"Licca Liber": Pläne des Wasserwirtschaftsamts für den Lech. Ein Luftbild des Lechs mit den eingezeichneten geplanten Aufweitungen
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"Licca Liber": Pläne des Wasserwirtschaftsamts für den Lech

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Lech bei Augsburg: Streit um geplantes Wasserkraftwerk

Der Lech bei Augsburg soll wieder aus seinem engen Bett befreit werden: "Licca liber" heißt das Projekt, seit zehn Jahren geplant. Jetzt aber gibt es Streit. Uniper will ein weiteres Kraftwerk im Fluss bauen. Naturschützer drohen mit einer Klage.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Das Energieunternehmen Uniper spricht von einem "Leuchtturmprojekt" im Sinne der Energiewende. Für 5.000 Haushalte könnte das neue Kraftwerk am Lech Strom liefern, teilt Uniper mit, das bereits 23 Kraftwerke flussaufwärts am Lech betreibt. Als das Projekt "Licca liber" vom Wasserwirtschaftsamt 2013 gestartet wurde, hatte Uniper die Kraftwerkspläne zurückgestellt, jetzt aber wieder hervorgeholt. An der bereits bestehenden Schwelle Lindenau bei Friedberg könnte ein Wasserkraftwerksneubau mit modernster Technologie im Einklang mit flussökologischen Zielen realisiert werden, heißt es auf Anfrage des BR. Bis Ende des Jahres will das Unternehmen belastbare Daten haben, um dann über den Bauantrag zu entscheiden.

Naturschützer sehen den Lech und seine Renaturierung in Gefahr

Naturschützer jedoch laufen gegen die Pläne Sturm, gerade bei dieser Renaturierung dürfe dem Lech nicht das Wasser abgegraben werden, betont etwa die "Lechallianz", ein Zusammenschluss von Naturschützern und Verbänden wie dem Alpenverein und dem Fischereiverband. Günther Groß von der Lechallianz sagt, man könne nicht auf der einen Seite renaturieren, damit das Lechwasser diese typischen Auen- und Uferbereiche modelliert und so ganz spezielle Lebensräume für seltene Arten schafft, und andererseits das eben dafür benötigte Wasser in ein Kraftwerk umleiten.

Mehr Platz für den Lech und Schutz der Fluss-Sohle

Auf rund neun Kilometern Länge soll der Lech durch "Licca liber", also "der freie Lech", aufgeweitet werden, damit das Wasser wieder freier fließen und so das Ufer stetig umgestalten kann. Nutzen soll das seltenen Pflanzen und Insekten, sowie den Fischen, die so wieder eine Kinderstube finden. Schützen soll die Maßnahme aber vor allem auch die stark angegriffene Flusssohle des Lechs. Experten warnen nämlich seit Jahren vor einem drohenden Durchbruch, weil an vielen Stellen die schützende Kiesschicht fehlt, das Wasser würde dann schlagartig im Flussuntergrund verschwinden. Das bestätigen auch die Planer vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth: "Durch das Projekt muss es uns neben den zahlreichen ökologischen Maßnahmen unter anderem gelingen, die Flusssohle des Lechs zu stabilisieren und die Eintiefung der Flusssohle zu stoppen."

Lech soll wieder besser erlebbar werden

Und nicht zuletzt soll der renaturierte Lech durch Licca liber ein Erholungsraum für die Menschen werden, mit leicht zugänglichen Uferflächen, wie es schon an der Augsburger Wertach durch das Programm Wertach Vital umgesetzt worden ist. Die Kostenschätzung von 2019 liegt bei 60 Millionen Euro, sagt das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Das Projekt Licca liber ist Bestandteil des nationalen Hochwasserschutzprojekts und wird mit 60 Prozent vom Bund und 40 Prozent vom Freistaat Bayern finanziert.

Letztlich entscheiden, ob ein Kraftwerk kommt oder nicht, muss die Untere Wasserrechtsbehörde der Stadt Augsburg. Sowohl Uniper als auch das Wasserwirtschaftsamt werden nun separat ihre Unterlagen einreichen. Im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens müssen dann alle Träger öffentlicher Belange gehört werden, auch die Naturschutzbehörden.

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