Reformbewegung "Wir sind Kirche": Jahrestagung in Würzburg
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Reformbewegung "Wir sind Kirche": Jahrestagung in Würzburg

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Reformbewegung "Wir sind Kirche": Jahrestagung in Würzburg

In Würzburg beginnt die Jahrestagung der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche". Es geht um die Hoffnung – und um Kirche und Menschenrechte. Die Bewegung ist bekannt für ihre Kritik an den Zuständen in der katholischen Kirche.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Von Freitag bis Sonntag trifft sich die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" zur Jahrestagung in der unterfränkischen Domstadt Würzburg. "Worauf und auf wen setzen wir unsere Hoffnung?". Unter anderem um diese Frage geht es laut Programm der Bundesversammlung.

Hoffnung als Thema der Tagung in Würzburg

Dass sich die Hoffnung im Programm niederschlägt, liegt am Datum der Bundesversammlung. Am 8. Dezember 1965 wurde das Zweite Vatikanische Konzil beendet, welches eine Erneuerung der katholischen Kirche und eine Öffnung zur Welt umsetzten wollte. Unter dem Titel "Freude und Hoffnung" veröffentlichte der Vatikan bereits am 7. Dezember 1965 einige erneuerte Kirchengesetze.

Die Tagung in Würzburg dauert bis Sonntag, 10. Dezember. Und ebenfalls an einem 10. Dezember hat die UN im Jahr 1948 die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" herausgegeben. Auch dieses historische Thema wird bei der Tagung zur Sprache kommen. Ein Programmpunkt dreht sich rund um Kirche und Menschenrechte. Darüber spricht der Würzburger katholische Hochschulpfarrer Burkhard Hose, der sich auch sehr für Reformen in der katholischen Kirche einsetzt.

Die Kirche mit den Menschenrechten versöhnen

Hose sagte BR24, ihm gehe es darum, "die Kirche mit den Menschenrechten zu versöhnen. Oder auf der Höhe der Menschenrechte ankommen zu lassen. Nach außen hin gelingt es ja schon häufig, aus der Kirche nach außen heraus tritt man ja sehr vehement für die Einhaltung von Menschenrechten ein, in der Gesellschaft gegenüber Staaten, aber im Inneren ist noch viel Luft nach oben."

So habe der Vatikan die allgemeine Erklärung der UN-Menschenrechte noch nicht unterzeichnet – als einer von wenigen Staaten. Vor 75 Jahren ist sie veröffentlicht worden. Burkhard Hose hätte sich gewünscht, dass der Vatikan sie dieses Jahr unterzeichnet hätte, denn "es wäre ein guter Zeitpunkt gewesen".

Bewegung für Reformen in der katholischen Kirche

Dabei kritisiert "Wir sind Kirche" immer wieder, auch mit scharfen Worten, die Zustände in der katholischen Kirche. Unter anderem hatte sie dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer vorgeworfen, er "schadet der gesamten Kirche". 2021 hatte vor einer Versammlung des Synodalen Wegs eine Predigt Vorderholzers für Aufsehen gesorgt, in der er gesagt haben soll, dass der sexuelle Missbrauch zum Umbau der Katholischen Kirche nach dem Vorbild evangelischer Kirchenordnungen instrumentalisiert werde. "Wir sind Kirche"-Mitglieder warfen ihm daraufhin vor, dem Ansehen der Kirche zu schaden.

Beim Treffen jetzt am Wochenende sind Menschen zu Gast, die sich ehrenamtlich in der Kirche engagieren. Ihnen soll am Wochenende unter anderem die Möglichkeit gegeben werden, sich zu vernetzten.

Forderungen nach Gleichberechtigung und freiwilligem Zölibat

"Wir sind Kirche" ist eine Laienbewegung, die seit 1995 aktiv ist und die katholische Kirche verändern möchte. Unter anderem setzt sie sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein und wünscht sich, dass Priester sich freiwillig für ein Leben im Zölibat entscheiden können.

Doch aus Rom erhalten die Katholikinnen und Katholiken, die Kirche verändern möchten, immer wieder Dämpfer und Rückschläge. Von sich aus werde die Kirche sich nicht verändern, es brauche den Druck der Basis, hieß es von "Wir sind Kirche" im Vorfeld der Tagung. Deswegen seien Hartnäckigkeit und auch dieses Treffen jetzt so wichtig.

Kleine Veränderungen seien zu sehen, seien Hoffnungspunkte. Umso wichtiger sei es jetzt, sich zu treffen, sich zu vernetzten, auszutauschen und gemeinsam Hoffnung zu haben. Hoffnung, für Veränderungen in der Kirche. Hoffnung, dass der Druck der engagierten Menschen in der Kirche eines Tages doch noch Erfolg bringt.

Rückseite des Würzburger St.-Kilians-Doms.
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Würzburger Dom

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