Archivbild: Der Maibaum auf dem Stadtplatz in der Innenstadt von Traunstein.
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Mit allen Tricks: Wie die Bayern ihren Maibaum bewachen

Den Maibaum will man sich natürlich nicht stehlen lassen. Aber genau das haben die Nachbarburschen meist im Sinn, denn das Klauen gehört zur Tradition um den Maibaum wie der Senf zur Weißwurst. Also muss das gute Stück bewacht werden – aber wie?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Das Aufstellen von Maibäumen ist bayerische Tradition, genauso wie der Versuch, sie zu klauen. Alle fünf Jahre wird das weiß-blaue Stangerl aufgestellt. Bis es angemalt ist, muss es bewacht werden. Und da lassen sich die Oberbayern einiges einfallen.

  • Zum Artikel: "Baumklau und Aufstell-Pannen: Maifeiern in Bayern"

Versteckte Kamera und Wachdienste

In Haar bei München hat Peter Siemsen eine Drohne umgebaut. Die funktioniert wie eine versteckte Kamera und hat die Bilder nach drinnen übertragen, wo der Ortsverband der FDP die erste Wache schieben musste. Der Ort hat alle Vereine dazu eingeteilt. Denn in Haar liegt der Baum nicht in einer Halle, sondern außerhalb.  Wobei der Maibaumwächter betont, dass während der gesamten Wache keinerlei Bild- oder Videoaufnahmen mit der Drohne gemacht wurden und auch alle auf die Drohne hingewiesen worden sind.

Nightlife im Maibaumstüberl 

In Aßling im Landkreis Ebersberg liegt der Baum noch unbemalt in einem alten Stadl, gut bewacht, ebenfalls von einer Kamera.  Die überträgt die Bilder zur Maibaumwache ins Maibaumstüberl nebenan. Das Maibaumstüberl ist eine regionale Besonderheit, die es nicht in ganz Bayern gibt. Dort hält sich die Maibaumwache auf. Früher war das ein alter Wohnwagen neben dem Baum oder ein alter Bauwagen. Da waren die Bewacher dann auch bei launigem Aprilwetter geschützt. Mittlerweile wird wochenlang ein Stüberl ausgebaut, mit Wirtshaustischen, Bar und Bewirtung. Hier findet den ganzen April das Nachtleben des Dorfes statt.  

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Maibaumstüberl in Aßling

Stüberltour: Mit dem Reisebus zur Dorfparty  

In Aßling ist das Maibaumstüberl noch recht klein: Ein Biertisch, eine Bar. In Alxing, zehn Kilometer weiter, hat der Burschenverein "Radfahrverein Alxing" Platz für 200 Leute. Mehrere Tische, eine Bar, Tanzfläche. An den Samstagen kommt dann die Dorfjugend von anderen Gemeinden. Fünf Reisebusse haben sich für dieses Wochenende angemeldet, erzählt Dominik Dengel. Der Aperol Spritz kostet mit sechs Euro etwas weniger als in einer normalen Wirtschaft. Mit den Einnahmen finanzieren die Veranstalter, Burschenverein und Trachtenverein dann ihr Vereinsleben. 

Baumaschinen, Beton und Bewachung - hilft auch nicht immer

In Alxing liegt der Maibaum, eine 36 Meter lange Fichte, nicht direkt neben dem Maibaumstüberl, sondern einige hundert Meter entfernt. Und weil der Baum zu lang ist und über den Stadl hinauschaut, wurde das Stück, das hinausragt, mit einem schweren Metallcontainer gesichert und einem Bauzaun. Wer diesen Baum klauen will, braucht schweres Gefährt. Und dennoch ist es den Nachbarburschen aus Jakobneuharting am Karfreitag bereits gelungen, den Baum zu stehlen. Erstmals in der Geschichte des Vereins.  

Stehlen lassen kann positiv sein

 Für Brotzeit und Bier als Auslöse haben die Alxinger ihn aber nach ein paar Tagen wiederbekommen. Traditionell hilft dann auch das Dorf, das gestohlen hat, beim Aufbau mit und kommt zur Feier. Deswegen lassen sich manche auch den Baum stehlen. Dann haben sie sicher Unterstützung und Gäste am 1. Mai.

Andere nehmen die Sache aber auch bierernst und arbeiten mit allen Tricks: Versteckter Kamera, Bewegungsmeldern, Baumaschinen oder Autos vor dem Baum, so dass man den Baum gar nicht abtransportieren könnte.

Erst hinterm Ortsschild gilt er als geklaut. Und wenn jemand von der Maibaumwache die Hand drauflegt auf den Stamm, dann gilt er als gerettet. Zu viel Technik würde den Spaß nehmen, sinniert Dominik Dengel.  

Bürokratische Auflagen für bayerische Tradition 

Auch bei den Aßlingern war der Maibaum schon einmal weg, da hat auch die Kamera nichts gebracht: In der Nacht hätten die Diebe das Maibaumstüberl zugenagelt, sodass die Bewacher nicht hinauskamen, erzählt Monika Schaecke, Zweite Vorsitzende vom Trachtenverein GTEV "D'Atteltaler" Aßling. Den Verein gibt es seit 1884. Eine lange Tradition – Monika Schaecke hat 1979 schon als kleines Kind um den Maibaum getanzt. Damals noch ohne Maibaumstüberl. Die sind erst in den letzten 15 Jahren entstanden.

Bis Ende April gibt es Mottopartys und Stüberltouren. Die Stüberl haben solange eine Schankgenehmigung auf Zeit, eine sogenannte Gestattung, nach Paragraf 12 des Gaststättengesetzes. Und müssen auch sonst viele Auflagen erfüllen. Von der Versicherung für alle, die am Baum arbeiten, bis hin zur Belehrung über das neue Cannabis-Gesetz. Deswegen tun die Einnahmen auch der Vereinskasse gut.

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Rückgabe des Maibaums in Aßling.

Spoileralarm: Hier haben keine Bewachungen, weder Kamera, noch Container, noch Maibaumstüberlbesatzung geholfen: In Alxing und Aßling wurde der Baum bereits geklaut. In Haar bislang noch nicht, laut eigener Aussage. Bis zum 1. Mai will sich nun niemand den Baum klauen lassen. Dann wird – in bayerischer Tracht – der Baum feierlich aufgerichtet am Dorfplatz und mit Blasmusik und Bier gefeiert.  

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