Schuhbeck-Prozess-Geständnis: "Ich habe einiges falsch gemacht"
Bildrechte: BR

Schuhbeck-Prozess-Geständnis: "Ich habe einiges falsch gemacht"

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Schuhbeck-Prozess-Geständnis: "Ich habe einiges falsch gemacht"

Der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Star-Koch Alfons Schuhbeck hat ein weitgehendes Geständnis abgelegt. Vor dem Landgericht München gab er zu, die Umsätze in einem seiner Restaurants manipuliert und Geld aus den Kassen entnommen zu haben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Starkoch Alfons Schuhbeck hat heute vor dem Landgericht München ausgesagt und die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft teilweise eingeräumt und um Entschuldigung gebeten. Schuhbeck bestätigte im Großen und Ganzen auch die Aussage des Mitangeklagten.

  • Zum Artikel: "Schuhbeck-Prozess - Steuerverkürzung oder Steuerhinterziehung?"

Schuhbeck: "Als Unternehmer gescheitert"

Er habe von seinem Vater die Liebe zur Küche geerbt, aber sei als Unternehmer gescheitert, so Schuhbeck am zweiten Tag des Prozesses. Das habe er in den vergangenen Wochen und Tagen einsehen müssen. "Ich habe einiges falsch gemacht", sagte Schuhbeck.

Er könne sich nicht erklären, wo das ganze Geld geblieben sei. "Ich habe mir, meinen Freunden und Bekannten und auch meinen Verteidigern bis zuletzt etwas vorgemacht, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin." Weiter sagte der Starkoch, dass er das Geld nicht für Luxusdinge ausgegeben habe, sondern immer nur Löcher gestopft habe. Etwa habe er mit dem Geld die Ausbildung seiner vier Kinder unterstützen wollen, so Schuhbeck. Er habe ihnen das Studium ermöglichen wollen, das er selbst nicht habe absolvieren können. 

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Schuhbeck bestätigt weitgehend Einsatz von Schummelsoftware

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 73-Jährigen vor, unter anderem mithilfe eines Computerprogramms Einnahmen am Finanzamt vorbeigeschleust zu haben. Insgesamt geht es um mehr als 2,3 Millionen Euro Steuern, die Schuhbeck so zwischen 2009 und 2016 hinterzogen haben soll. Bei solch einem Betrag ist im Fall einer Verurteilung von einer Haftstrafe auszugehen.

Vor Gericht gab sich der Unternehmer zerknirscht. Der Starkoch sprach von Fehlern und seinem Versagen als Kaufmann. Dass er jetzt auspackt, erklärte Schuhbeck damit, dass er nichts mehr verdrängen und bei der Aufklärung helfen wolle. Zudem gab er zu, dass ein IT-Fachmann für ihn ein Computerprogramm entwickelt hat, mit dem man Restaurant-Einnahmen sozusagen mindern konnte. Und dass er dann Geld aus der Kasse nehmen konnte – vorbei am Finanzamt.

Der mitangeklagte IT-Fachmann hatte das vergangene Woche auch so erklärt. Und laut Schuhbeck war diese Aussage "im Großen und ganzen richtig" – allerdings mit Einschränkungen: Der Koch sagte, dass nicht er den Fachmann gebeten habe, so ein Programm zu entwickeln, sondern dass der andere das von sich aus angeboten habe. Und das Tool soll auf Sticks gewesen sein, auf die auch andere zugreifen konnten. Laut Schuhbeck könnten also auch noch andere einen solchen Stick benutzt und Geld aus der Kasse genommen haben.

Gerichtssprecher: "Man muss überprüfen, ob die Angaben so stimmig sind"

Schuhbeck gab zu, dass er in seinem Münchner Restaurant "Orlando" das Computertool genutzt habe. Im Restaurant "Südtiroler Stuben" habe er hingegen die Kasse nicht einmal bedienen können und könne sich nicht erklären, wie dort Geld verschwunden sei. Er könne nicht ausschließen, dass dort aber ebenfalls Umsätze nicht angegeben worden seien. Schuhbeck räumte ein, dass er die steuerlichen Konsequenzen als Geschäftsführer auch für dieses Restaurant zu tragen habe.

"Bezüglich der Tiroler Stuben hat er eine wissentliche und willentliche Manipulation nicht eingeräumt", so der Gerichtssprecher Florian Gliwitzky. Schuhbeck habe jedoch erklärt, dass ihm Unregelmäßigkeiten bei den Einnahmen aufgefallen seien, deswegen habe er eine Prüfung veranlasst.

"Im Rahmen der Beweisaufnahme muss man natürlich die gesamte Einlassung noch einmal überprüfen und sich anschauen, ob die Angaben so stimmig sind", so Gliwitzky weiter.

"Stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes"

Energisch wies Schuhbeck den Vorhalt des Gerichts vom Prozessauftakt vor einer Woche zurück, er habe Kontakte in die Karibik und womöglich dorthin Geld verschoben. Tatsächlich habe er im Zuge einer Umschuldung 2015 Geld aus der Karibik von Kreditgebern erhalten sollen, die Finanzierung sei aber nicht zustande gekommen. Nur so ließen sich für ihn die vom Gericht geäußerten Verbindungen in die Karibik erklären.

Er spiele nicht, habe auch keine anderen Laster oder ausländische Konten oder sonst irgendein "Schatzkästchen". Laut BR-Reporterin Birgit Grundner klang auch immer wieder durch, dass er vielleicht auch den Überblick über sein unternehmerisches Imperium verloren hat. Restaurants, Partyservice, Gewürzläden, Eisdiele, Kochschule... Erst vergangenes Jahr musste Alfons Schuhbeck Insolvenz anmelden – nach seinen Worten auch deswegen, weil die Corona-Staatshilfe ausgeblieben sei. Und jetzt der Steuerhinterziehungsprozess. Schuhbeck sieht sich vor den "Trümmern seines Lebenswerks" - so formulierte er es heute.

5.10.2022: Schuhbeck vor Prozessbeginn im Gerichtssaal
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

5.10.2022: Schuhbeck vor Prozessbeginn im Gerichtssaal