Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, besucht während seiner Reise nach Schweden das ABBA-Museum
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Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, besucht während seiner Reise nach Schweden das ABBA-Museum

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"Arschkalt hier" - Söder zu Besuch in Schweden

Markus Söder kommt in Schweden nach ganz oben: zu ABBA auf die Bühne, zur Königin ins Schloss, in den Amtssitz des Ministerpräsidenten und in die nördlichste Stadt. Aber nicht alles scheint ihm spitze: das Schloss zu kalt, die Wehrpflicht zu klein.

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Kurz vor dem Höhepunkt wird es ungemütlich. Eine "große Ehre und Freude" sei die Einladung von Königin Silvia, hatte sich Markus Söder vorab gefreut. Der Besuch im Stockholmer Schloss - das Highlight des knapp dreitätigen Schweden-Besuchs.

Aber noch ist es nicht so weit. Noch läuft der bayerische Ministerpräsident durchs Schloss, vorbei an roten Stühlen und goldgerahmten Gemälden, geführt nicht von der Königin, sondern von einer bürgerlichen Frau, die sich redlich müht, Glanz, Glamour und Geschichte des Gebäudes und seiner Bewohner packend zu vermitteln. Es gelingt ihr nicht recht. Der Gast aus Bayern schaut zur Decke, kramt das Handy aus der Tasche, liest, tippt. Am Ende der Führung sagt Söder: "Arschkalt hier."

Königin Silvia: "Großes Interesse an Deutschland und Bayern"

Die Hausherrin dürfte darunter selten leiden. Ihr Teil des Schlosses ist, wie Söder später erzählt, "schön warm". Das Gespräch mit der Königin findet im kleinsten Kreis statt, aber so viel erfährt man nachher: Es gab Tee und Gebäck, die aus Deutschland stammende Monarchin habe "großes Interesse an Deutschland und Bayern".

Söder und ABBA: "Performance besser als der Gesang"

Dass die 80-jährige Königin einen regionalen Ministerpräsidenten empfängt, ist nicht selbstverständlich. Die protokollarischen Hürden für Gäste sind hoch. Von Vorteil ist es wohl, dass Silvia ihren Mann, den heutigen König Carl Gustav, 1972 in München kennengelernt hatte. Bis heute ist sie dem Freistaat wohlgesonnen.

Ein paar Stunden zuvor hatte es in Söders Besuchsprogramm eine erfolgreichere Führung gegeben. Auch Glanz, Glamour und Geschichte. Aber nicht Gemälde, sondern Goldene Schallplatten, Glühbirnen und Tonbänder – Besuch im ABBA-Museum. "Das sind einzigartige Künstler, sie gehören wahrscheinlich zu den größten der Welt", schwärmt der CSU-Chef. Er freut sich sichtlich, als "echter Fan von ABBA".

Zum Museum gehört eine kleine Konzertbühne. Wer sie erklimmt, kann sich als fünftes Band-Mitglied in die Hologramme von Agnetha, Frida, Björn und Benny einreihen. "Tut er das wirklich?", fragt man sich kurz. Aber Söder zögert keine Sekunde, klettert auf die Bühne, packt das Mikrofon.

Söder im roten Bühnenlicht

"Bavarian Music proudly presents", brummt Söders Stimme in den dunklen Saal. Lampen an, aus den Boxen tönt "Dancing Queen". Der bayerische Regierungschef, rot bestrahlt, wiegt die Hüften, bewegt die Lippen, textsicher, aber kaum hörbar. "Die Performance ist noch besser als der Gesang", wird er das später erklären. Nicht mal zwei Minuten dauert die Tanzeinlage. In den sozialen Medien hallt sie stundenlang nach, das Video geht viral.

Es ist Söders erste Reise nach Schweden. Das Ziel sei, Bayerns Kontakte nach Nordeuropa zu stärken. Als letzter Ministerpräsident war Edmund Stoiber hier gewesen, im Jahr 2001. Im bayerischen Fokus lag seitdem Südosteuropa. Anlass des Schweden-Besuchs war nun eine Einladung an Söder von Ministerpräsident Ulf Kristersson, ausgesprochen bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2023.

Energie, Verteidigung und der Hund des Premiers

Er begrüßte den Bayern unmittelbar nach dessen Ankunft in Stockholm mit einem Abendessen. Söder herzte Kristerssons Hund Winston ("hat uns nett begrüßt") und vereinbarte die Bildung einer Regierungskommission. Künftig soll es einen regelmäßigen bayerisch-schwedischen Austausch zu Fragen der Technologie, Wirtschaft und Energie geben. Langfristig möchte Söder Wasserstoff aus Skandinavien bis in den Freistaat holen. Dazu brauche es allerdings die deutschlandweite Infrastruktur.

Empfangen wird Söder auch von den Ministern für Verteidigung und Zivilschutz. Von diesem Treffen hatte sich der CSU-Chef Ideen für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland erhofft. Söder fordert sie seit Längerem, anlässlich des russischen Angriffs auf die Ukraine. Schweden habe da ein "sehr intelligentes Modell". Später zeigt er sich ernüchtert: Die Praxis der Schweden reiche nicht aus, um genügend Menschen zu begeistern, freiwillig zur Bundeswehr zu gehen". Deutschland komme "um eine echte Wehrpflicht nicht herum". Richtig sei die Rückkehr zur alten, 2011 ausgesetzten Wehrpflicht.

Abstecher in die Arktis

Heute, am dritten Tag der Reise, steht ein Besuch im Weltraumzentrum im arktischen Kiruna an, der nördlichsten Stadt Schwedens. Dort sind auch bayerische Firmen aktiv. Falls die zu erwartenden Söder-mit-Technik-Fotos in den sozialen Medien nicht genügend Interesse finden sollten – kein Problem: Zum Ende des Schweden-Besuchs ist eine Fahrt mit einem Hundeschlitten geplant.

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