Student sitzt auf einem Stuhl und blättert in seinem gelben Impfpass
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Studierende haben noch immer Probleme, einen Impftermin zu bekommen. Victor List freut sich deshalb über die Impfaktion der Hochschule Ansbach.

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Riesige Nachfrage nach Impfstoff an Hochschule Ansbach

Sie sind gesund und belastbar: Für junge Menschen ist es schwer, einen Impftermin zu bekommen, trotz Aufhebung der Impfpriorisierung. Studierende der Hochschule Ansbach haben deshalb eine Impfaktion organisiert. Die Nachfrage: riesig.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Nur fünf Minuten hat es gedauert, dann waren alle 150 Impftermine weg. Victor List ist einer der Glücklichen, die einen Termin ergattern konnten, den er vorher online vereinbaren musste. "Ich war schnell genug", freut er sich. "Ab zehn Uhr waren die Termine freigeschaltet, und ich war um 09.50 Uhr drin und habe ständig auf Refresh geklickt." Nun wartet der Student vor dem Arztzimmer, in dem normalerweise Seminare stattfinden, auf sein Aufklärungsgespräch.

Arztgespräch im Seminarraum an Hochschule Ansbach

Victor List hat alles dabei, was nötig ist: Personalausweis, Krankenkassenkarte, den gelben Impfpass und den Anamnesebogen für den Arzt, den er schon zu Hause ausgefüllt hat. Hausarzt Jürgen Krafft überfliegt den Bogen und nickt zufrieden. Ob er denn Fragen hätte, will er von Victor List wissen. "Ja, wie sieht das denn mit Nebenwirkungen aus?" fragt der Student.

Der Mediziner erklärt: Weil der Impfstoff von Johnson & Johnson nur einmalig gegeben werde, müsse er mit Beeinträchtigungen rechnen: Übelkeit, Schmerzen im Arm oder Kopfweh zum Beispiel. Dann solle er einfach eine Ibuprofen nehmen. Aber die Fahrt am Nachmittag von Ansbach nach Nürnberg zur Familie, meint Krafft, "die müsste noch zu schaffen sein".

Mediziner: "Studenten sind bisher durchs Raster gefallen"

Jürgen Krafft ist froh über die Impfaktion an der Hochschule. In seiner Praxis in Zirndorf wollten sich zwar viele junge Menschen impfen lassen, doch trotz Aufhebung der Impfpriorisierung hätten sie auch jetzt schlechte Karten – weil der Impfstoff nach wie vor knapp sei. "Die Studenten sind ja bis jetzt ein bisschen durchs Raster gefallen", meint der Mediziner. Er findet es wichtig, die jungen Leute jetzt zu impfen. Die hohen Inzidenzen in der Dritten Welle seien schließlich auch auf die Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen zurückzuführen. "Gut, dass wir sie impfen können und dass die Priorität aufgehoben ist. Mit mehr Impfstoff könnten wir noch mehr Tempo machen", so Krafft.

Studenten verärgert: Rücksicht genommen und als letzte geimpft

Eine Sonderlieferung Johnson & Johnson steht für den Impftag in Ansbach heute zur Verfügung, 150 Dosen. Nicht alle seine Patienten akzeptierten den Impfstoff, erzählt Jürgen Krafft, viele wollten lieber ein mRNA-Vakzin. Den Studierenden an der Hochschule in Ansbach hingegen ist es egal, welchen Impfstoff sie bekommen. Hauptsache, sie werden endlich geimpft und bekommen ihr altes Leben zurück, meint Paul Grumer, der die Impfaktion zusammen mit der Fachschaft der Hochschule organisiert hat.

"Wir haben gefühlt zwei Jahre zu Hause verbracht und haben Rücksicht genommen auf alle anderen. Und dann sind wir doch die letzten, die geimpft werden. Über die Studierenden wird gar nicht gesprochen. Irgendwann war es so, dass sogar über Impfungen für Schüler gesprochen wurde, aber nicht über die Studierenden. Von daher fühlen wir uns ein bisschen im Stich gelassen". Paul Grumer, Fachschaft Hochschule Ansbach
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Studierende kommen nur schwer an einen Impftermin

Gerade für Studierende sei es schwierig, an einen Impftermin zu kommen, sagt Eva Erhard, die ebenfalls in der Fachschaft aktiv ist. Viele hätten in Ansbach keinen Hausarzt und müssten sich deshalb auf Wartelisten setzen lassen. Deshalb habe die Fachschaft gerne die Organisation übernommen, als sich die Chance ergab. "Wir wollen endlich wieder Präsenzunterricht haben", so die Studentin. Sollte es noch einmal die Gelegenheit geben, will die Fachschaft erneut eine Impfaktion anbieten.

Nach zehn Minuten ist Victor List durch mit seiner Impfung. Er sitzt im Ruheraum auf einem Stuhl und blättert erleichtert und zufrieden in seinem gelben Impfpass. „War kurz und schmerzlos, kein Problem“, sagt er. „Jetzt schauen wir mal, wie die nächsten Stunden so werden, welche Impfreaktionen ich habe. Aber ich bin zuversichtlich und freue mich, dass ich geimpft bin“.

Fachschaft organisiert Corona-Impfung für Studierende
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