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Einkaufszettel - Einkaufen für die Nachbaarn

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Nachbarschaftshilfe: Unterstützung von nebenan

Hilfsbereite Nachbarinnen und Nachbarn sind Gold wert. Wer auf der Suche nach Unterstützung von Haustür zu Haustür ist oder selbst helfen möchte, kann sich in vielen Orten an organisierte Nachbarschaftshilfen wenden – so wie in Eckental.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Glühbirne reingeschraubt, Licht an! Im Arbeitszimmer von Gisela Fiebig-Habermann in Forth, einem Gemeindeteil von Eckental im Landkreis Erlangen-Höchstadt, ist es endlich wieder hell. Dabei kommt die Seniorin selbst nicht mehr so hoch an die Decke. Auch ihrem 91-jährigen Mann möchte sie solche Arbeiten nicht zumuten. Für Friedhold Hindrichs dagegen ist das eine Kleinigkeit. Er hilft dem Paar.

Hindrichs unterstützt gerne andere und engagiert sich deshalb seit Jahren ehrenamtlich bei der Nachbarschaftshilfe Eckental. "Das sind alles so Kleinigkeiten, wo die Leute auch keinen Handwerker bestellen können. Wenn jemand den Installateur anruft, und sagt: 'Mein Wasserhahn tropft', der kommt bestimmt nicht. Und wenn er kommt, dann nimmt er 80 Euro Fahrtkostenpauschale", so Friedhold Hindrichs.

Helfen macht glücklich

Auch Petra Spangler hilft gerne. Sie steht noch voll im Berufsleben, arbeitet als Assistentin der Geschäftsführung in einem Handelsunternehmen – zum Teil im Homeoffice. Ihre Mittagspause verschenkt sie regelmäßig an andere. Sie kauft für zwei Frauen ein, die das aufgrund einer Erkrankung nicht mehr alleine schaffen. So hatte Najana Ruppert einen Schlaganfall. Ohne die Unterstützung von Familienangehörigen und der Nachbarschaftshilfe wäre ein Leben in den eigenen vier Wänden für sie nicht mehr möglich. Das weiß auch Petra Spangler. Gutes zu tun, macht ihr Freude. Und auch, wenn es sich um ihre Mittagspause handelt, Stress empfindet sie beim Einkaufen für Najana Ruppert nie.

Ein Netzwerk von Ehrenamtlichen auf dem Land

Friedhold Hindrichs und Petra Spangler sind zwei von 45 aktiven Helferinnen und Helfern der Eckentaler Nachbarschaftshilfe, die 2015 als gemeinnütziger Verein gegründet wurde. Die Hilfsangebote sind komplett unterschiedlich: Das geht von Hunde Gassi führen oder jemanden zum Arzt bringen bis zum Einkauf für andere. Jeder macht, was er kann und wann er kann. Manchmal gibt es als Dank eine Gegenleistung, immer auf jeden Fall ein herzliches Dankeschön. Viele der Helferinnen und Helfer sind seit bald zehn Jahren dabei – so hat sich in Eckental ein verlässliches Netzwerk aus Ehrenamtlichen gebildet.

Die Anonymität der Großstadt

Hilfreich sind dabei auf dem Land die sozialen Strukturen: Zumindest in derselben Straße kennt man sich noch recht gut, hat weniger Scheu, um Hilfe zu bitten. In Städten dagegen ist die Kontaktaufnahme schwieriger: Wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, sind Anonymität und Einsamkeit oft umso größer. Ein Erlanger Software-Unternehmen will das ändern: Im Rahmen des Forschungsprojekts INSELpro haben Spezialisten eine Nachbarschaftshilfe-App entwickelt. Wer Hilfe braucht oder anbieten möchte, registriert sich. Sucht jemand zum Beispiel Unterstützung beim Einkauf, werden unmittelbar nach der Anfrage passende Menschen aus der Nachbarschaft vorgeschlagen.

"Wenn ich öfter mit unterschiedlichen Personen zusammengearbeitet habe, habe ich die Möglichkeit, sie zu bewerten", erklärt Stefan Krebs, Geschäftsführer der Sigma Gesellschaft für Systementwicklung und Datenverarbeitung mbH, die die App entwickelt hat, die Funktionsweise. Die Bewertung fließe dann auch ins System ein. "Dann wird jemand rausgesucht, der schon hundertmal einkaufen war und das sehr gut gemacht hat. Dementsprechend funktioniert dieser Matching Algorithmus dann auf Basis der Daten, die ich eingebe und auf Basis der Erfahrungen, die andere auf der Plattform mit mir machen."

App im Test

Momentan läuft INSELpro in der Pilotphase. Die Erlanger arbeiten mit der Stadt Monheim am Rhein zusammen. Die liegt zwischen Düsseldorf und Köln und hat knapp 46.000 Einwohner. Noch müssen in Monheim am Rhein mehr Userinnen und User angeworben werden, denn nur durch eine große Anzahl an Teilnehmenden kann die Plattform gut funktionieren. Die Pilotphase dauert noch ein Jahr. Dann entscheidet sich, ob die Nachbarschafts-App auch in weiteren Städten eingesetzt werden soll und wer die Kosten trägt.

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