Erntehelfer in Jacken arbeiten auf einem Spargelfeld. Auch sie werden künftig vom höheren Mindestlohn profitieren und mindestens 12 Euro pro Stunde verdienen. Für die Verbraucher werden Lebensmittel daher wohl teurer.
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Erntehelfer auf dem Spargelfeld

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Mindestlohn für Saisonarbeiter: Bauern kündigen höhere Preise an

Seit 1. Oktober gilt ein höherer Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde. Davon profitieren laut Landwirtschaftsministerium in Bayern etwa 60.000 Saisonarbeitskräfte. Für viele Bauern steigen damit die Kosten. Für die Verbraucher vermutlich auch.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Der neue gesetzliche Mindestlohn von zwölf Euro gilt auch für alle Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft und im Gartenbau. In Bayern profitieren davon laut Landwirtschaftsministerium etwa 60.000 Saisonarbeitskräfte, die in der bayerischen Landwirtschaft zum Beispiel Spargel stechen oder Kartoffeln ernten. Für Bauern, die Saisonarbeitskräfte beschäftigen, bedeutet das höhere Ausgaben – und für die Kunden wohl höhere Produktpreise.

  • Zum Artikel: "Zwölf Euro gesetzlicher Mindestlohn: Wer profitiert davon?"

Druck auf kleinere und mittlere Betriebe wird stärker

Bauern in der Oberpfalz erklärten auf BR-Anfrage, dass sie grundsätzlich bereit seien, höhere Löhne zu zahlen. Sie hoffen jedoch, dass die Verbraucher auch bereit sind, höhere Produktpreise zu bezahlen.

Bio-Gemüsebauer Elmar Alt aus Barbing im Kreis Regensburg erklärt: "Man muss halt schauen, dass man die erhöhten Kosten wieder reinwirtschaften kann. Im Endeffekt bräuchte man höhere Produktpreise." Das sei aber im Moment schwierig, weil der Druck, Lebensmittel günstig zu halten, groß sei, so der Betriebsleiter vom Biohof Deinhart.

Er finde auf jeden Fall auch, dass Menschen fair verdienen sollen. Doch mit der Erhöhung des Mindestlohns werde der Druck nun vor allem auf kleinere Betriebe stärker. Großbetriebe könnten gestiegene Kosten besser verkraften.

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Elmar Alt vom Biohof Deinhart auf einem Markt in Regensburg.

Bio-Bauer: Für Familienbetriebe bleibt nicht viel übrig

Bio-Hühnerhalter Dietmar Gabler aus Lupburg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz beschäftigt aus Kostengründen keine Fremdarbeitskräfte. Am Betrieb arbeiten er, seine Frau und seine Kinder. Die Familienmitglieder berechnen nicht jede Arbeitsstunde, sonst würde der Betrieb wohl ein großes Minus machen. Seinen eigenen Stundenlohn rechnet der Betriebsleiter gar nicht erst aus: "Da kämen wir unterm Strich wohl bei drei bis vier Euro raus."

Es sei ein generelles Problem in der Landwirtschaft, dass zu wenig verdient sei und deswegen die Betriebsleiterfamilien sich selbst niemals jede Stunde 12 Euro - also den Mindestlohn - auszahlen könnten.

  • Zum Artikel: "Angst vor Armut - Preissteigerung setzt Landwirte unter Druck"

Verbraucher sollen auf regionale Produkte setzen

Bio-Milchviehhalter und Bio-Schweinemäster Michael Beer aus Bernhardswald im Landkreis Regensburg findet die Erhöhung des Mindestlohns gut. Er zahle seinen Arbeitskräften ohnehin schon mehr als 12 Euro in der Stunde.

Er hofft darauf, dass die Erhöhung des Mindestlohns auch dazu führe, dass Verbraucher nun verstärkter zu regionalen Lebensmitteln greifen und damit faire Löhne unterstützen. Denn wer Obst, Gemüse oder Getreide von deutschen Bauern kaufe, könne sich sicher sein, dass die Angestellten fair bezahlt wurden. Bei Produkten, die nicht aus Europa kommen, sei nicht sicher, ob die Menschen für ihre Arbeit in der Landwirtschaft gut bezahlt oder ausgebeutet werden.