Dunkle Wolken können ein Gewitter ankündigen
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Dunkle Wolken können ein Gewitter ankündigen

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Gewittergefahr am Berg: Können wir die Natur lesen?

Wetter-Apps können anzeigen, dass ein Gewitterrisiko in den Bergen besteht. Sie können aber nicht vorhersagen, wo und wann genau es donnert und blitzt. Deshalb sollten Wanderer und Kletterer den Himmel im Blick haben - und auch die Tiere beobachten.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Die Wolken werden immer dunkler und dicker. Es kommt Wind auf. Plötzlich wird alles still. Am Gebirgshimmel braut sich ein Gewitter zusammen - nicht selten im August.

Jetzt ist sozusagen die Hauptsaison der Wärmegewitter, die durch aufsteigende, erhitzte Luft entstehen. Der Meteorologe Josef Lang von Geosphere Austria (Österreichs Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie) erklärt: Das müsse man sich vorstellen wie bei einem Wassertopf, in dem Blasen aufsteigen. Aber wo genau das passiere, wisse man vorher nicht. Wetter-Apps und Berichte können die Gefahr einer Gewitterbildung vorhersagen; nicht aber, wo genau es letztendlich blitzt und donnert. Sie seien daher keine zuverlässigen Partner, auf die man sich bei Gewittergefahr allein verlassen könnte, sagt der Berg-Wetterexperte aus Innsbruck.

Neben Wetter-Apps auch Zeichen der Natur ernst nehmen

Früh starten und eine gute Tourenplanung sind sicher der wichtigste Tipp, um eine Gefahrensituation zu vermeiden. Dazu gehört, Wetterberichte vor Beginn der Wanderung zu checken. Während der Wanderung sollte man im Gelände auch den Himmel beobachten, rät DAV-Sicherheitsexperte Lorenz Berker. Wolken, Wind und Luftdruck können ihm zufolge Auskunft darüber geben, ob sich ein Gewitter entwickelt.

Manchmal sei es aber schwierig, die Anzeichen zu beobachten. So könne man beim Aufstieg nicht sehen, was auf der anderen Seite eines Berges am Himmel passiert. Auch Berker passierte es deshalb schon, dass er trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in den Bergen in ein Gewitter kam, so dass ihm buchstäblich die Haare zu Berge standen. Damit ist er nicht allein. Auch viele andere Wanderer waren schon in solch gefährlichen Situationen am Berg.

Was tun bei Gewitter am Berg?

Auf jeden Fall sollte man exponierte Stellen wie Gipfel oder Grate verlassen. Auch von Flussläufen und alleinstehenden Bäumen sollte man sich fernhalten. Abstand ist auch zu Drahtseilen und allen Dingen aus Metall wie Pickel oder Stöcken geboten. Allerdings, meint DAV-Experte Berker: Befindet man sich in einem Klettersteig, sollte man sich nicht abhaken. Denn die Gefahr abzustürzen sei größer, als die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden. Da müsse man abwägen. Im Notfall solle man eine Kauerposition einnehmen auf isoliertem Untergrund. Das kann der eigene Rucksack oder ein Seil sein - oder man setzt sich einfach auf einen Stein, sofern der nicht nass ist.

Tiere können das Wetter früher spüren

Ziegen und andere Tiere spüren das Wetter oft viel früher als Menschen, wie die Almerin Helga Hager aus dem Valsertal in Tirol berichtet. Sie braucht keine Wetter-App. Wird es ungemütlich, gehen die Ziegen von selbst zurück zur Alm, wo sie in Sicherheit sind. Auch Vögel sind sehr sensibel für Wetteränderungen. Kurz bevor ein Gewitter kommt, hören sie beispielsweise auf zu singen, wie Sophia Engel vom Landesbund für Vogelschutz erklärt. Ob der normale Wanderer die Zeichen der Vögel deuten kann, bezweifelt aber die Ornithologin. Denn man sei einfach nicht darin geübt, das Verhalten der Tiere zu deuten.

Meteorologe Josef Lang denkt trotzdem, dass auch wir Menschen wie die Ziegen spüren können, wenn es gefährlich wird. Wir müssten dazu auf unser Bauchgefühl hören. Wenn die Unterseiten dicker Wolken immer grauer werden, werde zumindest sein Bauchgefühl immer schlechter und er trete den Abstieg von einer Bergtour an.

Unter anderem der Deutsche Alpenverein hat Tipps zum richtigen Verhalten bei Gewitter auf seinen Seiten im Internet zusammengestellt. Denn so faszinierend wie bedrohlich ist das Gewitter ein gefährliches Wetterphänomen, gerade in den Bergen. Und wird nach wie vor von vielen unterschätzt. Erst im Juli wurde in der Schweiz wieder eine Frau vom Blitz getroffen und schwer verletzt.

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