Archäologische Funde in einer Vitrine.
Bildrechte: BR/Veronika Meier

In Irlbach in Niederbayern ist die erste jemals in Deutschland gefundene Situla, ein spezielles Bronzegefäß (hinten rechts), präsentiert worden.

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Sensationsfund: Deutschlandweit erste Situla entdeckt

Archäologen haben im Kreis Straubing-Bogen einen besonderen Schatz gehoben: eine Situla. Sie fanden das aufwendig verzierte Bronzegefäß in einem Grab aus der Zeit vor Christus. Ein in Deutschland bislang einmaliger Fund, der zufällig gemacht wurde.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Auf einem Acker bei Irlbach im Kreis Straubing-Bogen ist in einem Grab aus der Antike eine sogenannte Situla entdeckt worden. Es ist der erste Fund dieser Art in Deutschland. Er wurde am Sonntag im Begegnungshaus in Irlbach erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Bei einer Situla handelt es sich um ein Bronzegefäß, das aufwendig mit Menschen, mystischen Tieren, Wagenrennen- und Boxkämpferdarstellungen verziert ist. In Situlen (lateinisch für Eimer) wurde Wein aufbewahrt oder mit Wasser gemischt. Sie waren hauptsächlich in Oberitalien und Slowenien verbreitet, daher ist der Fund in Niederbayern von besonderer Bedeutung.

Sondengeher stößt auf Situla

Entdeckt wurde die Situla zufällig: Hobby-Sondengeher Franz Radlbeck aus Irlbach war im November 2022 auf die archäologischen Überreste im Boden gestoßen. Zunächst entdeckt er Metallüberreste und Scherben, schließlich gräbt er die Bronze-Situla aus. Weil der 63-Jährige schon vermutet, dass es sich bei seinem Fund um archäologisch wertvolle Materialien handeln könne, informiert er den Landkreisarchäologen Ludwig Husty. Der kann beinahe seinen Augen nicht trauen: "Das ist ein Gefühl gewesen, das kann man kaum in Worte fassen." Husty und sein Team graben dann im Mai 2023 an der Fundstelle eine Grabkammer einer hochrangigen Persönlichkeit aus der Zeit des 5. Jahrhunderts vor Christus aus.

Der Mann sei etwa 30 bis 50 Jahre alt geworden. Er wurde in einem Hügelgrab bestattet, in dem sich die hölzerne Grabkammer befand. Die Grabbeigaben seien sehr ungewöhnlich und wertvoll, so Husty. In dem Grab waren neben der Situla ebenfalls Gegenstände, die so in Niederbayern nicht zu erwarten waren: zum Beispiel weitere Bronzegefäße, wie eine Schnabelkanne und zwei Bronzebecken, die aus dem etruskischen Raum stammen. Außerdem befanden sich in dem Grab noch besondere Keramiken und ein kleiner goldener Ring. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass es sich bei dem Verstorbenen um eine Person der absoluten Elite dieser Zeit handeln muss. Und eine weitere kuriose Grabbeigabe wird gefunden: ein vermutlich versteinerter Seeigel, etwa 100 Millionen Jahre alt.

Situla bald in Gäubodenmuseum zu sehen?

Der Fund nahe Irlbach sei für den ostbayerischen Raum "von kaum abschätzbarer Bedeutung" und erbringe neue, bislang unbekannte Aspekte für die überregionalen Verbindungen mit dem Gebiet jenseits der Alpen, teilt das Landratsamt Straubing-Bogen mit.

So stellen sich den Wissenschaftlern einige Fragen: Woher kam der Mann im Grab? "Wir haben eigentlich in der Region keinen Hinweis auf eine bedeutende Siedlung, in der jemand lebt, der sich diese Objekte leisten kann", so Husty. Zwei Interpretationsmöglichkeiten gibt es: Entweder es handelt sich bei dem Begrabenen um einen Einheimischen, der die Gegenstände womöglich in Italien oder Slowenien gekauft hat, oder war es vielleicht doch ein Durchreisender. Dies müsse durch naturwissenschaftliche Methoden untersucht werden, so Husty. Sicher sei: Die Erforschung dieser Zeit werde durch den Fund in eine andere Richtung gelenkt.

Nun müssen noch einige rechtliche Fragen um den Fund geklärt werden, dann wird die Situla restauriert und - so hofft Landkreisarchäologe Husty - schließlich im Gäubodenmuseum in Straubing ausgestellt.

Dieser Artikel ist erstmals am 16. Juli 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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