Außenansicht des Klinikums Ansbach.
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Der Streit schwelt schon länger: 12 Hebammen am Klinikum Ansbach haben nun fristlos gekündigt.

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Streit an Klinik eskaliert: Zwölf Hebammen kündigen fristlos

Ein Streit zwischen dem Klinikum Ansbach und den 15 Beleghebammen hat nun seinen Höhepunkt erreicht: Am Mittwoch hat ein Großteil der Hebammen fristlos gekündigt. Sorgen müssten sich Schwangere im Landkreis deshalb aber nicht, sagt die Klinik.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Schon Anfang Oktober gab es die ersten Anzeichen, dass es in der Geburtshilfe des Klinikum Ansbachs gerade nicht ganz rund läuft: Für knapp eineinhalb Tage war die Geburtshilfe abgemeldet, Schwangere wurden gebeten, auf andere umliegende Kliniken auszuweichen. "Personalmangel bei den Beleghebammen" nannte die Pressestelle der Klinik als Grund. Nun, rund zwei Wochen später, gibt es wieder eine Pressemeldung aus dem Klinikum, die werdende Mütter rund um Ansbach verunsichert: "Ein Großteil der freiberuflichen Hebammen am Klinikum Ansbach [...] haben soeben die fristlose Kündigung ihrer Verträge abgegeben", heißt es in der Mitteilung, die das Klinikum am Mittwochnachmittag veröffentlicht hat.

Hebammen beklagen "Spannungen" mit der Leitung

Zwölf der insgesamt 15 Beleghebammen, also freiberuflichen Hebammen, haben fristlos gekündigt, bestätigt ein Sprecher der Klinik gegenüber dem BR. Hintergrund der Kündigungswelle ist wohl ein Streit, der schon länger schwelt und bei dem sich beide Parteien im Recht sehen. Denn in einem Offenen Brief der Hebammen, der dem BR vorliegt, sprechen die Geburtshelferinnen von "Spannungen mit der neuen Krankenhausleitung", die es seit 2018 geben würde. Diese, so heißt es weiter, würden "das kollegiale Verhältnis“ belasten.

Umstrukturierung hin zur Festanstellung geplant

Zudem beklagen die Hebammen in diesem Brief, mangelnde Kommunikation und Information von Seiten der Klinik. Ein weiterer Grund sei eine geplante Umstrukturierung: "Für uns völlig überraschend und ohne jede Vorinformation hatte Anregiomed seine Geschäftspolitik aber geändert und entschieden, mit den Kolleginnen keine Beleghebammenverträge mehr abzuschließen"“ so heißt es in dem Brief. Anregiomed plant künftig auf ein System aus festangestellten Hebammen zu setzen. Daraufhin hätten die Hebammen entschieden, ihre Verträge zu kündigen. "Auch wenn uns dieser Schritt sehr schmerzt, sehen wir keine andere Lösung", schreiben die Hebammen in dem Offenen Brief.

Vorwürfe von Seiten der Klinik

Dass diese Kündigungen eingegangen sind - fristgerecht bis zum Ende des Jahres beziehungsweise zum Frühjahr 2024 - bestätigt auch Anregiomed. Die Klinik wiederum wirft den Hebammen vor "exklusiven Zugriff auf Kreißsäle" zu beanspruchen und dass sie der Meinung seien, dass "angestellte Hebammen nur dann zum Einsatz kommen dürfen, wenn sie selbst den Dienstplan nicht vollständig besetzen", wie die Klinik schreibt. Am Mittwoch gipfelte der Streit nun darin, dass ein Großteil der Hebammen fristlos kündigte. Die Klinik hält den Schritt für rechtswidrig.

Versorgung in Ansbach ist sichergestellt

Bei Anregiomed betont man aber: Trotz dieser Kündigungen bleibt die Versorgung der Schwangeren und Neugeborenen sichergestellt. Künftig wolle man die Geburtshilfe auf ein System mit festangestellten Hebammen umstellen. Laut einem Klinik-Sprecher läuft die Suche nach neuen Hebammen bereits jetzt mit Hochdruck. "Bis das neue Team komplett formiert ist, wird die Versorgung durch unsere fünf festangestellten Hebammen, die aktuell von mehreren Honorarkräften unterstützt werden, sichergestellt", heißt es weiter aus der Klinik.

Die Geburtshilfe am Anregiomed-Klinikum Ansbach ist zuletzt für viele werdende Mütter im Landkreis der nächste Anlaufpunkt geworden. Denn erst im Juni 2023 hat die Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum in Rothenburg offiziell geschlossen. Der Grund war Personalnot und eine angespannte finanzielle Lage von Anregiomed.

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