Schüler der 6. Klasse machen einen Corona-Schnelltest im Klassenzimmer am ersten Schultag nach den Ferien. Kinderarzt warnt: Darum sollte es keine Corona-Partys für Kinder geben (Symbolbild).
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Trotz Corona: Kinder gehen wieder in die Schulen und müssen sich testen lassen (Symbolbild)

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Mediziner warnen: Corona-Partys für Kinder verantwortungslos

Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist geimpft. Bei den Kindern sieht es anders aus. Für sie ist noch kein Impfstoff zugelassen. Bei den Jüngsten durch Corona-Partys einen Immunschutz aufbauen zu wollen, sei aber falsch, warnen Mediziner.

"Geimpft, genesen oder getestet?" Mit dieser Frage werden viele Bayern derzeit begrüßt, wenn sie das Fitnessstudio oder Restaurant ihrer Wahl betreten. Für mittlerweile knapp 60 Prozent der Bevölkerung Bayerns ist die Antwort auf die Frage klar: vollständig geimpft. Doch für Kinder unter zwölf Jahren steht eine Zulassung der einschlägigen Impfstoffe durch die EMA noch aus – und somit fallen sie nicht unter die Gruppe der Geimpften.

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Corona-Party: Kinder mit Absicht einer Infektion aussetzen

Manche Eltern meinen nun ihren Kindern etwas Gutes zu tun, wenn sie sogenannte "Corona-Partys" mit den Jüngsten veranstalten. Ähnlich wie bei Masern-Partys, die vor circa 20 Jahren vermehrt stattfanden, sollen sich die Kinder dort mit SARS-CoV-2 anstecken und dadurch eine vermeintlich "natürliche Immunität" entwickeln. Doch von so einer Vorgehensweise raten Mediziner ab.

Infektion mit dem Virus vermeiden

So auch Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln. Aus seiner Sicht widerspricht eine solche Vorgehensweise ganz grundsätzlich einer "modernen wissenschaftlich fundierten und verantwortungsvollen Position". Der Mediziner rät strikt von Corona-Partys für Kinder ab: "Jedes einzelne Kind, das in die Klinik muss deswegen, jedes einzelne Kind, das vielleicht Erwachsene ansteckt, die nicht geimpft werden können oder nicht darauf ansprechen, ist ein Kind zu viel. Alles, was vermeidbar ist, sollte vermieden werden."

Dötsch spricht sich darüber hinaus auch gegen eine Off-Label-Impfung aus, also gegen den Einsatz von Impfstoffen bei Kindern außerhalb des Bereichs, für den sie zugelassen sind.

Im Moment ist das Risiko für Kinder sehr gering, einen schweren Verlauf zu erleiden oder sogar an Covid-19 zu sterben, sagt Berit Lange, Leiterin der Klinischen Epidemiologie in der Abteilung Epidemiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI): "Bei den Meldefällen liegt das Risiko, dass Kinder versterben, tatsächlich im Bereich ein bis drei pro 100.000 in Deutschland. Also das ist sehr niedrig, deutlich niedriger als bei Erwachsenen."

Post-Covid: Die Liste der Langzeitfolgen ist lang

Forscherinnen und Forscher sind sich aber einig: Es sprächen klare Gründe dagegen, eine Corona-Infektion beispielsweise auf einer Kinder-Corona-Party bewusst in Kauf zu nehmen – denn da falle nicht nur das Risiko eines schweren Verlaufs ins Gewicht. Tatsächlich ist die Liste der möglichen Komplikationen und Langzeitfolgen, die auch nach leichten Verläufen und bei jungen Menschen auftreten können, sehr lang. Dazu gehören unter anderem schwere Atemwegsinfektionen, aber auch eine Vielfalt neurologischer Erkrankungen oder Probleme mit dem Verdauungstrakt.

Darüber hinaus weisen Mediziner immer wieder darauf hin, dass es wichtig sei, die Zahl der Infektionen niedrig zu halten, damit sich die Anzahl der Fluchtmutanten nicht dramatisch erhöht. Denn infizieren sich zum Beispiel auf Corona-Partys immer mehr Kinder, hat das Virus zahlreiche Möglichkeiten, zu mutieren und dabei weitere Eigenschaften zu entwickeln, die es ihm erlauben, die Immunantwort des Immunsystems zu umgehen. Eine Impfung hingegen bewirkt idealerweise, dass sich der Erreger beim nächsten Kontakt gar nicht erst richtig vermehren kann.

Solidarisch sein mit den Jüngeren und Jüngsten

Auch wenn Kinder also nur selten schwer an Corona erkranken, sind Corona-Partys keine Lösung. Letztes Jahr seien junge Menschen solidarisch mit den älteren und damit gefährdeteren Bevölkerungsgruppen gewesen, stellen Dötsch und Lange klar. Jetzt, wo ein Großteil der Älteren geimpft sei, sollte auch besondere Rücksicht genommen werden auf die Bedürfnisse der Jüngeren und Jüngsten.

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