Der Bürgersaal in München, seit der Weihe des Hochaltars am 13. Mai 1778 inoffiziell auch "Bürgersaalkirche" genannt, ist der Bet- und Versammlungssaal der Marianischen Männerkongregation "Mariä Verkündigung" - er wurde 1709/10 nach Plänen von Giovanni Antonio Viscardi erbaut
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Pater Rupert Mayers Wirkungsstätte: der Bürgersaal in München, seit der Weihe des Hochaltars am 13. Mai 1778 auch "Bürgersaalkirche" genannt

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Gegen den NS-Staat: Vor 75 Jahren starb Pater Rupert Mayer

Der "Apostel Münchens", Pater Rupert Mayer, kämpfte früh gegen die Nationalsozialisten. Am 1. November 1945 starb er mitten in der Allerheiligenmesse. Noch immer spricht seine Botschaft viele an. Zur Heiligsprechung aber fehlt das Wunder.

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"Ich habe nie geschwiegen, wo ich reden sollte, und nie geredet, wo ich schweigen sollte." Diese Worte bekam Rupert Mayer zu seiner Priester-Weihe als Leitwort mit auf den Weg - sie sollten sein Leben bestimmen: Schon früh erkannte der Münchner Priester die Gefahren des aufsteigenden Nationalsozialismus und warnte seine Gläubigen, wie der Jesuitenpater Peter Linster, Kirchenrektor der Bürgersaalkirche München erklärt. Für Rupert Mayer sei klar gewesen, dass ein Katholik nicht NSDAP wählen könne. "Er war ein Mann des klaren Wortes, der Entschiedenheit", sagt Linster.

Rupert Mayer war der erste Arbeiterpriester in Deutschland, engagierte sich für Arme und Schwache und kämpfte schon früh gegen die Nationalsozialisten. Vor 75 Jahren am 1. November 1945 starb Pater Rupert Mayer an einem Gehirnschlag. Er hielt gerade die Messe zu Allerheiligen in der Münchner Michaelskirche. Sein Grab, in der benachbarten Bürgersaalkirche in der Münchner Innenstadt, ist ein viel besuchter Wallfahrtsort.

Seelsorger und Wohltäter zugleich

Ursprünglich war der Bürgersaal ein Versammlungsraum der "Marianischen Männer-Kongregation", also: katholischer Männer, die besonders Maria verehren. Für diese - viele von ihnen verletzte Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg - war Rupert Mayer Seelsorger und Wohltäter zugleich.

Obwohl er selbst im Krieg als Militärgeistlicher ein Bein verloren hatte, feierte er täglich Gottesdienst, hörte bis zu 60 Beicht-Gespräche und schlief nur sehr wenig. Pater Rupert Mayer sei für die Münchner der "Apostel Münchens", sagt der Jesuitenpater Peter Linster. Sie hätten gewusst: "Zu ihm kann ich gehen, er hat für mich sowohl in meinen materiellen Nöten immer etwas bereit - und wenn er nichts mehr hatte, hatte er immer noch ein gutes Wort."

Kein Märtyrertod für den "Großstadt-Apostel"

Sein entschiedenes Auftreten gegen den Nationalsozialismus wird ihm später zum Verhängnis: Nach mehrmaligen Verhaftungen durch die Gestapo wird er im November 1939 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert, erkrankt schwer. Um den "Großstadt-Apostel" Münchens nicht als Märtyrer sterben zu lassen, schicken ihn die Nazis in die Verbannung ins Kloster Ettal.

Für München ist Rupert Mayer bis heute so prägend wie ein "Stadtheiliger". Denn sein Vorbild der Nächstenliebe wirkt weiter: Im Hof hinter der Bürgersaal-Kirche bietet der Jesuiten-Orden eine Armenspeisung an. 30 bis 60 Bedürftige kommen werktags dorthin.

Für Heiligsprechung fehlt das medizinische Wunder

Auch die Münchner Jesuiten pflegen sein Gedenken, und wünschen sich die Heiligsprechung Rupert Mayers. Dazu allerdings fehlt noch ein medizinisches Wunder: Eine geheilte Person müsste offiziell, mit ärztlichen Nachweis, bestätigen, dass sie oder er auf die Fürbitte zu Rupert Mayer hin geheilt wurde.

Auch ohne Heiligsprechung ist das Grab von Rupert Mayer aber für viele Gläubige eine Wallfahrtsstätte, ein Ort der Ruhe und des Gebets mitten im Münchner Stadtzentrum. Auch Christiane Michel hält hin und wieder am Grab des Widerstandskämpfers inne. Die 67-Jährige begleitet ehrenamtlich todkranke Menschen im Hospiz, deswegen kommt sie regelmäßig zum Gebet. Und für viele, die hier auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen kurz vorbeischauen, gilt der Jesuitenpater als persönlicher Heiliger - unabhängig davon, was Rom sagt.

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Der Jesuitenpater und Seelsorger Rupert Mayer im Jahr 1938 als Häftling in Landsberg
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Der Jesuitenpater und Seelsorger Rupert Mayer im Jahr 1938 als Häftling in Landsberg - er wurde dreimal von der Gestapo verhaftet

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