Einmal pro Woche brodelt es in Riemerling bei München für einen guten Zweck: und zwar in Kochtöpfen. Etwa 30 Frauen kochen ehrenamtlich in einer Vormittags- und einer Nachmittagsschicht Früchte ein. Der Erlös kommt obdachlosen Frauen zugute. Vor sechs Jahren hatte die langjährige Projektleiterin der Arbeiterwohlfahrt, Helene Nestler aus Ottobrunn, die Idee für dieses Projekt. Seitdem hat der Verein rund 175.000 Euro erwirtschaftet.
Jeden Dienstag werden 100 Kilogramm Obst eingekocht
Rund 100 Kilogramm Obst landen jeden Dienstag beim Riemerlinger Verein "Mammalade für Karla". "Karla" ist ein Frauen-Obdachlosenheim in der Münchner Karlstraße. Aus den Früchten entstehen verschiedene Sorten Konfitüre, 500 Gläser jede Woche. Der Clou: Es handelt sich um Obst, das im Supermarkt nicht mehr verkauft werden kann, trotzdem aber zu schade zum Wegwerfen ist.
Die Teammitglieder kommen gerne, auch weil ihnen die Arbeit im Verein Spaß macht und sie die Gesellschaft schätzen. "Wir sind eine tolle Truppe und wir haben das doppelt gute Gefühl, weil wir das Obst retten und damit etwas Gutes tun und obdachlose Frauen unterstützen", sagt Claudia Bach vom Verein "Mammalade für Karla".
Prominente wie Marianne Hartl unterstützen den Verein
Das überreife Obst wird erst sortiert, gewaschen, geschnitten, püriert, eingekocht und schließlich abgefüllt. Oft ist die Marmelade ein Mix aus zwei bis drei Obstsorten - beispielweise ein Mango-Erdbeer-Aufstrich. Denn für eine einzelne Geschmacksrichtung reichen die Früchte meist nicht. Seit 2016 hat der Verein auf diese Weise rund 11.500 Kilo Obst gerettet und mit dem Erlös obdachlosen Frauen geholfen. Die Marmelade kostet weniger als drei Euro, damit ihn sich möglichst jede und jeder leisten kann. Sie wird nicht nur auf den umliegenden Wochenmärkten verkauft, sondern auch an die Münchner Staatskanzlei geliefert, wo der Fruchtaufstrich nicht nur gerne gegessen wird, sondern "Mammalade für Karla" auch die Einmachgläser lagern darf.
Auch Prominente wie Marianne Hartl von "Marianne und Michael" kennen und unterstützen das Projekt: "Jeden Dienstag sind die Frauen da - das ist ja der Wahnsinn" freut sich Marianne Hartl. Sie findet es bewundernswert, dass sie ehrenamtlich etwas für die Gesellschaft tun, und fügt hinzu: "Was wäre unser Land ohne diese Menschen".
Nachfrage nach mehr Marmelade wäre da
Rund 25.000 Gläser Marmelade pro Jahr kochen die Ehrenamtlichen ein. "Mammalade für Karla e.V." könnte durchaus noch weiter wachsen. "Wir könnten das Geschäft größer machen", bestätigt Claudia Bach. "Aber wir wollen nicht. Eigentlich versuchen wir uns gerade zu deckeln. Wir nehmen keine neuen Großkunden mehr an. Wir versuchen auf dem Level, den wir haben, zu bleiben. Mehr schaffen wir gerade nicht".
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