Schweinehälften hängen im Kühlhaus des Schlachthofs Bamberg.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Vogl

Die Entscheidung über die Zukunft des Bamberger Schlachthofs verzögert sich.

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Schlachthof Bamberg: Ungewisse Zukunft bei wachsender Bedeutung

Ende des Jahres sollte eine Entscheidung über die Zukunft des kriselnden Bamberger Schlachthofs fallen, doch die ist vertagt. Auch, weil die Einrichtung trotz aller finanzieller Sorgen eine immer größere Rolle für Nordbayerns Fleischmarkt spielt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Entscheidung über die Zukunft des Bamberger Schlachthofs verzögert sich. Mit einer Machbarkeitsstudie wolle man unterschiedliche Szenarien für eine mögliche Schließung des Betriebs erarbeiten, teilte ein Stadtsprecher auf Anfrage mit. Bis die Studie vorliege, dauere es aber noch. "Eine solch weitreichende Entscheidung über eine Schließung oder einen dauerhaften Weiterbetrieb benötigt Zeit, denn sie muss unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte getroffen werden", betonte der Sprecher. Derzeit wird eine Abstimmung Mitte 2024 angestrebt.

Vor rund einem Jahr hatte der Stadtrat die Entscheidung, ob in Bamberg weiter geschlachtet werden soll, auf Ende 2023 vertagt. Die Schlachthof Bamberg GmbH ist in städtischer Hand. Seit sie in den vergangenen Jahren durch diverse Krisen in finanzielle Schieflage geraten war, wird über die Zukunft des Schlachthofs nördlich der Bamberger Innenstadt diskutiert.

Finanzielle Schieflage durch Corona-Pandemie

Der Schlachthof, eine Tochtergesellschaft der Stadt Bamberg, war vor allem durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in finanzielle Schieflage geraten. Durch Preisverhandlungen mit den beiden Großkunden, Toennies und Vion, hatte man es zuletzt allerdings wieder geschafft, keinen Verlust zu erwirtschaften.

Und dennoch: Manche Stadträtinnen und -räte würden auf dem 5,5 Hektar großen Areal lieber Wohnungen sehen. Unstrittig ist außerdem, dass Investitionen in Millionenhöhe nötig sein werden, wenn der Schlachthof weiterbetrieben werden soll. Laut Wirtschaftsreferent Stefan Goller müssten mittelfristig rund vier Millionen Euro investiert werden. Hinzu kommen offene Forderungen und Rückzahlungen, die zuletzt gestundet und mit etwa 3,7 Millionen Euro angegeben wurden.

Rolle für den Fleischmarkt in Nordbayern wächst

Demgegenüber betont die Stadt, dass der Bamberger Schlachthof eine immer größere Rolle für den Fleischmarkt in ganz Nordbayern spiele. In den Jahren 2021 und 2022 seien in Bamberg pro Monat 28.000 Schweine und 3.500 Rinder geschlachtet worden, sagt der Stadtsprecher. Andernorts, beispielsweise in Aschaffenburg und Kronach, seien dagegen zuletzt Betriebe geschlossen worden. Kleinere Höfe mit geringeren Schlachtzahlen könnten immer weniger mithalten.

Dazu kommt die Diskussion rund um das Tierwohl. Rund 90 Prozent der in Bamberg geschlachteten Schweine stammen aus etwa 5.000 Mastbetrieben und Erzeugern in einem Umkreis von 150 Kilometern rund um Bamberg. Sollte der Schlachthof geschlossen werden, müssten Schweine und Rinder über weitere Strecken zu anderen Schlachthöfen transportiert werden, zum Beispiel nach Kulmbach oder Erlangen, gab Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) bereits vor Monaten zu bedenken.

Fördermittel für den Bamberger Schlachthof in Aussicht

Außerdem, teilt die Stadt Bamberg mit, habe Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) dem Schlachthof Fördermittel in Aussicht gestellt. In nächster Zeit solle ein Plan mit den nötigen Investitionen für die Zukunft des Schlachthofs im Stadtrat vorgestellt und die bereits laufenden Verhandlungen mit Großkunden des Betriebs abgeschlossen werden.

Zu guter Letzt wären von einer Schließung des Bamberger Schlachthofs auch zahlreiche Arbeitsplätze betroffen. In der Schlachthof GmbH sind 160 Mitarbeiter angestellt, in weiteren sechs am Standort angesiedelten, fleischverarbeitenden Betrieben 340 Mitarbeiter.

  • Zum Artikel: Fleischkonsum geht zurück – Lohnen sich große Schlachthöfe noch?

Mit Informationen von dpa.

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