Juden eine große Bedeutung. Er beginnt am Freitag nach Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. Der Schabbat ist ein Ruhetag, an dem man nach Möglichkeit nicht arbeiten sollte.

In Israel trifft man sich gerne am Freitagabend zum gemeinsamen Schabbatessen, unabhängig davon, ob man religiös ist oder nicht. Man isst zusammen mit der Familie oder trifft sich mit Freunden in Restaurants oder um gemeinsam zu kochen. Die symbolischen Schabbattafeln sollen daran erinnern, dass viele Plätze an den Tischen noch immer leer sind. Nun sind die entführten Menschen schon den vierten Schabbat in Folge nicht mehr daheim bei ihren Familien.

Zu sehen ist die weiße Schabbattafel mit Geschirr und Broten bedeckt am Marienplatz in München
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Mitten auf dem Marienplatz in der Münchner Innenstadt steht der weiß gedeckte Schabbattisch.

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