Ein Junge steht und lacht. Der sitzende Junge hat einen Verband um den Arm.
Bildrechte: BR / Ursula Trischler

Die beiden Jungs der Moosburger BJRK-Gruppe üben für den anstehenden Bezirkswettbewerb, einen Verband anzulegen.

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Lagerfeuer und Herzmassage: 75 Jahre Bayerisches Jugendrotkreuz

Das Bayerische Jugendrotkreuz erklärt Kindergartenkindern, wie das Herz funktioniert, bildet Schülerinnen und Schüler zu Sanitätern aus und vieles andere mehr. Seit 75 Jahren gibt es den Verband bereits. Viele wissen gar nicht, wie vielfältig er ist.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

18. Oktober 1947. Das ist das Gründungsdatum des Bayerischen Jugendrotkreuzes. Seit 75 Jahren also engagieren sich junge Menschen in dem Jugendverband des bayerischen Roten Kreuzes. Sie gestalten Ferienfreizeiten, sammeln gemeinsam Müll, bilden Schüler zu Schulsanitäterinnen und Schulsanitätern aus oder erklären Kindergartenkindern, wie sie Pflaster am besten aufkleben und wie das Herz funktioniert. Ihr Engagement ist vielseitiger, als viele außenstehende denken würden. Um Mitgliederschwund macht sich der Verband kaum Sorgen.

Gruppenstunde in Moosburg

Einmal pro Woche treffen sich rund ein dutzend Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren mit ihrer Gruppenleiterin Anna Benker in den Jugendräumen des Bayerischen Roten Kreuzes in Moosburg im Landkreis Freising. Manchmal wird da gemeinsam ein Eis geschleckt oder gebastelt.

Heute wird intensiv geübt, denn Anfang Juli steht der Bezirkswettbewerb in Neuburg an der Donau an. Da rücken diverse Teams aus Oberbayern an und kämpfen um den Sieg – und die Moosburger wollen natürlich gewinnen.

Wettbewerbe: Kids brauchen breitgefächertes Know-how

Das Leistungsspektrum der Wettbewerbe ist breit gefächert, sagt Daniela Frei, Bildungsreferentin des Bayerischen Jugendrotkreuzes. Von Wundversorgung, der Behandlung von Knochenbrüchen, oder der Durchführung einer Herz-Lungen-Wiederbelebung über Wissensfragen, bis zu kulturellen, sozialen und musischen Stationen. Teamfähigkeit, Schnelligkeit und Geschicklichkeit seien außerdem gefragt.

Die Kinder bei der Gruppenstunde in Moosburg sind voller Elan dabei. Sie üben Druckverbände, Kopfverbände und die stabile Seitenlage. Und auch die Wissensfragen rund um die geschichtliche Entwicklung des Roten Kreuzes können sie beantworten. So wie Anna Wimmer. Sie ist 13 Jahre alt und kommt regelmäßig in die Gruppenstunden, weil es ihr "einfach Spaß macht", sagt sie. Außerdem lerne sie hier, Leben zu retten. Im Notfall helfen zu können, das sei ihr wichtig, so die 13-Jährige.

Gründungsimpuls kam von Konstantin Prinz von Bayern

Konstantin Prinz von Bayern, ehemals geschäftsführender Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes, regte im Juli 1945 die Einführung des Jugendrotkreuzes an. Es ging darum, Kindern und Jugendlichen das Verständnis der Rotkreuzgrundsätze und das Bemühen um Völkerverständigung und Frieden zu vermitteln, sagt Bildungsreferentin Daniela Frei. Es sei zugleich ein Signal an die Verwalter der damaligen amerikanischen Zone gewesen, dass Kinder und Jugendliche Teil eines friedvollen Deutschlands sein sollen.

Verbandsgrundsätze: Menschlichkeit, Neutralität, Freiwilligkeit

Die Grundsätze des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes lauten: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität. Diese Schlagwörter können auch die jungen Menschen in Moosburg wie aus dem Ärmel geschüttelt aufzählen.

Entwicklung in 75 Jahren: Spektrum ist breiter geworden

Kirk Thieme ist 30 Jahre alt, begann selbst als Schulsanitäter und leitet heute das Bayerische Jugendrotkreuz - ehrenamtlich. So wie bei ihm persönlich begann auch die Geschichte des Verbands. "Unsere Ursprünge haben wir in der Vermittlung von Erster Hilfe an der Schule", sagt Thieme. Auch heute sei der Schulsanitätsdienst ein wesentlicher Bestandteil. Aber das inhaltliche Engagement habe sich im laufe der Zeit deutlich auch ins Außerschulische verlagert.

Mittlerweile setze sich der Verband auch gesellschaftspolitisch ein, so Thieme. Es gebe zum Beispiel eine Arbeitsgruppe zur Diversität. Es seien Kampagnen gelaufen rund um Klimaschutz- und Umweltschutz. Dem Verband sei es wichtig, den Kindern und Jugendlichen auch hier eine Stimme zu geben.

Trotz Pandemie: 75 Jahre "goldene Zeit"

Seit 1947 gibt es den Jugendverband. Durstrecken, sagt Kirk Thieme, habe es für das Bayerische Jugendrotkreuz in all den Jahren nicht gegeben. "Objektiv betrachtet haben wir 75 Jahre lang goldene Zeiten gehabt", sagt Thieme. Die Pandemie habe viel umgewälzt, aber zu keinem großen Mitgliederschwund geführt. Angebote wie Gruppenstunden und Lehrgänge seien eben ins Digitale gewandert. Online-Angebote würden nun die "klassischen Formen" ergänzen. Kirk Thieme meint: "Für jeden, sobald er im Jugendkreuz ist, ist es die goldene Zeit seines Lebens."

Jubiläumsfeier Ende Juli in Moosburg

Das 75-jährige Bestehen wird vom 22. bis 24. Juli in Moosburg an der Isar gefeiert, im Rahmen des Landeswettbewerbs. Zusätzlich zu der Siegerehrung gibt es dann Saftbar, Musik und Geburtstagstorte. Kirk Thieme hofft, stellvertretend für die 106.000 Mitglieder in Bayern, dass auch die nächsten 75 Verbandsjahre golden bleiben.

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