Eine Touristin fotografiert den Hallstätter See.
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Die Weltkulturerbe-Gemeinde Hallstatt mit ihren nur rund 800 Bürgern wird jährlich von etwa einer Million Touristen besucht.

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Fotokulisse Berg: Wie umgehen mit Insta-Hotspots?

Der Schrecksee im Allgäu, der Wasserfall im Nationalpark Berchtesgaden oder Hallstatt im Salzkammergut: Drei Orte mit herrlicher Bergkulisse, die von Tagestouristen für ein Foto regelrecht überrannt werden. Einfache Lösungen gibt es nicht.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

In der Hochsaison kommen bis zu 10.000 internationale Gäste am Tag nach Hallstatt am gleichnamigen See im Salzkammergut. Auf das Jahr gesehen sind es fast eine Million Besucher, dabei hat das Dorf nur 800 Einwohner. Der Grund für den Touristenstrom: Hallstatt ähnelt optisch dem Königreich Arendelle aus den "Eiskönigin"-Filmen von Walt Disney. Seitdem zieht der Ort Menschen aus aller Welt an, die Fotos vor der Traumkulisse machen wollen.

Hallstatt am See: Diskussion um Obergrenze

Seit Jahren überlegt das österreichische Dorf, wie es diese Massen besser lenken kann. 2020 wurde bereits die Anzahl der Touristenbusse beschränkt, auf 54 pro Tag. Doch das allein hat das Problem nicht gelöst.

Vergangene Woche haben frustrierte Bewohner von Hallstatt kurzzeitig die Ortszufahrt blockiert, dann haben sich die Beteiligten am Runden Tisch getroffen. Einig sind sich alle darüber, dass 10.000 Gäste am Tag zu viel sind. Uneinig sind sie in der Frage: Wo ist die Grenze erreicht? Friedrich Idam von der Bürgerliste Hallstatt hat dazu einen klaren Standpunkt: "Im Jahr 2013 war der Besucheransturm noch erträglich. Da hatten wir ungefähr 77.000 Pkw-Anreisen und heuer nähern wir uns der Viertelmillion." Anderen Dorfbewohnern würde schon eine Reduktion auf die Hälfte ausreichen, meint Idam. Das wären etwa 125.000 Anreisen jährlich.

Im Gespräch ist jetzt, künftig eine beschränkte Anzahl an Tagestickets für den Ort auszugeben. In den kommenden Monaten wollen die Hallstätter sich auf eine Obergrenze einigen.

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Beliebtes Motiv auf Instagram: Der "einsame" Schrecksee im Allgäu, den an Spitzentagen bis zu 900 Menschen besuchen.

Hotspot-Probleme in Bayern

Auch in Bayern gibt es immer wieder Social-Media-Hotspots, die von Besuchern überrannt werden. So wurde beispielsweise der obere Teil des Königsbach-Wasserfalls im Nationalpark Berchtesgaden vor zwei Jahren gesperrt – auch weil sich zu viele Tagestouristen für ein einziges Foto in Gefahr gebracht hatten.

Auch der Schrecksee im Allgäu ist ein beliebtes Fotomotiv. An Spitzentagen besuchen 900 Menschen den türkisen Hochgebirgssee, im Durchschnitt 250 Personen pro Tag, weiß Biologe Hennig Werth, der am Alpinium dazu forscht, einem Zentrum, das von der Regierung von Schwaben finanziert wird und die Balance zwischen Naturschutz und Tourismus sucht. "Gerade Instagram-Touristen sind in sehr vielen Fällen keine Wiederholungstäter. Die kommen einmal und machen ihr Foto. Das macht es so schwer, als Ranger diese Personen aufzuklären und zu informieren." Eigentlich müsse man diese Leute schon daheim am Computer erreichen, sagt Werth.

Besucherlenkung: Touristen an andere Spots locken

Aufklärung ist ein Ansatz des Alpiniums, Besucherlenkung ein weiterer. Der beliebte Schrecksee ist dabei zu einem Art Modellprojekt geworden, wie Regionen mit Social-Media-Hypes umgehen können, sagt Henning Werth: "Wenn man sich den See aus der Luft anschaut, dann sieht das aus wie eine Art Spinnennetz. Jeder sucht sich einen eigenen Pfad." Diese Wege sollen künftig wieder reduziert und zurückgebaut werden, um die Wiesen zu schonen. Dabei arbeitet das Alpinium eng mit der Gemeinde Bad Hindelang sowie Grundbesitzern und Älplern zusammen.

Eine weitere Idee ist: Die Leute besser zu verteilen, sie auf andere schöne und social-media-taugliche Flecken im Allgäu aufmerksam machen – und auch dort hinzulenken.

Der Hallstätter See
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Ansturm auf Hallstatt

Dieser Artikel ist erstmals am 10.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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