Seit einem Jahr werden in Erlangen spezielle Sensoren zur zielgerichteten Bewässerung von Bäumen eingesetzt, Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) lässt sich das System von Bürgermeister Jörg Volleth (CSU) heute nachmittag erklären, teilte die Stadt mit. 70 Feuchtesensoren des Erlanger StartUps Agvolution vergräbt die Abteilung Stadtgrün an Jungbaumstandorten. Die Sensoren messen in unterschiedlicher Tiefe die Feuchtigkeit des Bodens elektronisch.
Digitale Technik aus Industrie bekannt
Die Technik, die dann bei der digitalen Bewässerung der Stadtbäume zum Einsatz kommt, ist seit Jahren aus der Industrie bekannt: Von den Bäumen wird ein digitaler Zwilling am Computer angefertigt - also ein digitales Abbild des realen Baumes. In der Industrie sind es dagegen Maschinen oder ganze Fertigungsstraßen, die digital nachgebildet werden und so besser planbar und überwachbar sind.
- Zum Artikel: Stadtbäume im Hitzestress: Sensoren schlagen Alarm
Genau dieses System funktioniert eben auch bei Bäumen. Das System verknüpft den digitalen Zwilling des Baumes mit Daten, die per Funk vom echten Baum draußen auf der Straße übertragen werden: Temperatur oder Feuchtigkeit werden bei den Bäumen von den vergrabenen Sensoren übermittelt und auch die Messungen von Wetterstationen erreichen den Baumzwilling am Computer. So lässt sich sehr genau und praktisch in Echtzeit ermitteln, welcher Baum in der Stadt gerade gegossen werden muss - und welcher vielleicht erst später oder gar nicht.
Weniger Trockenstress durch digitale Baumbewässerung
Seit einem Jahr testet die Stadt Erlangen dieses System zur digitalen Baumbewässerung des Startups Agvolution. Nach dieser Zeit ziehen die Beteiligten ein positives Fazit: Laut Stadt können dadurch Bäume zielgerichtet und nur bei Bedarf gegossen werden. Zudem könnten Gießrouten effizienter gestaltet werden. Denn "durch die Feuchtesensoren werden nunmehr wichtige Fragen beantwortet, zum Beispiel, wie feucht der Untergrund im Bereich des Wurzelballens ist", sagt Erlangens zweiter Bürgermeister Jörg Volleth (CSU).
Das System habe damit geholfen, Wasser zu sparen und die gefahrenen Kilometer zur Bewässerung zu reduzieren, so der Projektpartner Vodafone. Außerdem hätten die Bäume so weniger Trockenstress und gingen seltener ein. Rund 20 Neupflanzungen habe sich die Stadt so gespart. In Folge hat Erlangen das Projekt, das ursprünglich nur bis zum Frühjahr laufen sollte, laut Vodafone inzwischen bis mindestens zum Herbst verlängert.
Technik unter anderem auch in Bamberg im Einsatz
Den Ursprung hatte das Projekt bereits 2019 an der Uni Erlangen. Die Idee und deren Weiterentwicklung wurde später mit dem ersten Platz für Mittelfranken und 400.000 Euro Fördergeld beim Wettbewerb "Kommunal? Digital!" des Digitalministeriums ausgezeichnet. Seit April 2023 werden die Sensoren verbaut und Klimastationen aufgestellt. An der Uni Erlangen wird parallel dazu an einem KI-Algorithmus gearbeitet, der mit Daten trainiert werde, heißt es von der Stadt. Diese KI könne den städtischen Mitarbeitern damit effiziente Gießrouten vorschlagen.
In diesem Projektjahr 2024 sollen die Daten weiter ausgewertet werden und die Genauigkeit des Prognose-Algorithmus überprüft werden. Auch in anderen Städten werde die Technik inzwischen eingesetzt. Laut Vodafone in Pirmasens, Bamberg, Hannover, Berlin, Potsdam und Garbsen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!