Ein Akkuschrauber und mehrere Schrauben
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Ein Akkuschrauber und mehrere Schrauben

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Lieferengpässe auch bei Möbeln und in Baumärkten

Holz für Papier, Computer-Chips für die Autoindustrie - seit Corona das Land im Griff hat, werden auch viele Rohstoffe knapp. Jetzt haben Lieferengpässe auch Baumärkte und Möbelhäuser erreicht. Das Hamstern geht bereits los.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Lieferengpässe, die man bisher vor allem vom Bau und von der Autoindustrie kennt, betreffen inzwischen auch viele Baumärkte. Möbelhändler können ebenfalls nicht immer liefern wie gewünscht. Da heißt es: warten oder kreativ werden.

Abgepackte Holzpellets werden knapp

Holzpellets oder Holzbriketts, wie sie viele Baumärkte abgepackt in kleineren Mengen für den Hausgebrauch anbieten, haben momentan deutlich längere Lieferzeiten, heißt es zum Beispiel in zwei Baumärkten in Regen.

Das Bauzentrum König kauft davon zwar immer gleich einen ganzen Lkw-Zug, doch diesmal ist unklar, wann die nächste Lieferung kommt. Der Vorrat werde in sieben bis acht Werktagen verkauft sein, sagt Alfred Grassl, der Marktleiter im Bauzentrum König. "Ich warte seit drei Tagen, wann ich die bestellte Menge bekomme und zu welchem Preis. Ich weiß nicht einmal, zu welchem Einkaufspreis ich es kriege. Ich bestelle einfach, damit ich verkaufen kann", so Grassl.

Gestiegene Preise werden an Kunden weitergeben

Die Preise sind bereits gestiegen, selbst für Anmachhölzer, das zum Anzünden in kleinen Säcken angeboten wird. Da könne der Baumarkt wenig machen. Die Einkaufspreise für Holz sind für die Hersteller höher, die geben das an den Handel weiter, erklärt Grassl. Auch bei anderen Waren tun sich demnach immer wieder Lieferengpässe auf - und das schon seit Monaten. Von 100 bestellten Artikeln kämen in manchen Bereichen nur 50 bis 70 vor Ort an.

Den Rekord bei der längsten Lieferzeit hält momentan im Bauzentrum König "ein ganz normaler Akkuschrauber", den ein Kunde im Juli bestellt hat und der jetzt im November endlich geliefert werden soll.

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Marktleiter und Kunden werden kreativ

Viele Marktleiter versuchen, vorausschauend auf Vorrat zu kaufen und rechtzeitig herauszubekommen, wo sich der nächste Engpass auftun könnte. Die meisten Kunden merken deshalb nicht viel von Lieferengpässen.

Momentan werden zum Beispiel in manchen Märkten Elektrokabel knapp. Der Hintergrund: Die hohe Nachfrage. Die Hersteller konnten nicht in dem Maße nachziehen. Diese Ware kommt zum Teil aus China, beispielsweise Zwei- und Dreifachsteckdosen, erläutert Thomas Wüst, Marktleiter im Hagebaumarkt Regen. Die Container seien aber nicht so verfügbar, wie es die Lieferanten bräuchten, und das verknappe natürlich die ganze Sache.

Manche Kunden kaufen aber auch vorausschauend ein. Alfred Grassl erinnert das an alte DDR-Zeiten: Man kauft das, was da ist, weil man es irgendwann einmal vielleicht brauchen könnte. Im Moment seien zum Beispiel Gartengeräte da. Da sagten viele: Das nächste Frühjahr kommt bestimmt. Nehmen wir lieber das mit, weil wir nicht wissen, wenn es dann wieder losgeht, ob es dann nicht vergriffen ist.

  • Lesetipp: Lieferengpässe bei Mode - Händler werden kreativ

Möbelhändler lagern Küchengeräte auf Vorrat

Auch Möbelhändler bekommen Engpässe zu spüren, vor allem bei Geräten für Küchen, also Herden oder Geschirrspülern. Um zu vermeiden, dass man vom Kunden Wochen zuvor bestellte Küchen nicht ausliefern kann, setzt zum Beispiel Möbel Wanninger in Bad Kötzting und Straubing auf Vorratshaltung. Firmenchef Franz Wanninger junior verweist auf sein riesiges Zentrallager in Bad Kötzting. Hier sind in jeder Gerätekategorie - Spülmaschine, Herd und so weiter - einige Modelle auf Lager. Die werden entweder gleich angeboten oder als Ersatzgerät geliefert und dann später gegen das Originalgerät getauscht. Leider geht es zur Zeit nicht anders, so Wanninger.

Größere Lagerbestände

Auch XXXLutz, einer der großen Möbelhändler, teilt auf Nachfrage mit, dass man die "Lagerbevorratung frühzeitig und sukzessive erhöht hat". Ähnlich macht es Möbel Frey in Cham, das seine Lagerkapazitäten sogar mit Schiffscontainern ausgeweitet hat. Denn manchmal muss Frey sogar Möbel für neugebaute Häuser einlagern. "Wir haben oft die andere Seite der Medaille, dass Küchen bestellt werden. Aber dann verzögert sich der Bau um ein halbes Jahr. Sie kann also nicht eingebaut werden. Dann haben wir die Küche ein halbes Jahr da stehen. Das ist auch nicht gut", erzählt Sebastian Sprödhuber, der Marketingleiter der Unternehmensgruppe Frey.

Kehrseite des Hamsterns bei Möbeln: Manche Lager in Deutschland sind so voll, dass Speditionen, die neue bestellte Ware aus den Möbelfabriken, von denen viele in Norddeutschland sitzen, nicht mehr abladen können. "Die Speditionen haben dann die Schnauze voll", sagt Franz Wanninger junior. Sie drehen um, fahren wieder alles nachhause und nehmen unsere Ware, die im Süden gerne angenommenen würde, auch wieder mit zurück.

Mangel hat viele Ursachen

Die Ursachen für die Lieferengpässe in den verschiedensten Bereichen sind vielfältig. Sie gehen vom Mangel an bestimmten Rohstoffen - bei Küchengeräten vor allem bei den Elektronikbauteilen - über die verstärkte weltweite Nachfrage nach dem Lockdown oder pandemiebedingte Fabrikschließungen bis zu Problemen beim Schiffsverkehr. Mit einer Entspannung der Lage rechnen viele Händler im Frühjahr 2022 oder sogar noch später.

  • Zum Artikel: Corona und Strom-Krise - Industrie leidet unter Lieferengpässen
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Alfred Grassl, Marktleiter im Bauzentrum König in Regen, im vollen Lager mit Holzpellets, das aber bald leer sein wird

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