Das Maibaumstüberl in Aßling
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Das Maibaumstüberl in Aßling

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Rechtsradikale Parolen im Maibaumstüberl – Polizei ermittelt

Gäste sollen am Wochenende im Maibaumstüberl im oberbayerischen Aßling eine rassistische Liedzeile gesungen haben. Nun ermittelt die Polizei wegen Verdachts auf Volksverhetzung. Der zuständige Trachtenverein verurteilt den Vorfall.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Als das Maibaumstüberl in Aßling am Anfang des Monats seine Türen öffnete, hätte die Freude bei vielen Bewohnern der Gemeinde im Landkreis Ebersberg kaum größer sein können. Das Stüberl wurde wochenlang eigens für die traditionelle Maibaumwache ausgebaut, die nur alle fünf Jahre stattfindet. Eine Art kleines Wirtshaus, in dem sich diesen April das Nachtleben des Dorfes abspielt – und das in der Nacht zum Sonntag offenbar Schauplatz eines rassistischen Vorfalls wurde.

Medienbericht: Partygäste singen verbotene Zeilen

Wie ein Zeuge der "Süddeutschen Zeitung" anonym berichtete, wurde in der Nacht das Lied "L'Amour Toujours" vom DJ gespielt. Beim Refrain hätten mehrere Männer dazu "Ausländer raus, Deutschland den Deutschen" angestimmt – eine umgedichtete und strafbare Variante des ursprünglichen Liedtextes. Laut den Schilderungen habe niemand versucht, den Gesang zu stoppen oder die Musik abzustellen.

Polizei ermittelt wegen Verdachts auf Volksverhetzung

Aufgrund der Berichterstattung hat die Polizeiinspektion Ebersberg nun ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung eingeleitet und sucht nach weiteren Zeugen. Die mutmaßlichen Täter sind bislang unbekannt.

Der Vorfall in Aßling ist nicht der erste dieser Art in Bayern. Nach dem AfD-Parteitag im Januar im mittelfränkischen Greding etwa ermittelte der Staatsschutz, weil es dort zu ähnlichen Szenen kam. Auch beim Faschingsumzug in Landsberg am Lech im Februar wurden die ausländerfeindlichen Parolen auf einem Wagen öffentlich skandiert.

Trachtenverein verurteilt Vorfälle

Michael Kirmaier, Vorstand des Trachtenvereins, hat nach dem Vorfall in Aßling eine Krisensitzung einberufen. "Ich war entsetzt, als ich davon gehört habe", sagt er im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. "Das geht gar nicht." Der Verein ist verantwortlich für das Maibaumstüberl, viele der Mitglieder gehen regelmäßig dorthin zum Feiern. "Zu erfahren, dass das in unserem Maibaumstüberl möglich ist, war wie ein Schlag ins Gesicht."

Kirmaier, der selbst an dem Abend nicht anwesend war, hat seit dem Vorfall laut eigenen Angaben mit etwa 20 Vereinsmitgliedern gesprochen. Die meisten hätten von dem Vorfall nichts mitbekommen, da die Musik im Maibaumstüberl lauter sei als die Gesänge. Er betont, dass keine Vereinsmitglieder zu der mutmaßlichen Tätergruppe gehörten und fordert ein Hausverbot für diejenigen, die damit in Zusammenhang stehen.

Ursprüngliches Liebeslied wird zu Partyhit in rechtsextremen Kreisen

In den vergangenen Monaten hat sich der Song des italienischen DJs Gigi D'Agostino zu einer Art Neonazi-Hymne entwickelt. Bei dem Lied "L’Amour Toujours" handelt es sich ursprünglich um ein Liebeslied. "I still believe in your eyes, there is no choice, I belong in your life", lautet etwa ein Ausschnitt des Originaltexts. Nicht nur auf Partys, sondern auch in sozialen Netzwerken wie Tiktok, verbreitet sich jedoch die abgeänderte und strafbare Version mit den ausländerfeindlichen Worten.

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