Stillgelegte Bahntrasse im Landkreis Fürth
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Die Bibert-Bahntrasse in Oberasbach im Landkreis Fürth.

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Radschnellweg auf alter Trasse: BN bangt um bedrohte Arten

Seit Jahren laufen Planungen für einen Radschnellweg zwischen Nürnberg und dem Landkreis Fürth. Naturschützer befürworten das Projekt zur Verkehrswende, sehen aber auch die gefährdeten Tierarten und deren Lebensraum bedroht.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die alte Bibert-Bahntrasse in Oberasbach: Noch immer liegen hier Gleise auf schwarzem Schotter, die an die Bahnstrecke erinnern, die schon fast vierzig Jahre brach liegt. Links und rechts davon stehen haushohe Eichen, die mit ihren Blättern ein Schattendach, fast schon einen grünen Tunnel, bilden.

Gefährdete Tierarten an alter Bahntrasse

Hier soll der neue Radschnellweg durch den Landkreis Fürth führen. Das Problem: An der alten Trasse leben mittlerweile bedrohte Tierarten wie die Zauneidechse oder die Schlingnatter, sagt Uwe Hammon vom Bund Naturschutz. "Wenn man hier diese Zehn-Meter-Trasse inklusive Fußweg baut, würde man den Tieren den gesamten Lebensraum nehmen."

Er ist der Meinung, ein vier bis fünf Meter breiter Radweg ohne zusätzliche Gehwege an beiden Seiten würde für den Radverkehr ausreichen, gleichzeitig müssten keine Bäume gefällt und weniger Bodenfläche versiegelt werden. "Dann wäre der Schaden gar nicht so groß", sagt Hammon.

Radschnellweg könnte Öksystem gefährden

Andernfalls sieht er das gesamte Ökosystem in Gefahr. Und der Schaden bei der Zehn-Meter-Trasse wäre laut den Naturschützern enorm. "Da wo wir jetzt im Schatten stehen, würde die Sonne runterknallen, die Bäume wären weg. Das heißt, die Insekten würden weniger werden in diesem Bereich, die Vögel könnten nicht mehr brüten, die Fledermäuse könnten hier nicht mehr auf Futtersuche gehen." Kurzum, das über lange Zeit gereifte Biotop wäre zerstört.

ADFC Oberasbach fordert naturverträgliche Lösung

Auch die örtlichen Radfahrer-Vertreter wünschen sich eine umweltfreundliche Lösung, sagt Gerald Schemb vom ADFC Oberasbach. Sie wollten den Radschnellweg unbedingt, aber nicht um jeden Preis und nicht auf Kosten der Natur. Schembs sagt, es gebe keinen Grund neue Gehwege zu bauen, da bereits welche vorhanden seien. "Der Gigantismus, der im Augenblick vorherrscht, muss einem gesunden Augenmaß weichen, um das Ganze naturverträglich zu ermöglichen", lautet seine Forderung.

Förderrichtlinien vs. Naturschutz

Matthias Dießl (CSU), Landrat im Kreis Fürth, sagt im BR-Interview , dass der Naturschutz bei dem Projekt Radschnellweg eine wichtige Rolle spielt. Zahlreiche Änderungswünsche habe man bereits dem Staatlichen Bauamt mitgeteilt, das mit dem Bau des neuen Radwegs betraut ist. "Das ist ein sehr wichtiges Projekt für uns im Landkreis Fürth", so Dießl. "Ich glaube, dass wir gerade bei uns im ländlichen Raum ein großes Potenzial haben, die Menschen aufs Rad zu bringen."

Allerdings gebe es beim Bau Mindeststandards wie zum Beispiel eben begleitende Gehwege, an die die Förderung des Bundes geknüpft ist. Nicht unerheblich bei Gesamtkosten von mehr als 40 Millionen Euro.

Bund Naturschutz und ADFC fordern Lokalpolitik zum Handeln auf

Gerald Schembs vom ADFC Oberasbach glaubt trotzdem, dass noch mehr Einsatz für den Naturschutz drin ist. Seinen Worten nach könne man die Förderrichtlinien durchaus flexibel auslegen. Er und seine Mitstreiter von der Arbeitsgruppe ökologischer Radschnellweg (AgöR) wünschen sich in Bezug auf ihre Anliegen mehr Unterstützung von der Lokalpolitik, auf die sie regelmäßig zugehen. "Das Staatliche Bauamt plant und die Politik möchte sich eigentlich nicht einmischen. Das haben wir leider erlebt und deswegen ist hier keine Bewegung reingekommen. Es ist noch viel Luft nach oben, um das Ganze noch viel naturverträglicher zu gestalten", so Schembs. Noch ist Zeit dafür, denn die Bauarbeiten für den neuen Radschnellweg sollen voraussichtlich erst 2025 beginnen.

Radweg mit Radfahrer.
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Radschnellweg

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