Aktuell wird der Innenhof der Nürnberger Kongresshalle weniger von Kulturschaffenden genutzt als viel mehr von Tieren.
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Die Ästlinge mit einem Altvogel auf einem Mauervorsprung im Innenhof der Nürnberger Kongresshalle

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Bitte Ruhe! Nürnberger Kongresshalle beherbergt Uhus

Die Kongresshalle auf dem ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgelände soll zum kulturellen Hotspot werden. Die Planungen dazu laufen. Aktuell aber wird der Innenhof weniger von Kulturschaffenden genutzt als vielmehr von Tieren: Eulen!

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

An einem Juli-Morgen um kurz nach sechs Uhr: Kaum sichtbar sitzen 3 junge Uhus auf einem ziegelsteinfarbenen Mauer-Vorspung weit oben im Innenhof der Nürnberger Kongresshalle. Jennifer Hetzel hat sie dennoch entdeckt. Normalerweise fotografiert die junge Frau Mäuse, ist im Landkreis Fürth und darüberhinaus als "Mausfotografin" bekannt. Doch seit mehr als 40 Tagen haben andere tierische Artgenossen ihr Interesse geweckt. Die Tierfotografin beobachtet den Uhu-Nachwuchs im Innenhof der Kongresshalle mehrmals in der Woche – mit gebührendem Abstand, um die Tiere nicht zu stören: "Am Anfang waren sie im unteren Bereich vom Mauerwerk gesessen", erzählt Jennifer Hetzel. "Man hat sie fast gar nicht wahrgenommen, wenn man’s nicht wusste, wo sie sitzen, weil sie sehr, sehr gut getarnt waren. Mit der Zeit haben sie sich immer mehr bewegt, sind dann Stück für Stück im Mauerwerk höher gewandert."

Tierbeobachtung liefert außergewöhnliche Momente

Um das Aufwachsen der Ästlinge, so werden junge Uhus auch genannt, miterleben zu können, fährt Jennifer Hetzel regelmäßig mit ihrem E-Bike die gut 25 Kilometer aus dem Landkreis Fürth nach Nürnberg und wartet geduldig darauf, außergewöhnliche Augenblicke mit ihrer Kamera einzufangen. Denn mit ihren Fotos will die junge Frau die Aufmerksamkeit auf die regionale Tierwelt lenken und zeigen, wie wichtig es ist, sich achtsam und respektvoll gegenüber Tieren zu verhalten. Bei ihren Tierbeobachtungen erfährt sie immer wieder ganz wundervolle Momente – so auch im Fall der drei kleinen Uhus. Ein Angriff von Rabenvögeln ist ihr dabei besonders in Erinnerung geblieben. Die großen schwarzen Vögel stürzten sich in Scharen auf den Altvogel, pickten teilweise direkt in sein Gefieder, erzählt Jennifer Hetzel immer noch sichtlich beeindruckt vom Erlebten: "Und der Altvogel, der saß da in einer Ruhe und hat sich nicht beirren lassen. [...] Auf die Art hat er seine Kinder geschützt."

Baumaßnahmen in der Kongresshalle beeinträchtigen den Uhu nicht

Es ist nicht das erste Mal, dass Uhus im Innenhof der Kongresshalle brüten. 2021 übernahm das Vogelpaar den Nistkasten von Wanderfalken. Auch zahlreiche Fledermäuse sind in dem Rundbau beheimatet. Das großzügige Areal soll künftig als Ersatzspielstätte für das Nürnberger Opernhaus dienen und muss umgebaut werden. Um die Tiere während ihrer Brutzeit nicht durch Bauarbeiten zu stören, hat die Stadt Nürnberg bereits im Vorfeld eine sogenannte spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vornehmen lassen. Dazu erklärt Planungs- und Baureferent Daniel Ulrich (parteilos) im BR-Interview: "Wir haben in dieser Baumaßnahme alles darauf eingerichtet, dass der Uhu seine Brut möglichst störungsfrei großziehen kann." Es sollen Ersatzhabitate für die Uhus, aber auch für Wanderfalken und Fledermäuse eingerichtet werden, so dass die Tiere die Baumaßnahmen unbeschadet überstehen. Nach Abschluss der Arbeiten ist geplant, ihnen an anderer Stelle neue Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. "Für jedes [Tier] gibt es eine eigene Strategie, wie man es auf Dauer hier halten kann und so das Überleben der einzelnen Arten am Standort Kongresshalle sichern kann", so Ulrich weiter.

Längere Schließzeiten sorgen für mehr Ruhe

Soviel zu den langfristigen Planungen. Weil das öffentliche Interesse am Uhu-Nachwuchs zuletzt immer größer geworden ist und immer mehr Menschen die Jungtiere sehen wollten, hat die Stadt nun aktuell entschieden, die Öffnungszeiten auf dem Gelände einzuschränken. So werden dem Uhu und seinen Jungtieren mehr "stille Stunden" gegönnt.

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