Tom Geisbüsch - Vorsitzender der Vereins "Frankenkonvoi" steht hinter der Theke eines Ladens.
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Tom Geisbüsch verkauft Ware aus Krisenregionen

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Verein hilft Notleidenden: Verkauf von Ware aus Krisengebieten

Der Fürther Verein "Frankenkonvoi" hat Ende Juli einen besonderen Laden gestartet: Er verkauft Waren, die er aus europäischen Krisengebieten nach Einsätzen mitbringt. Damit unterstützt er die Menschen in Not und finanziert weitere Hilfsprojekte.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Tom Geisbüsch poliert hunderte kleiner Holzschübe, auf denen alte Schilder mit den Aufschriften "Hustenbonbons" und "Hühneraugenpflaster" prangen. Doch Arzneien ziehen in die frühere Apotheke in Fürth nicht wieder ein. Sondern Schönes und Nützliches aus den Krisengebieten Europas.

Geisbüsch ist Vorsitzender des Vereins "Frankenkonvoi". Seit 2016 gibt es die Helfer aus Fürth. Sie unterstützen die Erdbebenopfer im türkisch-syrischen Grenzgebiet genauso wie die Flutopfer aus dem Ahrtal. Dafür bringen sie schnell und unbürokratisch Hilfsgüter in Katastrophengebiete. "Es war mir ein Dorn im Auge, leer zurückzufahren", erzählt Geisbüsch. So sei die Idee entstanden, Dinge mit zurückzubringen – und so Sozialprojekte und die Wirtschaft in den Krisengebieten zu unterstützten.

Geflüchtete schneidern Jacken aus Decken

Mit einem Nähprojekt in Griechenland fing alles an. Geisbüsch half 2016 in den Flüchtlingslagern rund um Idomeni. Dabei stieß er auf die Nähwerkstatt Naomi in Thessaloniki. Dort können Flüchtlinge innerhalb von drei Monaten eine Näh-Ausbildung machen und ein Näh-Zertifikat erwerben, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Bei Naomi schneidern sie aus alten Decken der UN-Hilfsorganisation UNHCR, die in Idomeni verteilt wurden und die nach ihrem oft kurzen Gebrauch vernichtet worden wären, Jacken und Taschen. Nun hängen die in der alten Fürther Apotheke.

Seife aus türkischem Erdbebengebiet

Tom Geisbüsch mietete 2016 die leerstehende Räume in der Mathildenstraße in Fürth, renovierte und bezog hier sein Atelier als Werbefotograf. Nach und nach wurden die Räume zur Vereinszentrale. Nun wird im ehemaligen Labor Seife mit dem Logo vom Frankenkonvoi versehen. Die haben Helfer vom Einsatz im Erdbebengebiet in der Türkei mitgebracht. Eine Türkin stellt sie dort her, per Hand.

Mit eigenen Händen helfen

Zehn aktive Helferinnen und Helfer hat der Verein. Svetlana Degtareva ist vor Kurzem dazugekommen. Der Einsatz in der Türkei im Februar war ihr erster. Im Erdbebengebiet starben über 50.000 Menschen. Das Team lieferte Hygieneartikel und Trinkwasser und kochte zusammen mit einem türkischen Restaurantbesitzer für alle, die nichts mehr hatten. "Man kann durch die eigenen Hände Hilfe geben, da, wo sie ankommen soll. Das ist ein schönes Gefühl", sagt Degtareva.

Schnelle kleine Truppe

Europaweit sind die Helfer aus Fürth unterwegs. Bei großen Organisationen und Regierungen gäbe es eine gewisse Trägheit, erklärt Tom Geisbüsch. Ihr kleiner Verein habe da den Vorteil, einfach und schnell reagieren zu können. So waren die Ehrenamtlichen schon im Kriegsgebiet in der Ukraine und im Ahrtal nach der Flut vor zwei Jahren. Von dort haben sie Wein von einem kleinen Weingut mitgebracht – dessen Besitzer überlebte die Katastrophe selbst nur knapp. Die Flaschen wandern nun neben die Seife in die alten Apothekenregale. Die Einnahmen aus dem Laden wollen die Helfer aus Fürth dann wieder in neue Hilfsprojekte stecken.

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