Israel-Reisende stehen nach ihrer Ankunft in der Empfangshalle des Münchner Flughafens.
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Aus Israel ausgeflogene Deutsche sind am Abend mit einer Lufthansa-Maschine am Flughafen München gelandet.

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"Hab nur geweint": Flugreisende aus Israel in München gelandet

Am Donnerstag sind am Münchener Flughafen drei Flugzeuge aus Israel gelandet - eine Linienmaschine und zwei Sonderflieger aus Tel Aviv. Viele der Reisenden wurden von Familienmitgliedern in Empfang genommen. Die Stimmung war emotional und angespannt.

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Edan Manos wartet. In einer halben Stunde sollen seine Schwester und sein Neffe am Münchener Flughafen ankommen. "Endlich", sagt er, "das war alles sehr stressig." Seine Schwester Anat lebt in einem Dorf in Zentral-Israel. Die Sirenen würden dort nie stillstehen. Freunde aus Regionen nahe des Gaza-Streifens hätten ihre Kinder verloren. Es sei eine furchtbare Situation.

Einer der letzten Linienflüge aus Tel Aviv

Mit leichter Verspätung ist am frühen Morgen die Maschine der israelischen Airline "El Al" in Tel Aviv gestartet, mit 163 Menschen an Bord, unter ihnen Israelis, Deutsche und internationale Urlauber. Am Münchener Flughafen gilt eine erhöhte Sicherheitsstufe für den Flug. Mehrere Polizeibeamte sorgen für eine reibungslose Ankunft. Nach der Landung werden die Passagiere per Bus zu einem Ausgang bei Terminal 1 gebracht, der für Sonderflüge vorgesehen ist. Angehörige können ihre Freunde und Familienmitglieder erst außerhalb der Ankunftshalle begrüßen.

Gemischte Gefühle bei der Ankunft

Die Schiebetüren öffnen sich. Erste Passagiere kommen mit vielen Koffern und Taschen aus der Halle. Ido Sadeh und seine Frau Diana Faibish aus Kopenhagen waren mit ihrem Kleinkind zum ersten Mal in Israel. Für zwei Wochen haben sie die Familie in Haifa besucht. "Wir wollten eigentlich noch länger bleiben. Aber das war uns zu unsicher", sagt Ido Sadeh. Traurigerweise seien sie an die Konflikte zwischen Israel und Palästina gewöhnt. "Uns hat das Ausmaß überrascht. Wir wussten nicht, dass es diesmal so heftig wird."

Ein junger Mann aus Tel Aviv, der beruflich in Deutschland zu tun hat, hat bis zuletzt in einem Krankenhaus im Süden von Israel freiwillig gearbeitet. "Ich habe mich um Verletzte gekümmert und mit Menschen gesprochen, die Familienmitglieder verloren haben." Er wolle schnell zurück nach Israel, um den Menschen weiter helfen zu können. In Deutschland sei es zwar sicherer, aber er könne hier nicht glücklich sein bei dem Leid in seiner Heimat.

"Wir sind eine starke Gemeinschaft"

Edan Manos streckt seine Arme in die Höhe. Seine Schwester Anat und ihr Sohn kommen aus der Halle. Zwei kleine Koffer und eine Plastiktüte, mehr haben sie nicht dabei. "Ich bin froh, jetzt bei meinem Bruder zu sein. Unsere ganze Familie lebt in Deutschland. Deswegen sind wir jetzt hier." Die letzten Tage waren für Anat Manos schockierend. "Ich habe nur geweint." Sie hofft, dass sich bald alles wieder normalisiert und dass sie zurück nach Israel könne. Das israelische Volk sei eine starke Gemeinschaft, aber jetzt brauche es mehr Unterstützung von anderen Ländern.

Auch Israel Ehrlich aus Wien ist am Morgen mit seiner Tochter Malka am Flughafen gelandet. "Es ist unvorstellbar, dass wir hier sicherer sind als in unserem Herkunftsland."

Erste Sonderflüge am Abend eingetroffen

Am Abend kamen dann auch die beiden Sondermaschinen mit aus Israel ausgeflogenen Deutschen sicher am Münchner Franz-Josef-Strauß-Flughafen an. Um 17.30 Uhr landete das erste Flugzeug. Die Lufthansa teilte mit, der Flug sei ausgebucht und mit 200 Passagieren besetzt gewesen.

Die Stimmung in der Empfangshalle am Terminal 2 war ähnlich wie am Vormittag emotional-angespannt. Eine Mutter, die auf ihren Sohn gewartet hat, erzählte einer BR-Kollegin von schlaflosen Nächten und wie sie zusammen mit ihrem Sohn versucht hatte, einen Heimflug zu bekommen. Der Sohn selbst schilderte, wie er mehrmals in Tel Aviv in Bombenschutzräume gehen musste. Er wollte dort eigentlich seinen Urlaub verbringen und habe so etwas noch nie erlebt, so seine Worte.

"Einfach nur gruselig"

"Nicht mehr mit Raketenangriffen in der Nacht rechnen zu müssen. Keine Alarme mehr. Es ist schön", sagte ein Mann. Ein anderer Heimkehrer sagte, er erinnere sich auch an schöne Erlebnisse im Land. Besonders beeindruckt habe ihn der Zusammenhalt unter den Israelis: "Das war bewegend, die Ruhe, die Gelassenheit, die die Israelis ausstrahlen. Wahnsinn." Eine junge Frau sagte, es sei einfach nur gruselig gewesen: "Man sieht diese ganzen Bilder im Internet, und das ist nur vier Kilometer entfernt von einem. Und dann sieht man Bombeneinschläge und Häuser, die genauso aussehen wie das eigene Wohnhaus."

Probleme und Überlastung bei der Lufthansa

Für Freitag sind vier weitere Sonderflüge ab Tel Aviv geplant, die in München und Frankfurt landen sollen. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes mitteilte, hätten sich rund 5.000 Menschen für die Rückholflüge eingetragen.

Bei der Buchung der geplanten Sonderflüge habe es Probleme gegeben. Einige Passagiere äußerten ihren Unmut, wie schwierig es gewesen sei, einen Heimflug zu bekommen. Die Telefonhotline der Lufthansa sei immer belegt gewesen sei. Die Fluggesellschaft kündigte an, die Kapazitäten erhöhen zu wollen. Die Lufthansa hat inzwischen nach eigenen Angaben weitere Callcenter eingerichtet.

Im Video: Stimmen vom Münchner Flughafen

Stimmen vom Münchner Flughafen: Deutsche kehren aus Israel zurück
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Stimmen vom Münchner Flughafen: Deutsche kehren aus Israel zurück

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