Streikende mit Verdi-Westen im März in Bayern
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So läuft der 1. Mai in Bayern ab

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Kundgebungen und Kurzweil: Der 1. Mai in Bayern

"Ungebrochen solidarisch" – so lautet das Motto der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit. In Bayern will der DGB heute auf 84 Veranstaltung seine Forderungen an Wirtschaft und Politik richten. Nach der Kundgebung wird vielerorts auch gefeiert.

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Dass sie für höhere Einkommen kämpfen, das haben einige Gewerkschaften in der letzten Zeit bewiesen. Die Warnstreiks zum Beispiel bei der Post, im öffentlichen Dienst oder den Brauereien in Bayern werden heute sicher auf vielen Kundgebungen Thema sein. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft könnte da schon nächste Woche wieder von sich reden machen.

Die Reallöhne sichern ist dabei am 1. Mai nur eine von vielen Forderungen. Es geht laut Mai-Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu den Kundgebungen auch darum, beim ökologischen und digitalen Umbau der Wirtschaft die Mitsprache und Weiterbildung der Beschäftigten zu garantieren. Für den sozial-ökologischen Wandel brauche es genügend Investitionen. Und auch für Frieden und Freiheit wollen die Gewerkschaften sich angesichts des Krieges in der Ukraine einsetzen.

Tarifbindung in Bayern gering

Das Kerngeschäft der Gewerkschaften ist es, sich für gute Arbeitsbedingungen einzusetzen. Allerdings gilt nur noch für die Hälfte der Beschäftigten ein Tarifvertrag. Unter den westdeutschen Bundesländern ist die Tarifbindung in Bayern laut DGB am niedrigsten. Der Freistaat müsse da mit gutem Beispiel vorangehen, fordert Bayerns DGB-Chef Bernhard Stiedl von der Staatsregierung. Er will, dass es auch in Bayern künftig ein "Faire-Löhne-Gesetz" gibt - also ein Vergabegesetz - so wie in anderen Bundesländern.

"Wenn der Staat öffentliche Aufträge ausgibt, dann soll er mit unseren Steuergeldern nicht auch noch Firmen bevorzugen, die schlechte Arbeitsbedingungen haben oder keine Tarifbindung ihren Beschäftigten angedeihen wollen", so Stiedl. "Und deshalb wollen wir öffentliche Gelder nur noch für Unternehmen, die vernünftige Arbeitsbedingungen bieten."

Arbeitszeit als Streitpunkt

Überzeugungsarbeit muss der DGB auch bei den Arbeitgebern noch leisten. Die bayerische Wirtschaft lehnt ein Tariftreuegesetz ab, fordert mehr Flexibilität zum Beispiel bei der Verteilung der Arbeitszeit. Der Verband fordert den Acht-Stunden-Tag als Regel aus dem Gesetz zu streichen, um die 48-Stunden Höchstarbeitszeit in der Woche flexibler verteilen zu können. Die Gewerkschaften lehnen das schon aus gesundheitlichen Gründen ab. Ausnahmen seien jetzt schon möglich. Eine Vier-Tage-Woche dagegen begrüßen sie - wenn der Lohn voll ausgeglichen wird.

Mitgliederzahl ein Problem

Ein Problem haben die Gewerkschaften auch in diesem Jahr am 1. Mai: Sie sind nicht mehr geworden. Die Zahl der Mitglieder stagniert bei etwa sechs Millionen. Laut Umfragen halten viele Deutsche zwar Gewerkschaften für wichtig – aber das führt nur bei wenigen dazu, auch beizutreten. In Start-Ups neue Mitglieder zu organisieren ist zeitaufwendig und mühsam. Dabei nutzen die Gewerkschaften seit längerem schon auch die sozialen Medien, um für sich zu werben oder Mitglieder zu betreuen. Die "Dinosaurier" – wie sie vor nicht allzu langer Zeit noch bezeichnet wurden – sind in der digitalen Welt unterwegs.

Heute aber ist Präsenz angesagt. Bayerns DGB-Chef Stiedl spricht auf der Kundgebung in Schweinfurt. Horst Ott, der neue bayerischen IG-Metall-Chef ist in Amberg zu Gast, Bayerns Verdi-Chefin Luise Klemens in Kempten. In Bamberg ist der EVG-Bundesvorsitzende Martin Burkert zu hören, in München die GEW-Bundesvorsitzende Maike Finnern. Gefeiert wird der Tag der Arbeit vielerorts natürlich auch – im Anschluss an die Kundgebung beim Familienfest.

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