Eine Bushaltestelle auf dem Land
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Angelika Warmuth

Eine Bushaltestelle auf dem Land

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Mit Rufbussen zur Verkehrswende auf dem Land?

Mit dem Bus auf dem Land unterwegs, das ist teilweise sehr umständlich. Laut einer Studie schneiden bayerische Landkreise bei der Erreichbarkeit von Bus und Bahn besonders schlecht ab. Schlusslicht: Dingolfing-Landau. Das könnte sich nun bald ändern.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der niederbayerische Landkreis Dingolfing-Landau ist deutschlandweit am schlechtesten an Bus und Bahn angebunden. Das ist das Ergebnis einer Studie von Allianz pro Schiene. Das soll sich ändern, denn in Zukunft sollen neun Elektro-Rufbusse Fahrgäste von A nach B bringen. Und das ganz flexibel, denn anders als bei Linienbussen mit starrem Fahrplan reagieren Rufbusse flexibel auf Anfragen von Fahrgästen. Können solche On-Demand-Angebote den öffentlichen Nahverkehr auf dem Land generell attraktiver machen?

Mehr als 70 Gemeinden setzen auf Rufbusse

Rufbusse erscheinen als attraktive Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs auf dem Land. In Bayern werden nach Angaben des Verkehrsministeriums bereits mehr als 70 solcher Verkehrsprojekte vom Freistaat gefördert. Zum Beispiel in Scheyern im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Hier fährt seit Anfang des Jahres der Rufbus VGI-Flexi des Verkehrsverbundes Ingolstadt Fahrgäste zwischen Scheyern und Pfaffenhofen hin und her.

Fahrer Ionut Iana ist seit Beginn mit dabei. Er sitzt in einem kleinen Transporter und fährt gerade Richtung Pfaffenhofen, um einen Fahrgast abzuholen. Sein Fahrzeug ist deutlich kleiner als ein regulärer Linienbus: Ein Transporter mit acht Sitzplätzen. Auf dem Weg nach Pfaffenhofen biegt er um die Kurve und bleibt an einer der für die Rufbusse zusätzlich geschaffenen Haltestellen stehen. Der 18-jährige Dean Eichner steigt ein. Er fährt mit dem Bus täglich in die Arbeit. Dass es diese Möglichkeit gibt, habe ihm den Weg in die Arbeit deutlich erleichtert, sagt er. Davor sei er nicht so einfach in die Stadt gekommen und war auf seine Eltern angewiesen.

Wichtiger Faktor: ein langfristiges Finanzierungskonzept

Bis zu 30 Minuten vor Abfahrt können Fahrgäste des VGI-Flexi eine Fahrt buchen – online, per SMS oder telefonisch. Für 1,50 Euro oder aber mit dem Deutschlandticket. Benutzerfreundlichkeit und niedrige Kosten sind laut Professor Pirmin Fontaine von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zwei wichtige Faktoren, damit Rufbus-Modelle erfolgreich sein können. Außerdem wichtig: ein langfristiges Finanzierungsprojekt. Kurzfristig werden die Projekte vom Freistaat finanziell gefördert. Fehlt jedoch ein langfristiges Konzept, drohen die Angebote zu scheitern.

So wie im oberbayerischen Murnau. Die Gemeinde war eine der ersten, die vor drei Jahren einen Rufbus eingeführt hat. Nun steht das einstige Vorzeigeprojekt vor dem Aus: Zu teuer und zu ineffizient, so die Kritik. Am 30. Juni soll die letzte Fahrt stattfinden. Noch kämpfen die Bürger für ihren Bus – Ende Juli ist ein Bürgerentscheid geplant.

Rufbusse als wichtige Ergänzung für den ländlichen Raum

In Scheyern läuft das Projekt bislang gut. Bis zu 60 Fahrten werden dort pro Tag gebucht. Professor Pirmin Fontaine: "Ich denke, dass Rufbusse eine wichtige Ergänzung für den ländlichen Raum sind, weil dort die Nachfrage teilweise zu gering ist für den Linienverkehr." Rufbusse seien eine kostengünstigere Alternative, so der Professor. Beim aktuellen Schlusslicht Dingolfing-Landau sollen die ersten Fahrten mit den neuen Elektrobussen ab Spätherbst 2023 möglich sein.

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