Archäologie im Selbstversuch
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Archäologie in Niederbayern: Ein "Knochenjob"

Im niederbayerischen Otzing laufen derzeit wegen eines Bauvorhabens Ausgrabungen. Schon früher wurden hier archäologische Besonderheiten gefunden, wie ein keltisches Fürstengrab. Auch jetzt stoßen Archäologen auf Zeitzeugnisse unserer Vorfahren.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Ausgrabung in Otzing
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Ausgrabung in Otzing

Die Vorstellungen von Archäologie sind geprägt durch Hollywood-Filme wie "Indiana Jones": Abenteuer und Schatzsuche. Doch die Realität sieht anders aus.

Archäologische Ausgrabungen: Knochenarbeit!

Archäologe Thomas Beck gibt Anweisungen: Mit Spaten, Schaufel und Kelle muss erst eine Grube gegraben werden, um überhaupt auf Relikte der Vergangenheit stoßen zu können. Das ist ein Knochenjob.

Ganz oben befindet sich die Humusschicht, darunter der sogenannte B-Horizont, bis man auf den Lössboden stößt. Zwischen den Schichten können sich archäologische Befunde abzeichnen, als dunkle Verfärbungen im Boden – für ein geschultes Auge kein Problem. Für Laien aber eine der größten Herausforderungen: Steine von wertvollen Keramikstücken auseinanderzuhalten.

Archäologen: Von Vorurteilen und Leidenschaft

Beck liebt seinen Beruf, auch wenn der oft in der Bevölkerung mit Vorurteilen behaftet ist. Da heißt es dann zum Beispiel: Das, was die Archäologen da machen, kann doch jeder. "Nein, kann eben nicht jeder. Da fehlt oft das Verständnis", so Beck. Doch er liebt seinen Beruf: in die Geschichte einzutauchen, auf verschiedenen Baustellen auf unterschiedliche Zeitstufen zu stoßen. "Das ist wirklich abwechslungsreich", schwärmt der Archäologe.

Archäologische Funde als Zeitzeugen und Identifikation

Ohne Archäologie wüssten die Menschen nichts über die Vergangenheit, über unsere Vorfahren, sagt Beck. Was uns ausmacht, auch als Bayern, woher unsere Kultur und die Traditionen stammen – all das bringen Archäologen wie Beck ans Licht.

Und das kann bei der Bevölkerung auch ankommen. Als im Jahr 2011 ein seltenes, keltisches Fürstengrab in Otzing im Landkreis Deggendorf gefunden wurde, waren die Menschen begeistert: "Da findet dann schon so eine Art Identifikation statt", so Beck.

Otzing als beliebter Siedlungsort – damals wie heute

Die Wahrscheinlichkeit, in Otzing bei den aktuellen Ausgrabungen auf Spuren der Vergangenheit zu stoßen, sind groß. Sven Fiedler, Kreisarchäologe in Deggendorf, meint: "Das ist ein Platz, der immer wieder aufgesucht worden ist, weil er siedlungsgünstig ist. Im Gäuboden zwischen Regensburg und Vilshofen ist der Löss fruchtbar und wird bis heute zum Wohnen und Leben genutzt."

Verzierungen an Keramik-Fundstücken: eine Mode-Erscheinung

Schicht für Schicht kommt man der Geschichte näher – und der Lebensweise der Vorfahren. In den Gruben werden von Dreck überzogene Keramikscherben sichtbar. Wischt man ihn ab, erscheinen Verzierungen: typische Kammstrichmuster oder auch Fingertupfenleisten.

Kreisarchäologe Fiedler spricht von Mode bei den Keramik-Fundstücken: Wie die Fashiontrends hätte sich auch die Keramik in all den Jahren gewandelt. "Die Form und die Verzierung ändert sich über die Zeit", so Fiedler. Anhand der verzierten Scherben von Vasen oder Töpfen können Archäologen eine zeitliche Datierung vornehmen und sie einer bestimmten Periode zuordnen.

Bei den aktuellen Ausgrabungen in Otzing sind schon einige verzierte Keramikscherben gefunden worden: "Die hier stammt aus der Urnenfelderzeit, zwischen 1.200 bis 800 v. Christus. Das ist eine tolle Aussage: Hier haben Leute schon vor Tausenden Jahren gewohnt, jetzt wohnen wir da."

Scherben und Knochen: Zeitzeugen der Geschichte

Auch Knochen werden immer wieder gefunden: Die Menschen damals hatten Vorratsgruben angelegt, Essensreste entsorgt, aber auch Tiere bestattet. Die tierischen Knochen können viel über die Lebensweise der Menschen von damals aussagen und verraten, so Beck.

Alle Funde werden geborgen, gereinigt, bestimmt, Berichte werden erstellt und kommen dann ins Depot zur Kreisarchäologie: aufbewahrt für die Wissenschaft, aber auch als Zeitzeugnisse der Geschichte.

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