Zugeschnittene Bretter im Sägewerk Försch in Gössenheim
Bildrechte: BR/ Klaus Rüfer

Holz-Lagerhalle in einem Sägewerk

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Lebende CO2-Speicher - Bäume sind mehr als Brennholz

Bäume sind lebende CO2-Speicher. Ihr Holz speichert selbst lange nachdem sie gefällt wurden das gefährliche Klimagas. Das hängt allerdings davon ab, wie ein solcher Baum verwertet wird.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Über ein Drittel Bayerns ist bewaldet. Auch Unterfranken ist vergleichsweise reich an Wäldern: Spessart, Steigerwald und Odenwald bestimmen in weiten Teilen das Landschaftsbild. Und schon seit vielen Jahrhunderten werden diese Wälder vom Menschen genutzt.

Wald ist wichtiger CO2-Speicher

Was in Zeiten des Klimawandels immer mehr in den Fokus rückt: Wald speichert das klimaschädliche Gas CO2. Laut der Stiftung "Unternehmen Wald" bindet ein Hektar Wald pro Jahr über alle Altersklassen und Baumarten hinweg etwa sechs Tonnen CO2 in dem Holz, das an den Bäumen zuwächst. Ein Festmeter beziehungsweise ein Kubikmeter Holz hat rund eine Tonne CO2 gebunden. Wie die 3. Bundeswaldinventur zeigt, sind in deutschen Wäldern derzeit 1,169 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in lebenden Bäumen und im Totholz gebunden. Das sind rund 4,3 Milliarden Tonnen CO2.

Besser Verbauen als Verbrennen

Werden Bäume gefällt, bleibt das CO2 auch weiterhin im Holz gespeichert. Erst wenn es verrottet oder verbrannt wird, gibt Holz das gebundene CO2 wieder an die Atmosphäre ab. Das ist der Grund, warum Brennholz beim Blick auf dessen Klimaverträglichkeit in die Diskussion geraten ist. Beim Verbrennen wird innerhalb kurzer Zeit das CO2 freigesetzt, das beim Wachsen der Bäume zuvor über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gebunden wurde. Nachhaltiger als das Verbrennen ist deshalb das Verbauen von Holz, egal in welcher Form. Die Balken eines Dachstuhls, der Wohnzimmerschrank oder der Parkettboden – sie sind letztlich auch CO2-Speicher.

Wertvolle Eichen aus Burgsinn

Ein bewirtschafteter Wald lebt davon, dass auch immer wieder Bäume geschlagen und vermarktet werden – wie zum Beispiel in der Marktgemeinde Burgsinn im Spessart. Revierleiter Hans-Peter Breisch und seine Kollegen bewirtschaften hier 3.200 Hektar Waldfläche. Und sie hüten einen besonderen Schatz. Der Burgsinner Wald ist bekannt für seine alten, wertvollen Eichen, deren Holz immer wieder Spitzenpreise erzielt. Burgsinner Baumstämme gehen oft an die hochwertige Möbelindustrie, aber auch an die "Königsdisziplin": die Furnierfertigung.

Zwei Drittel Wertholz

Revierleiter Breisch weiß also, was sich gut verkaufen lässt. Interessant sei in erster Linie der Stamm eines Baumes. Die verästelte Krone dagegen kann kaum nachhaltig genutzt werden, sagt der Fachmann: "Wenn man eine Buche nimmt, die jetzt 140-jährig ist, würde ich sagen: zwei Drittel wertvolles Holz und ein Drittel Brennholz".

Zuschnitt: möglichst nichts verschwenden

Was letztlich aus einem Baumstamm wird, das bestimmen Fachleute wie Johannes Försch aus Gössenheim im Landkreis Main-Spessart. Er betreibt ein Sägewerk, in dem eine Vielzahl regionaler Holzsorten marktgerecht verarbeitet werden.

Ein Baumstamm ist ein Rohstoff, von dem möglichst nichts verschwendet werden soll, sagt Johannes Försch. Beim Zuschnitt wird darauf genau geachtet: "Ein Baum ist wie ein Kreis. Und in einen Kreis passt am besten ein Quadrat. Und wenn man das so ausrechnet, haben wir so 45 bis 50 Prozent Hauptprodukt. Das andere werden Bretter und Dachlatten." Besonders begehrt sind derzeit zum Beispiel lange Eichenbalken. Sie werden vor allem in Norddeutschland in Dachstühlen verbaut.

Fast 100 Prozent werden genutzt

Der kleine Anteil Holz, der nicht zu Balken, Brettern oder Latten taugt, wird aber auch verwertet. Geschreddert landet dieses Holz zumindest noch in Pressspanplatten. Damit weiß Johannes Försch: nahezu 100 Prozent seiner Produkte werden in irgendeiner Form verbaut. Der ursprüngliche Baumstamm bleibt so also als CO2-Speicher erhalten – und das durchaus für lange Zeit: "Das sieht man bei uns in Unterfranken. Unsere Fachwerkhäuser sind Jahrhunderte alt."

Laut der Organisation "proholz bayern" werden 49 Prozent des Holzeinschlags im Freistaat zu Stammholz, das in Sägewerken wie in Gössenheim weiter verarbeitet wird. Neun Prozent gehen in die Industrie, 38 Prozent werden zu Brennholz.

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