Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, besichtigt bei Peking ein Stück der Chinesischen Mauer.
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Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, besichtigt bei Peking ein Stück der Chinesischen Mauer.

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Söders Auslandsreisen: Vorbereitung für die Kanzlerkandidatur?

Serbien, Schweden, jetzt China – der bayerische Ministerpräsident Söder ist aktuell viel unterwegs. Nach Einschätzung des Passauer Politikwissenschaftlers Oberreuter ist das auch ein Hinweis auf eine mögliche Kanzlerkandidatur für die Union.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Passauer Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter deutet die vielen Reisen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) als Hinweis auf die mögliche Vorbereitung einer Kanzlerkandidatur für die Union. Söder habe bei Umfragen derzeit sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Parteimitgliedern in der Union die besten Werte, betonte Oberreuter im Interview mit BR24 TV im BR Fernsehen.

Er sage zwar, sein Platz sei in Bayern, aber wenn die Frage der Kanzlerkandidatur sich stelle, könne auch diese Aussage relativiert werden. "Es könnte sein, dass diese ganzen Auslandstouren und diese Selbstdarstellungsmechanismen dazu einen Beitrag leisten, die Idee einer doch vielleicht möglichen Kanzlerkandidatur zu unterstreichen."

Oberreuter: Starker Auftritt Söders in China

Oberreuter wertete das Auftreten Söders in China als stark. Er kuschle mit Pandabären und spreche mit hochkompetenten, ausstrahlungskräftigen chinesischen Führungsfiguren – "was nicht jedem Ministerpräsidenten guttut oder gut gelingt". Das verschaffe Söder viel Reputation. Sowohl in den Medien als auch in der Politik kursiere die Aussage, es sei nicht vorstellbar, "dass ein anderer Ministerpräsident in China so pfleglich und höflich und eigentlich unterstützend behandelt wird wie der gegenwärtige bayerische".

Eine Garantie sei das für Söder natürlich nicht, fuhr der Politikwissenschaftler fort. Eine Kanzlerkandidatur in der Union laufe im Grunde auf den CDU-Vorsitzenden hinaus. "Aber wir haben ja das letzte Mal gesehen, alle diese Fragen sind relativ und auch spät vor den Wahlen noch beantwortbar. Sie können auch zu Krisen führen, aber das wird man dieses Mal vielleicht gern vermeiden wollen."

Wirtschaftsinteressen im Vordergrund

Als weiteren Grund für die Auslandsreisen Söders nannte Oberreuter die besondere bayerische Mentalität. Der Ministerpräsident verfolge die gleichen Ziele wie alle bayerischen Ministerpräsidenten seit Franz Josef Strauß. Bayern sei ein traditionell eigenständiges deutsches Bundesland. "Die bayerische Mentalität strebt nach Darstellung auf der Weltbühne – nicht immer zur Freude der Bundesregierung." Diesen Trend wolle Söder natürlich unterstreichen: "Die Bayern sind stark und der bayerische Ministerpräsident ist mindestens so stark wie die Bayern."

Dass Söder mit offenen Armen in China empfangen worden sei, liege zudem an wirtschaftlichen Interessen. Chinas Ministerpräsident habe großes Interesse daran, Handelsbeziehungen aufrechtzuerhalten, zumal die wirtschaftliche Entwicklung seit Corona auch in China nach unten tendiere. "Weniger Interesse hat er (der chinesische Ministerpräsident) daran, die Wettbewerbsbedingungen gleich und fair zu gestalten", schloss Oberreuter. Das wiederum sei aber ein legitimes Interesse des bayerischen Ministerpräsidenten, dass die deutsche Industrie, die deutsche Wirtschaft, in China fair und gleich behandelt werde.

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