Ein Bürgerbus steht an einer Bushaltestelle.
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Seit 30 Jahren bedienen Bürgerbusse im Landkreis Bayreuth Nebenstrecken und Dörfer ohne Haltestellen. Jetzt fahren sie auch im Fichtelgebirge.

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Mehr als nur Transport: Der Bürgerbus im Fichtelgebirge

Bürger fahren für Bürger. Sie fahren vor allem dorthin, wo sonst kein Bus fährt. Seit 30 Jahren bedienen Bürgerbusse im Landkreis Bayreuth, jetzt fahren sie auch im Fichtelgebirge. Für manch einen ist der Bus mehr als ein Transportmittel.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Stefan Unglaub beginnt um 13 Uhr seine Fahrerschicht mit dem Bürgerbus in Bischofsgrün. In den nächsten vier Stunden wird er zweimal den Ochsenkopf umrunden. Doch zuerst geht es einmal rund um Bischofsgrün. Er wird die abgelegenen Ortsteile anfahren: dort, wo es keine Haltestellen für die Überlandbusse gibt. Dort, wo dennoch Menschen wohnen, die nicht mobil sind. Über die Glasermühle geht es hinauf nach Wülfersreuth. Das Dorf liegt auf 688 Metern Höhe. Bei Schnee könnte es manchmal haarig werden mit dem Kleinbus mit Heckantrieb, meint Fahrer Stefan Unglaub, aber das werde man dann sehen. In Wülfersreuth gibt es seit Anfang November wenigstens die Bürgerbushaltestelle und damit eine mögliche Verbindung in die Welt: zum Einkaufen, zu Behörden oder zu Ärztinnen und Ärzten.

Um den Ochsenkopf und nach Gefrees

Weiter geht es mit Haltepunkten wie Rangen und Birnstengel zurück zum alten Rathaus in Bischofsgrün. Stefan Unglaub ist einer von zwölf Fahrern und zwei Fahrerinnen auf den zwei Fichtelgebirgslinien des Bürgerbusses. Die Fahrer engagieren sich ehrenamtlich, mussten dafür den Personenbeförderungsschein absolvieren. Und natürlich einen gültigen Führerschein vorweisen. Zwei- bis dreimal in der Woche sitzt Unglaub hinter dem Steuer. Meist begleitet ihn Jimmy O'Bryand, ebenfalls ein Ruheständler. Der sagt ihm die Abfahrtszeiten und die nächste Station an. Außerdem, so Stefan Unglaub, sei es zu zweit unterhaltsamer auf der Tour.

Bürgerbus: Günstiges Angebot auch für Touristen

Von Bischofsgrün geht es jetzt nach Warmensteinach, wo er eine kleine Ortsrunde dreht. Dann fährt Unglaub wieder hinauf nach Neubau und stoppt am Besucherbergwerk Gleissinger Fels. Auch Touristen sollen den Bürgerbus nutzen können. Deswegen wurden unter anderem auch Wanderparkplätze und die Seilbahnen als Haltestellen mit in die Routenplanung aufgenommen.

Die Fahrpreise sind günstig: 1,50 Euro für die einfache Fahrt, 2,50 Euro für Hin- und Rückfahrt. Schwerbehinderte zahlen gar nichts. Einzige Einschränkung: eine Rollstuhlrampe haben die Busse bislang nicht. Montag bis Freitag sind sie unterwegs. Ab 8 Uhr morgens bis 17 Uhr. Dienstag und Donnerstag fahren die Busse auch hinüber nach Gefrees und bedienen dort die einzelnen Ortsteile. Eine Übersicht aller Haltepunkte samt Abfahrtszeiten ist auf der Website der Gemeinde Fichtelberg zu finden.

"Busse haben auch eine soziale Funktion"

Seit Anfang des Jahres tüftelten sie im Landratsamt an dem Streckennetz für den Bürgerbus im Fichtelgebirge, erklärt Projektleiterin Christine Lautner. Wo machen Haltestellen Sinn? Wo gibt es Umsteigemöglichkeiten und Anschlüsse nach Bayreuth, Wunsiedel oder Marktredwitz? Wie kommen wir zu ausreichend Fahrerinnen und Fahrern? Im November ging es dann los im Fichtelgebirge. Seit über 30 Jahren gibt es die Bürgerbusse vor allem im südlichen und westlichen Landkreis Bayreuth. Der Landkreis beschafft die Fahrzeuge, kümmert sich um die Wartung.

"Die Busse haben auch eine soziale Funktion", freut sich Landrat Florian Wiedemann (FW). Es hätten sich auf den bestehenden Linien ganze Fahrgemeinschaften gebildet. Die Leute kommen zusammen, tauschen sich aus und fahren gemeinsam zum Einkaufen oder zum Kaffeetrinken. "Es haben sich dabei Freundschaften entwickelt", fährt Wiedemann fort. Das bestätigt auch Stefan Unglaub. Bei seinen Fahrten komme er schnell ins Gespräch mit den Fahrgästen und diese untereinander.

Anschluss an die restliche Welt

Am Busbahnhof in Fichtelberg ist so eine Umsteigestation. Die Fahrer der großen Überlandbusse grüßen hinüber zum neunsitzigen Bürgerbus. Der soll eine Ergänzung zum bestehenden ÖPNV sein, keine Konkurrenz. Sie kommen sich auf ihren Linien nicht in die Quere – auch wenn die roten Busse vom Omnibusverkehr Franken (OVF) ebenfalls mit einer Linie um den Ochsenkopf fahren. Der Bürgerbus fährt dorthin, wo die großen Busse nicht hinsteuern.

"Das Angebot muss sich noch herumsprechen, ich bin da zuversichtlich, dass die Fahrgastzahlen steigen werden", meint Stefan Unglaub. "Auf den anderen Bürgerbuslinien im Landkreis sei das auch so gewesen", sagt er und schwingt sich wieder hinter das Lenkrad. Beifahrer Jimmy O'Bryand hat das Klemmbrett mit dem Fahrplan griffbereit, die Uhr daneben. Auf geht's zur zweiten Runde um den Ochsenkopf an diesem Nachmittag.

Stefan Urlaub im Interview. Hinter ihm steht der Bürgerbus.
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Seit 30 Jahren bedienen Bürgerbusse im Landkreis Bayreuth Nebenstrecken und Dörfer ohne Haltestellen. Jetzt fahren sie auch im Fichtelgebirge.

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