Monika und Andreas Bieberbach, ein Ehepaar aus München, stehen während der Demonstration "Lichtermeer" auf der Theresienwiese.
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Schon 1992 waren Andreas und Monika Bieberbach bei der Lichterkette in München dabei. Ihr Einsatz für die Demokratie hält bis heute an.

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München: Ehepaar demonstriert nach 1992 wieder für Demokratie

Für Monika und Andreas Bieberbach war das "Lichtermeer" am Sonntag nicht die erste leuchtende Demonstration in München. 1992 waren sie bei der Lichterkette dabei. So haben sie die beiden Veranstaltungen wahrgenommen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Andreas und Monika Bieberbach wollen ein Zeichen für die Demokratie setzen. Das Ehepaar aus München ist auf dem Weg zum Lichtermeer auf der Theresienwiese. Bei der Demonstration am Sonntagabend gegen Rechtsextremismus und Hass hat Andreas Bieberbach vor allem ein Ziel und eine Hoffnung: "Wir müssen klar zeigen, dass die Münchner mitmachen gegen Rechtsextremismus und gegen Rechtspopulismus. Ich hoffe, die Leute merken durch die Demonstration heute, dass wir etwas bewirken können."

Engagement für demokratisches Zusammenleben

Kurz nach 17.00 Uhr trifft das Ehepaar auf der Theresienwiese ein. Noch ist nicht viel los. Auf der Bühne bauen die Veranstalter die Technik auf, einzelne Personen mit Lichterketten um die Schultern und Taschenlampen in der Hand stehen aber schon hinter den Absperrbarrieren. Die Bieberbachs begrüßen einige der bereits Anwesenden - sie haben sich mit Freunden hier verabredet.

Sich beim heutigen "Lichtermeer" für friedliches und demokratisches Zusammenleben einzusetzen - nichts Neues für Monika und Andreas Bieberbach. Es ist nicht ihr erstes Mal.

Lichterkette 1992: Schon damals waren sie dabei

Schon 1992 gingen sie in München auf die Straße. Gemeinsam mit etwa 400.000 Menschen nahmen sie an der damaligen Lichterkette teil. Es war die bislang größte Demonstration gegen Ausländerhass in Deutschland. Am 6. Dezember 1992 zündeten etwa 400.000 Menschen eine Kerze gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass an. Der Auslöser für die damalige Demonstration war die Zunahme von rechten Gewalttaten gegen Menschen mit Migrationshintergrund und Asylsuchende Anfang der 1990er-Jahre. So war es in Hoyerswerda (Sachsen) und Rockstock-Lichtenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) zu fremdenfeindlichen Übergriffen gekommen, in Mölln/Schleswig-Holstein) zu einem Brandanschlag, 1993 folgte auch in Solingen (Nordrhein-Westfalen) ein Brandanschlag.

Die Münchner Lichterkette war viel größer geworden als zuvor erwartet. Etwa 60 Kilometer zog sich das Band aus leuchtenden Kerzen durch die Landeshauptstadt. Andreas Bieberbach dachte damals nicht, dass so viele Menschen mitmachen würden: "Ich stand in der Innenstadt, ich glaube, in der Brienner Straße. Wir standen da zwar in mehreren Reihen, aber dass das am Schluss 400.000 Menschen sind, das haben wir erst hinterher erfahren."

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Eine Lichterkette aus Kerzen, Fackeln und Lampions zog sich am 6. Dezember 1992 durch München. Etwa 400.000 nahmen an dem Protest teil.

Entsetzen über rechte Gewalt

Der Grund, warum die Bieberbachs vor 32 Jahren auf die Straßen gingen, sei ihr Entsetzen gewesen, dass so etwas in den 1990er-Jahren passierte. "Die Solidarität und das Mitleid mit den Opfern war damals für mich im Vordergrund gestanden", so Andreas Bieberbach.

Auch seine Frau zeigt sich heute noch schockiert über die Ereignisse und sagt: "Damals habe ich wirklich auch noch gedacht, das ist so eine kleine, extreme Gruppe, die sich aufspielt." Heute besorge Monika Bieberbach "dass diese kleine Gruppe oder deren Ideen in die Mitte der Gesellschaft gerutscht sind." Es sei also die politische Lage und Stimmung im Land, die sie auf die Theresienwiese führe. Auch die Proteste selbst - wie das "Lichtermeer" - nehme Monika Bieberbach als viel politischer wahr.

Ein ruhiger, aber emotionaler Protest

Die Demonstration auf der Theresienwiese hat in zwischen begonnen. Auch nach dem offiziellen Start der Veranstaltung kommen noch immer mehr Menschen dazu. Die Theresienwiese ist hell erleuchtet von Lichterketten, Taschenlampen und Handylichtern. Anders als bei der großen Münchner Demonstration gegen Rechtsextremismus im Januar ist der Protest diesmal leiser, nachdenklicher. Hauptrednerin Düzen Tekkal ruft in ihrer Rede zu Einheit für die Demokratie auf. Es wird viel Musik gespielt, gesungen.

Monika und Andreas Bieberbach stehen mit ihren Taschenlampen und einem Plakat mit der Aufschrift "München ist bunt!" nah an der Bühne. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so emotional wird. Die haben gute Lieder ausgesucht, finde ich, nicht so wilde, sondern wirklich der Situation angemessen, find' ich ganz, ganz toll", fasst Andreas Bieberbach seine Eindrücke der Demo zusammen.

Monika Bieberbach geht es ähnlich: "Ich bin jetzt im Moment ganz gerührt gewesen, das hat mich jetzt an die andere Geschichte da erinnert." Die andere Geschichte - damit meint sie die Anschläge Anfang der 1990er und den Protest bei der Lichterkette 1992. Und so geht es auch Düzen Tekkal auf der Bühne: "Mich erinnert das natürlich auch an die Lichterkette 1992, als ich 14 Jahre alt war. Dafür möchte ich danke sagen."

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Beim "Lichtermeer für Demokratie" in München haben am Sonntag laut Polizei bis zu 100.000 Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert.

"Lichtermeer" noch eindrucksvoller als Lichterkette

Gegen Ende der Veranstaltung kommt die Info: Laut Veranstalter sind 300.000 Menschen hier, die Polizei geht von etwa 100.000 Personen aus. Es sind weniger als 1992. Aber Monika Bieberbach ist begeistert, dass es doch so viele sind.

Lassen sich ihre Gefühle und Eindrücke heute mit der Lichterkette vor 32 Jahren vergleichen? "Ich finde es eigentlich jetzt noch eindrucksvoller als 1992, vielleicht weil ich das jetzt bewusster erlebe - aber es ist einfach schön zu sehen, wie viele Leute hier sind und wie viele junge Menschen sich hier engagieren", sagt Monika Bieberbach. Ihr Mann Andreas ist mit dem Andrang des "Lichtermeers" zufrieden: "Die Stimmung war toll."

Ihr Wunsch: Einsatz für Demokratie auch an Wahlurne

Auch nach dem "Lichtermeer" werden sich die Bieberbachs weiter für Demokratie einsetzen. Sie wünschen sich, dass es nicht nur bei diesem leuchtenden Zeichen auf der Theresienwiese bleibt. "Meine Hoffnung ist, dass die Leute nicht einfach wieder heimgehen und sagen 'schön war's', sondern dass sie wirklich anfangen, zu überlegen, was sie tun können", so Andreas Bieberbach. Und das ist laut Monika Bieberbach: "Dass ganz viele langfristig ihr Kreuzchen bei der Wahl an die richtige Stelle für die Demokratie setzen."

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