Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, spricht beim Festakt zur Wiedereröffnung der Carlebach Synagoge am 12.08.2021
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Christian Charisius

Von der neuen Bundesregierung erwartet Zentralratspräsident Josef Schuster ein proaktives Vorgehen gegen Antisemitismus.

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Schuster: Kampf gegen Judenhass wichtige Aufgabe der Regierung

Von der neuen Bundesregierung erwartet der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ein proaktives Vorgehen gegen Antisemitismus. Außerdem wünscht sich der Würzburger engere Kontakte zwischen Juden und Muslimen.

KZ-Gedenkstätten müssen angemessen unterstützt werden, findet Josef Schuster aus Würzburg. Denn die Erinnerung an die NS-Verbrechen bleibe wichtig. Außerdem erwarte er von einer neuen Regierung ein proaktives Vorgehen gegen Antisemitismus, so der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) anlässlich der Bundestagswahl am 26. September.

Altersarmut jüdischer Zuwanderer

Was in der zu Ende gehenden Legislaturperiode noch ausstehe, aber im Koalitionsvertrag festgehalten sei, sei die Bekämpfung von Altersarmut jüdischer Zuwanderer, sogenannter Kontingentflüchtlinge aus der früheren Sowjetunion, gab Schuster zu bedenken: "Es hat lange gedauert bis zu einer Fondslösung, die aktuell in der Abstimmung zwischen Bund und Ländern ist. Dabei klemmt es allerdings, und es sind dunkle Wolken zu sehen. Denn die Finanzierung ist ein Problem."

Erfolge der aktuellen Bundesregierung

Als einen Erfolg der vergangenen Jahre wertete Schuster die Schaffung der Stelle eines Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, die Felix Klein innehat. Der Zentralratspräsident verwies auf ähnliche Strukturen mit Beauftragten auf Ebene der Bundesländer, die sich mit Klein in einer Bund-Länder-Kommission austauschen.

Zudem sei der Staatsvertrag zwischen dem Zentralrat der Juden und der Bundesregierung angepasst worden, so dass der jährliche Zuschuss des Bundes von zehn auf 13 Millionen Euro angehoben worden sei. "Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 hat die Bundesregierung erhebliche Mittel zum Schutz jüdischer Einrichtungen bereitgestellt", betonte Schuster. Diese Mittel würden derzeit in Absprachen mit dem Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern abgerufen.

Erneute Kritik an der AfD

Mit Blick auf die AfD verwies Schuster auf Umfragen, wonach die Partei bei der Bundestagswahl auf etwa elf Prozent der Stimmen kommen könnte: "Das ist zu viel. Allgemein habe ich in der Legislaturperiode keine konstruktiven Vorschläge der AfD-Fraktion gehört." Die Partei verbreitet seiner Meinung nach antisemitische und rassistische Vorurteile: "Und Worten können Taten folgen." Bereits nach der Landtagswahl in Sachsen hatte Schuster das Ziel formuliert, "die AfD wieder aus den Parlamenten zu verbannen".

Josef Schuster lehnt Kooperation mit einigen Islamverbänden ab

Der Zentralratspräsident wünscht sich nach eigenen Worten engere Kontakte zwischen Juden und Muslimen. Eine Möglichkeit zu einer engen Zusammenarbeit sehe er von jüdischer Seite jedoch nur mit muslimischen Verbänden, die keinem Einfluss aus dem Ausland unterlägen.

"Wir sehen auch Verbände, die teilweise vom Ausland gesteuert und massiv beeinflusst werden", sagte Schuster. Ein Beispiel sei die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib). Sie ist der größte islamische Verband in Deutschland und wird vom türkischen Religionsministerium mitfinanziert. Kritiker werfen Ditib vor, als verlängerter Arm der türkischen Regierung zu fungieren.

  • Zum Artikel: #faktenfuchs: Ist Ditib der verlängerte Arm Erdogans?

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!