Eine Frau serviert auf der Terrasse des Prinz-Luitpold-Hauses einen Strudel mit Vanillesoße und zwei Haferl Kaffee
Bildrechte: BR/Katharina Reichart

Im Prinz-Luitpold-Haus

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Aus Überzeugung: Hüttenwirt kocht "bio" auf knapp 1.900 Meter

Seit zwei Jahren kocht Christoph Erd auf dem Prinz-Luitpold-Haus nur mit Bio-Produkten und so gut es geht regional. Er war damit der erste Wirt auf einer Alpenvereinshütte. Seine größte Herausforderung ist, die Lebensmittel auf die Hütte zu bringen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Kisten mit Zwiebeln, gelben Rüben oder frischem Salat, dazu Konserven mit passierten Tomaten und Apfelmus, Kisten mit Tee und Sonnenblumenöl: Auf dem Prinz-Luitpold-Haus kommt gerade die neue Lieferung des Bio-Großhändlers an. In gut zwölf Minuten sind die Lebensmittel von der Talstation der Materialseilbahn hoch zur Alpenvereinshütte auf 1846 Meter geschwebt. Zuvor hatte sie der LKW-Fahrer schon weit ins Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang gebracht und in die Seilbahn umgeladen.

Hüttenwirt muss jede Kiste zwei-, dreimal in die Hand nehmen

Oben lädt sie Hüttenwirt und Koch Christoph Erd wieder aus und stapelt alles in eine elektrisch angetriebene Schubkarre. "Das ist ein bisschen wie Tetris spielen immer", sagt er. Danach rangiert er die Lieferung auf zweimal in den Lager- und Kühlraum. Dafür muss er einmal komplett um die Hütte herum: "Es ist alles ein bisschen umständlich auf der Hütte. Im Tal würdest du es einfach abladen und reinziehen. Hier musst es doch noch zwei, dreimal in die Hand nehmen."

Herausforderung ist die Logistik

Im Lager angekommen verstaut er alles ordentlich. Weil der gelernte Koch neben "bio auch auf "regional" setzt, ist vor allem der logistische Aufwand noch größer. Die Produkte aus der näheren Umgebung, vor allem aus dem Oberallgäu, bringt nicht der Großhändler. Das bedeutet, sie müssen alle extra eingesammelt werden. "Das Problem ist, wie kommen die Sachen hier hoch? Weil ich halt nicht die Zeit habe, ins Tal zu gehen und Einkaufsrunden zu drehen."

Der Getränkehändler bringt das Brot auf den Berg

Christoph Erd hat sich dafür mit der Zeit ein eigenes Netzwerk geschaffen: Die Eier aus Görisried im Ostallgäu werden zur Wohnung im Tal geliefert, von dort bringen sie zum Beispiel seine drei Kinder mit, wenn sie freitags nach der Schule wieder zur Hütte aufsteigen. Das Brot vom Bäcker in Bad Hindelang packt der Getränkehändler für ihn ein. Für Fleisch und Wurst lässt er von einem Landwirt im Tal extra schlachten: Die Termine dafür müssen einige Zeit vorher ausgemacht werden. "Spontan einkaufen ist da nicht", sagt Christoph Erd. Das heißt, er muss gut planen, wie viel Fleisch und Wurst er wann braucht.

Ökologische Überzeugung von Kindesbeinen an

Diesen großen Mehraufwand nimmt der Hüttenwirt aus reiner Überzeugung in Kauf. "Ich bin auf einem kleinen Biobetrieb groß geworden und es ist schon ein paar Jahre in mir geschwelt, wo ich mir gedacht habe: Immer dieses ganze konventionelle Zeug, das irgendwo herkommt, und diese Massentierhaltung." Christoph Erd will etwas ändern, und zwar nicht nur im Kleinen daheim, sondern vielen Menschen einen nachhaltigeren und klimafreundlicheren Weg aufzeigen, wie er sagt. "In der Gastro hast du da einfach einen längeren Hebel." Auf der Hütte versorgen er und sein Team oft weit über 150 Bergsteiger und Bergsteigerinnen täglich.

Keine Einschränkungen wegen "bio"

Seit zwei Jahren gibt es alles in "bio". Einschränkungen bei der Essenauswahl haben die Wanderer deshalb nicht. Auf dem Prinz-Luitpold-Haus werden beliebte Klassiker wie Nudeln mit Bolognese-Sauce oder Kässpatzen, aber auch einfache Suppen, Brotzeiten oder veganes Kichererbsen-Curry und Rinderbraten serviert. Natürlich stehen auch Süßspeisen in der Speisekarte.

Wanderer akzeptieren die höheren Preise

An diesem Mittag stärken sich die Wanderer zum Beispiel mit Apfelstrudel und Kaiserschmarren. Hüttenwirtin Ulli Erd serviert ihnen dazu Cappuccino. Sie ist viel im Service und bekommt deshalb die Reaktionen der Gäste auf die Bio-Küche direkt mit. Weil Bio-Lebensmittel im Einkauf teurer als konventionelle Produkte sind, mussten die Erds auch ihre Preise anheben. Laut Ulli schätzen aber die meisten Gäste die biologischen Gerichte und zahlen dafür auch mehr. "Klar, gibt es aber auch den einen oder anderen, dem die Preise ein bisschen zu hoch sind", sagt sie.

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Aussicht gibt es gratis dazu

Der Blick in die Speisekarte zeigt: Eine Portion Kaiserschmarren gibt es für 13,50 Euro, Kässpatzen ab 14 Euro und der Bio-Wurstsalat kostet 10,50 Euro. Die pure Natur und den grandiosen Blick in die Allgäuer Hochalpen, die gibt's auf dem Prinz-Luitpold-Haus übrigens immer gratis dazu.

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