Eine Patienten-Akte liegt auf einer Tastatur
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Die Staatsanwaltschaft wirft einem Passauer Frauenarzt vor, unrichtige Gesundheitszeugnisse ausgestellt zu haben. (Symbolfoto)

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Maskenatteste leichtfertig erteilt? Prozess gegen Arzt beginnt

Seine Maskenatteste waren in ganz Deutschland im Umlauf und sollen leichtfertig ausgestellt worden sein. Jetzt muss sich dafür ein Passauer Frauenarzt vor Gericht verantworten. Er könnte seine Zulassung verlieren.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Südbayern am .

Eine Studentin aus Passau geht im Sommer 2020 zur Vorsorgeuntersuchung zu ihrem Passauer Frauenarzt und verlässt die Praxis mit einem Attest. "Aus schwerwiegenden medizinischen Gründen ist die Patientin von der Mundschutzpflicht befreit" steht auf der Bescheinigung, die auch dem BR vorliegt. "Ich habe nicht nach dem Attest gefragt. Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Er hat es mir draufgequatscht, wissentlich, dass ich keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen habe", erzählt die Frau.

Knapp 100 Fälle vor dem Passauer Amtsgericht

Die junge Frau ist eine der 33 Zeugen, die in dem am Mittwoch beginnenden Prozess gegen den Arzt Ronald Weikl vor dem Amtsgericht Passau aussagen wird. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mediziner vor, zwischen Juni und November 2020 unrichtige Gesundheitszeugnisse ausgestellt zu haben. Seine Atteste sollen in ganz Deutschland aufgetaucht sein. Vor Gericht geht es um knapp 100 Fälle.

Approbation des Frauenarztes steht auf dem Spiel

Für das Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse sieht der Gesetzgeber eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe vor. Die Staatsanwaltschaft beantragt aber auch ein Berufsverbot. Für den Prozess sind acht Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 10. Mai gesprochen werden.

Busfahrer und Schulämter kontaktieren Polizei

Ins Rollen brachte den Fall ein Busfahrer aus dem Landkreis Freyung-Grafenau. Er wunderte sich im Oktober 2020 über das Attest einer Schülerin und verständigte die Polizei. Nachdem Kinder auch immer öfter von Weikl ausgestellte Atteste in Schulen vorgezeigt hatten, erstatten die Landratsämter in Deggendorf und Freyung Anzeige. Die Ermittler durchsuchten Praxis und Wohnräume, sie beschlagnahmten Computer und Festplatten.

Verein leugnet Existenz einer Corona-Pandemie

Der Passauer Frauenarzt Ronald Weikl, der auch als Praktischer Arzt arbeitet, ist in der Corona-Skeptiker-Szene bekannt. Er trat mehrere Male auf Demonstrationen als Redner auf. Gemeinsam mit Sucharit Bhakdi führt er den Verein "Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie", der davon überzeugen will, dass das Coronavirus ungefährlich sei. Die beiden Männer geben sich überzeugt, dass es keine Pandemie gebe, würde nur weniger PCR-getestet. Sie leugnen Übersterblichkeit, halten Masken für überflüssig, behaupten, die Covid-Impfung verkürze die Lebensdauer und bezeichnen die Pandemie als "Plandemie", eine Strategie der Regierung, um den Bürgern Grundrechte zu entziehen.

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