Eine große Schildkröte aus Metall am Ufer des Oggenrieder Weihers erinnert an Lotti.
Bildrechte: BR / Rupert Waldmüller

Direkt am Oggenrieder Weiher haben die Irseer ihrer Lotti ein Denkmal aufgestellt.

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Baden mit Lotti - Der Oggenrieder Weiher in Irsee

Früher kannten ihn nur Einheimische, seit 2013 die ganze Welt: den Oggenrieder Weiher in Irsee. Vor neun Jahren soll dort eine Schnappschildkröte einen Jungen beim Baden gebissen haben. Bis heute ist "Lotti" in Irsee und am "Oggi" unvergessen.

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Tobias und Robin springen mit Anlauf ins Wasser. Die Jungs plantschen gern im Oggenrieder Weiher. Bei einigen Badegästen schwimmt hier aber auch nach neun Jahren Lotti immer noch im Hinterkopf mit. "Ich gehe immer rein und denke mir: 'Wuah! Irgendwie gruselig!'", gesteht zum Beispiel Karin Specht. "Ich weiß: Da ist nix. Aber ich denke jedes Mal dran!"

Lotti als Sommerlochstar

Im August 2013 soll die Schnappschildkröte einem Jungen beim Baden im Oggenrieder Weiher die Achillessehne durchgebissen haben. Kurz darauf beginnt die spektakuläre Jagd: Der See wird abgelassen, leergefischt und durchkämmt. Die Suche nach der Schnappschildkröte wird zum großen Sommerlochthema. Das beschauliche Irsee, der Oggenrieder Weiher und Bürgermeister Andras Lieb stehen plötzlich im Licht der Weltöffentlichkeit.

Irsee weltweit im Fernsehen

"Wir waren von Amerika bis Neuseeland überall in den Medien", erinnert sich der Bürgermeister. Als er eines Morgens zum Weiher kam, seien alle führenden Fernsehstationen vor Ort gewesen. "Ich war wirklich baff und habe dann 50 bis 60 Radiointerviews gegeben - und das weltweit."

Lotti bleibt verschwunden

Monatelang dauert die Suche nach Lotti. Kaum etwas lassen die Irseer unversucht. Doch nichts führt zum Erfolg. Weder der eigens gebaute Riesen-Rechen, mit dem der Schlamm durchkämmt wird, noch Spürhunde oder Reptilienexperten können Lotti aufspüren. Nicht einmal die Rinderinnereien in den Lebendfallen locken die bissige Schildkröte aus ihrem Versteck.

Bürgermeister: Lotti war da!

Bürgermeister Andreas Lieb ist aber bis heute überzeugt: Das Tier war wirklich da. "Es gibt Leute, die haben Schnappschildkröten und lassen die nachts schwimmen - und das war anscheinend so der Fall", sagt der Irseer Bürgermeister. Außerdem verweist er auf die Fotos des verletzten Beins des Jungen, auf denen man eindeutig die Bissspuren von einer Geier- oder einer Schnappschildkröte sehen könnte. "Da gibt es keine Deutung", bekräftigt der Bürgermeister.

Keine Angst mehr vor der Schnappschildkröte

Auch nach neun Jahren gibt es aber immer noch keine Spur von Lotti. Inzwischen hat der Bürgermeister - wie die meisten Irseer auch - seinen Frieden gemacht mit dem bissigen Tier. "Am Anfang habe ich gedacht: Um Gottes Willen!", sagt Lieb. Mittlerweile habe sich aber jeder mit ihr arrangiert. "Keiner hat mehr Angst vor Lotti. Inzwischen gehört sie zum Oggenrieder Weiher. So wie das Kloster Irsee gehört auch die Lotti dazu", sagt Lieb.

Ein Denkmal für Lotti

Die Liebe der Irseer zu ihrer Lotti geht inzwischen sogar so weit, dass sie ihr direkt am Weiher ein überlebensgroßes Denkmal gesetzt haben. In der Dorfbäckerei bei Volker Koneberg gibt es auch heute - nach neun Jahren - immer noch Lottis aus Brezen- und Semmelteig. "Wir sind davon ausgegangen, dass nach einer Woche der ganze Rummel vorbei ist", sagt Koneberg. Nach wie vor sei das Lotti-Gebäck in der Bäckerei aber ein großer Renner. Einmal hat Koneberg versucht, Lotti aus dem Sortiment zu nehmen. Schließlich sei das aufwändige Gebäck mit viel Handarbeit verbunden. "Dann kam prompt die Nachfrage von den Kunden: 'Habt ihr heut keine Lottis!?'", erzählt Koneberg.

Die Irseer haben ihre Lotti eben ins Herz geschlossen. Sie gehört zum Dorf genauso dazu wie ein – inzwischen wieder - unbeschwertes Bad im Oggenrieder Weiher.

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