Würzburger Delegation zu Besuch in der Partnerstadt Lwiw
Bildrechte: Jacek Braminski

Würzburger Delegation zu Besuch in der Partnerstadt Lwiw. In einem Rehabilitionszentrum versorgt die Stiftung "Unbroken" verwundete Ukrainer.

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Städtepartnerschaft mit Lwiw: Wo Würzburg bereits helfen konnte

Vor einem Jahr haben Würzburg und das ukrainische Lwiw eine Städtepartnerschaft besiegelt. Seitdem sind verschiedene Hilfsaktionen angelaufen. Die Initiative dafür kommt längst nicht nur aus dem Rathaus.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Für Tobias Winkler ist das Helfen seit kurzem ein Beruf. Seit mehreren Jahren engagiert er sich als Vorsitzender im Würzburger Verein "Liebe im Karton". Dort organisierte er immer wieder Hilfslieferungen in Krisengebiete. Doch dann kam die russische Invasion in die Ukraine. Winkler verspürte den Drang etwas zu unternehmen. "Liebe im Karton" schloss sich mit mehr als 30 anderen Organisationen zusammen. Als "Netzwerk Ziviler Krisenstab" haben sie seitdem um die 400 Sattelzüge mit Hilfsgütern in die Ukraine geschickt.

Würzburger koordiniert Hilfstransporte

Von Würzburg aus koordiniert Tobias Winkler die Lieferungen. Zunächst ehrenamtlich. Seit Anfang des Jahres ist er bei einer der Organisationen angestellt. Das Netzwerk liefert medizinisches Equipment, Medikamente oder Lebensmittel. "Man kann das sich so vorstellen, dass wir wie so eine Art ukrainische Tafel sind", sagt Winkler.

An die Hilfsgüter kommt das Netzwerk über Partner in ganz Deutschland. Krankenhausbetten zum Beispiel, die in Deutschland ersetzt werden, aber noch funktionstüchtig sind. Oft handelt es sich auch um Überproduktionen, die in Deutschland wahrscheinlich weggeworfen werden würden, erklärt Winkler. Kürzlich kam er über einen Kontakt an mehrere Lkw-Ladungen Hafermilch. Kostenlos.

Hilfe von verschiedenen Würzburger Vereinen

"Liebe im Karton" ist nicht der einzige Würzburger Verein, der sich seit zwei Jahren in der Ukrainehilfe engagiert. Auch der Verein "Hermine" ist Teil des Netzwerks. Der Verein "Mrija" wiederum unterstützt ukrainische Flüchtlinge in der Stadt.

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) ist merkbar stolz auf dieses Engagement. Denn auch die Würzburger Verwaltung hat ihre Kontakte in die Ukraine intensiviert. Im Februar 2023 reiste Schuchardt ins westukrainische Lwiw. Gemeinsam mit seinem dortigen Amtskollegen unterzeichnete er eine Städtepartnerschaft. Es handele sich nicht um eine "Großkopferten-Partnerschaft" zwischen den Bürgermeistern, sagt Schuchardt nun. Die Partnerschaft werde in der Würzburger Zivilbevölkerung breit getragen.

Unterstützung für Reha-Zentrum in Lwiw

Die Liste der Hilfs- und Spendenaktionen, die aus Würzburg angestoßen wurde, könne sich nach einem Jahr durchaus sehen lassen, findet Schuchardt. Drei ausrangierte, aber funktionstüchtige Würzburger Feuerwehrautos sind seit August 2023 in Lwiw im Einsatz. Die Trauma-Ambulanz der Universität Würzburg unterstützt ukrainische Ärzte bei der Behandlung traumatisierter Kinder. Die Würzburger Lionsclubs sammelten rund 300.000 Euro Spenden und veranstalteten einen Benefizball.

Im Dezember 2023 unterzeichnete die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW), die ihren Sitz in Würzburg hat, in Lwiw eine Vereinbarung mit der ukrainischen "Unbroken"-Stiftung. Das DAHW unterstützt ein Kinderkrankenhaus im ukrainischen Lwiw dabei, eine Rehabilitationsabteilung einzurichten. Dafür stellt die Würzburger Stiftung 512.000 Euro aus mitteln des "Bündnis Entwicklung hilft" zur Verfügung.

Reha-Zentrum "Unbroken" will sich erweitern

Wie wichtig derartige Hilfen sind, gerade aus befreundeten Städten, bestätigt Oleksandr Kobzarev, Direktor bei "Unbroken". Die Stiftung baut seit 2022 in Lwiw ein Rehabilitationszentrum auf, verteilt auf mehrere Gebäude und Einrichtungen. Seither haben die Spezialisten mehr als 15.000 Verwundete aus der ganzen Ukraine behandelt, darunter rund 2.000 Kinder. "Man kann kaum genug schätzen, wie wichtig diese Hilfe für uns ist", sagt Kobzarev. Er spricht von einem dreistelligen Millionenbetrag, der notwendig sein wird, um das Reha-Zentrum nach den eigenen Vorstellungen auszubauen. Durch den Krieg sei der Bedarf professioneller Reha-Maßnahmen drastisch gestiegen.

Kürzlich haben DAHW, "Unbroken", die Stadt Lwiw und Würzburg einen Lenkungsausschuss gegründet. Per Videoschalte wollen sie regelmäßig tagen. Neben den laufenden Anschaffungen geht es dabei schon um weitere Schritte: zum Beispiel weitere Kapazitäten für das Kinderkrankenhaus.

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