Hier, oberhalb der Donau und oberhalb des Wasserkraftwerks Jochenstein, könnte der Speichersee für das Pumpspeicherkraftwerk Riedl entstehen.
Bildrechte: BR/Katharina Häringer

Hier, oberhalb der Donau und oberhalb des Wasserkraftwerks Jochenstein, könnte der Speichersee für das Pumpspeicherkraftwerk Riedl entstehen.

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Pumpspeicher Riedl: Entscheidungsjahr 2024?

Seit über 40 Jahren wird die Idee von einem Pumpspeicher an der Donau bei Untergriesbach diskutiert. Lange hatte man nicht mehr daran geglaubt. Doch der Ukraine-Krieg hat dem Projekt neue Relevanz verliehen. 2024 könnte eine Entscheidung fallen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Es ist das einzige derzeit laufende Pumpspeicher-Neubauprojekt in Bayern und Experten zufolge von großer Bedeutung: der Energiespeicher Riedl. Seit den 70er-Jahren gibt es Diskussionen, in der Senke zwischen den Ortschaften Riedl und Gottsdorf im Landkreis Passau einen Stausee anzulegen. 2012 ist "Verbund", ein halbstaatliches Energieunternehmen aus Österreich, in die konkretere Planung eingestiegen.

In diesem Jahr könnten die Pläne tatsächlich in eine Entscheidung münden. "Wir haben mit dem Erörterungstermin im Oktober einen Meilenstein absolviert und gehen mit einem sehr positiven Gefühl heraus. Wir glauben, dass es 2024 zu einer Entscheidung kommen wird", sagt Projektleiter Christian Rucker.

XXL-Genehmigungsverfahren am Landratsamt Passau

Das Landratsamt, das die Genehmigung erteilen oder nicht erteilen wird, will sich auf BR-Anfrage nicht auf eine Jahreszahl festlegen. Der Grund: die Komplexität des Verfahrens. Es sei immerhin das größte derartige Genehmigungsverfahren in der Geschichte des Landratsamtes Passau. Im Moment seien Mitarbeiter dabei, letzte offene Fragen zu klären – zum Beispiel zu erwartende Wasserspiegelschwankungen der Donau.

Energieexperte befürwortet Pumpspeicherwerk

Dass Bewegung in die Sache kommt, freut Michael Sterner, Professor für Energiespeicher und Energiesysteme an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg. Der Pumpspeicher Riedl sei nicht nur für Bayern, sondern für ganz Deutschland wichtig, findet er: "Einerseits brauchen wir den Ausbau der Erneuerbaren dringend, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Andererseits wollen wir die Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten, gerade aus Russland, brechen. Und da reicht es nicht einfach nur, LNG zu importieren. Wir wollen klimaneutral werden. Und wenn man einen Pumpspeicher mit Erneuerbaren füttert, dann trägt er zur CO₂-Vermeidung bei", argumentiert er.

PV-Anlagen werden vom Netz genommen

Sterner ist seit dem Sommer Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat – ein Gremium aus Experten, das die Bundesregierung zu Wasserstofftechnologien, Energiespeicher und Systemtransformation berät. Er kritisiert, dass der Netzausbau in Bayern lange Zeit von der Staatsregierung blockiert worden sei. Die Konsequenz spürten Photovoltaikanlagen-Betreiber in diesem Sommer besonders stark: Ihre Anlagen wurden regelmäßig abgeschaltet. "Wir schmeißen Solarstrom weg, was uns Millionen kostet, weil wir keine Netze und keine Speicher haben. Deshalb ist der Pumpspeicher Riedl wichtig", bilanziert Sterner. Im Gegensatz zu Batteriespeichern hätten Pumpspeicher wesentlich größere Kapazitäten. Wasserstoffspeicher seien noch nicht weit genug.

Umweltschützer sorgen sich um Natur

Doch es gibt auch Kritiker: Karl Haberzettl vom Bund Naturschutz und Anwohner Christian Schmid. Die beiden Männer haben das Erörterungsverfahren im Oktober genau verfolgt. Sie waren mit rund 20 interessierten Bürgern vor Ort, als Experten von "Verbund" ihr Vorhaben erklärten.

Doch noch immer sind die beiden erklärte Gegner des Projekts. "Ich finde, dass wir einen Speicher brauchen. Aber nicht hier und nicht in dieser Form", sagt Haberzettl. Er sorgt sich, dass das Naturschutzgebiet "Donauleiten" - ein Paradies für Schlangen und Eidechsen - zerstört werden könnte. Christian Schmid kündigte gegenüber dem BR an: "Für mich als Grundstückseigentümer und für den Bund Naturschutz ist klar, dass wir durch alle Instanzen klagen werden."

So würde ein Pumpspeicherkraftwerk an der Donau funktionieren

Pumpspeicherkraftwerke sind Wasserkraftwerke, die überschüssige elektrische Energie speichern, um sie bei späterem Bedarf wieder abgeben zu können. Wenn der Stromverbrauch niedrig ist und es überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien gibt, soll das Wasser aus der Donau gesaugt und über unterirdische Rohre den Berg nach oben hochgepumpt werden.

Der Stausee, der vier Millionen Kubikmeter Wasser fassen soll, dient als Energiespeicher. Wenn der Energiebedarf hoch ist, soll das Wasser aus dem Stausee abgelassen werden. Es fließt auf dem Weg zur Donau durch Turbinen, die Generatoren antreiben und so Strom erzeugen. Nach Betreiber-Angaben könnte mit einer einzelnen Beckenfüllung der Energiebedarf der Stadt Passau für zehn Tage gedeckt werden.

Der künstliche Speichersee soll etwa 24 Hektar groß werden. Zum Vergleich: Der Rannasee bei Wegscheid und der Badesee in Eging - beide im Landkreis Passau - umfassen jeweils 20 Hektar.

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Hier, oberhalb der Donau und oberhalb des Wasserkraftwerks Jochenstein, könnte der Speichersee für das Pumpspeicherkraftwerk Riedl entstehen.

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