Amrei Küsel von Fridays for Future München und Dr. Hauke Doerk, Referent für Radioaktivität und Energiepolitik am Umweltinstitut.
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Amrei Küsel (rechts) von Fridays for Future München und Dr. Hauke Doerk, Referent für Radioaktivität und Energiepolitik am Umweltinstitut.

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Protest in München gegen "Greenwashing" von Atom und Gas

In München haben rund 40 Menschen gegen das sogenannte "Greenwashing" demonstriert. Sie fordern von der EU-Kommission, Investitionen in Atom- und Gaskraftwerke nicht als "nachhaltig" einzustufen.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Mit Plakaten wie "Not my Taxonomy" oder "Atomkraft – riskant und überflüssig“ haben am Nachmittag rund 40 Menschen gegen das sogenannte "Greenwashing“ von Atom und Gas demonstriert.

Der Protest fand in mehreren europäischen Großstädten statt. Aufgerufen zu der Demo in München hatte die Ortsgruppe von Fridays for Future und das Umweltinstitut München.

  • Zum Artikel: Verkaufsschlager "klimaneutral" - Unternehmen öfter vor Gericht

Klimaschützer: Investitionen in Atom- und Gaskraftwerke sind nicht nachhaltig

Die Organisatoren der europaweiten Demos fordern das Europäische Parlament auf, eine Mehrheit für ein Veto gegen Atom- und Gaskraftwerke als nachhaltige Investitionsmöglichkeiten zu schaffen.

Die Klima- und Umweltschützer sehen in der Aufnahme von Gas und Atom in die EU-Taxonomie eine Verwässerung: Statt Atomstrom und Gas als "grün" zu bezeichnen sollen erneuerbare Energien stärker ausgebaut werden, so die Forderung. So lautete dann auch der Sprechchor auf der Demo am Gärtnerplatz: "Grünes Gas - dreckiges Gas".

Zum Artikel: EU-Kommission will Öko-Siegel für Atomkraft durchsetzen

Fridays for Future kritisiert Aufnahme von Erdgas in EU-Taxonomie

"Erdgas verursacht genauso viele Emissionen wie Kohle und Öl. Seine Aufnahme widerspricht den Grundprinzipen der Taxonomie", so Amrei Küsel von Fridays for Future München. Die Taxonomie solle ja eigentlich dafür da sein, dass Greenwashing verhindert werde und dass es Investorinnen und Investoren leichter gemacht werde, in nachhaltige Projekte zu investieren.

"Und dann eben fossiles Gas und Atomkraft draufzuschreiben, ist unserer Meinung nach sehr schwierig und problematisch", ergänzt Küsel kurz vor dem Beginn der Demo. "Es geht um Gerechtigkeit, es geht um Klimaschutz - da ist kein Tag Pause."

Umweltinstitut: "Wischiwaschi"-Aussagen der Bundesregierung

Die Bundesregierung hatte bereits angekündigt, sich formell gegen den Vorschlag der EU-Kommissionen zu stellen, Investitionen in Atomkraft als nachhaltig einzustufen. Eine Klage will sie jedoch nicht einreichen.

"Wir fordern von der Bundesregierung nicht nur so Wischiwaschi-Aussagen", sondern die müssen wirklich auch Klage einreichen", sagt dazu Dr. Hauke Doerk, Referent für Radioaktivität und Energiepolitik am Umweltinstitut. "Wir fordern vor allem die EU-Parlamentarier dazu auf, eine Mehrheit für ein Veto gegen die EU-Taxonomie im Parlament zu formen. Das ist unsere Chance, das Ding noch zu drehen."

Zudem sei der Begriff 'Nachhaltigkeit' völlig überstrapaziert, so Doerk weiter. Deswegen sei eine Definition auf wissenschaftlicher Basis, was die EU-Taxonnomie sein sollte, grundsätzlich eine gute Sache. "Dass dies jedoch von der Lobby und von atomfreundlichen Staaten korrumpiert wird, das ist ein Unding. Deswegen sind wir heute hier."

💡 Was ist "Taxonomie"?

Mit dem Regelwerk der sogenannten "Taxonomie" legt die EU-Kommission Standards für eine ökologische Wirtschaft fest. Ein Streitpunkt dabei ist jedoch: Atom- und Gasenergie werden darin als nachhaltig eingestuft. Umweltaktivisten und Kritiker sehen dies als herben Rückschlag für den Klimaschutz.

💡 Was ist "Greenwashing"?

Darunter versteht man den Versuch von Unternehmen oder Institutionen, sich durch ökologische Projekte, PR-Maßnahmen oder Spenden für Naturprojekte besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen.

Zum Artikel: Greenwashing - Weltrettung als profitables Geschäft

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