Teller mit Suppe wird über den Kantinentresen gereicht
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Suppenausgabe in der Kantine

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Essen für Artenschutz: Mehr "bio" und "regio" in Kantinen

Bio-Hähnchen mit Kartoffelsalat statt Chicken Wings mit Pommes: Der Anteil von regionalem und biologischem Essen in staatlichen Kantinen soll steigen, Landwirte sollen so einen verlässlichen Absatzmarkt bekommen. Manches läuft gut - aber nicht alles.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

In eineinhalb Jahren soll in allen staatlichen Kantinen in Bayern die Hälfte der Lebensmittel aus Bio- oder regionaler Landwirtschaft kommen - das hatte sich die Staatsregierung im Jahr 2020 nach dem erfolgreichen Volksbegehren "Rettet die Bienen" zum Ziel gesetzt.

Und heute? Zumindest in den Kantinen der Ministerien, der Staatskanzlei und auch der Landtagsgastronomie ist das Ziel erreicht, wie das Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach mitteilt; es gehört zum bayerischen Landwirtschaftsministerium.

Landtag: Nahe am Ziel, Probleme bleiben

Beispiel Landtagskantine: Dort kocht Küchenchef Robert Wehren jeden Tag an die 200 Essen für die Mitarbeiter und Abgeordneten. Dazu kommen noch 150 bis 300 Mahlzeiten für Besuchergruppen oder Veranstaltungen im Haus. Derzeit sind dort 20 Prozent der Lebensmittel biologisch erzeugt, 70 Prozent kommen aus der Region. Bei Obst und Gemüse, regional oder auch bio, sei das Angebot gut, erzählt Kantinenchef Wehren - bei anderen Lebensmitteln wie Fleisch- und Wurstwaren sehe es schlechter aus. Das Problem seien die langen Vorbestellzeiten und die benötigten großen Mengen.  Die Erzeuger könnten selten zu 100 Prozent zusagen.

Staatliche Kantinen sollen Vorbild sein 

Die Staatsregierung will mit dem Ziel den Bio-Anbau in Bayern unterstützen. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) argumentiert, mehr Ökolandwirtschaft könne es nur geben, wenn die Nachfrage steige. Über mehr Bio in Kantinen wolle die Staatsregierung mit gutem Beispiel vorangehen. Anstoß für dieses Ziel hatte das Volksbegehren "Rettet die Bienen" gegeben. Der Gedanke dahinter: Ökolandbau ist besser für den Artenschutz, daher wird für den Ökolandbau ein Absatzmarkt geschaffen.

Kritik von Wissenschaftler

Kritik kommt von Jan Niessen. Er ist Professor für Strategische Marktbearbeitung in der Ökobranche an der Technischen Hochschule Nürnberg und bemängelt, dass das Ziel zu wässrig sei. Um wirklich mehr für den Artenschutz zu tun, müsste es eine Vorgabe geben, die auf regionale Bioprodukte setzt. Mit der aktuellen Zielvorgabe "regional" oder "biologisch" entstehe eine Konkurrenz zwischen konventionellen Landwirten und Ökobauern in Bayern. Dass Gastronomen und Kantinenbetreiber diese Proukte nur schwerlich bekämen, liegt laut Niessen daran, dass diese Lebensmittel kein Standard im Großhandel seien.

Niessen: Artenvielfalt kostet Geld

Um den Biolandbau in Bayern zu fördern und mehr Artenvielfalt zu erreichen, gibt es Niessen zufolge zwei Wege: Entweder müsste ein Anteil an Bio-Essen verpflichtend vorgeschrieben werden. Oder die Landwirte bräuchten mehr Fördergelder, damit ihre Leistung für den Artenschutz über Steuermittel finanziert werden könnten. Beide Varianten würden den Landwirten ein berechenbares Einkommen garantieren.

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