Eine Probe des Jugendsymphonieorchester Oberfrankens im Schullandheim Pottenstein.
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Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken

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Jedes Jahr ein kleines Wunder: Das Jugendsymphonieorchester

In den Osterferien gehen viele junge Leute Skifahren. Für 76 Jugendliche aber bedeutet die Zeit harte Arbeit bei Orchesterproben in einem Landheim, um an Ostern Konzerte zu spielen. Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken: alles für die Klassik.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Die Jugendherberge Pottenstein im Landkreis Bayreuth summt und brummt wie ein Bienenschwarm. In der Turnhalle proben 76 junge Menschen zwischen 13 und 27 Jahren mit ihren Instrumenten die Zweite Sinfonie von Sibelius. Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken besteht aus talentierten, begeisterten Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Blechbläser sind dabei, Holzbläser, Streicher und Schlaginstrumente. Seit 40 Jahren proben die Musikerinnen und Musiker in der Woche vor Ostern anspruchsvolle Werke ein, die sie an den Feiertagen auf oberfränkischen Bühnen zur Aufführung bringen.

Osterferien mit Kontrabass

Bevor die nächste Probe beginnt, zieht Babette eine Art Stein über die Haare ihres Streichbogens. "Das ist Kolophonium, ein Kiefernharz", erklärt die 15-jährige Kontrabassistin, "das ist gut für die Reibung zwischen Bogen und Saiten." Dann stellt sie das dickbäuchige Instrument, das sie um ein paar Zentimeter überragt, auf, setzt die Finger der linken Hand auf die Saiten ganz oben am Hals und entlockt dem Kontrabass einige vibrierende Laute, die im Bauch kribbeln. "Ich mag diese tiefen Töne", lächelt die Zehntklässlerin und blickt nach vorne, wo sich Dirigent Till Fabian Weser auf den Dirigentenplatz gesetzt hat. Augenblicklich kehrt in der Turnhalle Ruhe ein.

Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken feiert in diesem Jahr sein 40. Jubiläum. Aus diesem Grund ist das musikalische Programm auch ein exquisites: "Die Moldau" von Friedrich Smetana, die "2. Sinfonie" von Jean Sibelius und eine Auftragskomposition von Peter Lawrence von den Hofer Symphonikern: "One World" heißt das Werk, bei dem auch die Bamberger Big Band mit auf der Bühne stehen wird.

"Anspruchsvolle Literatur", sagt Dirigent Till Fabian Weser dazu, traut sie seinen jungen Musikern aber durchaus zu. "Mir ist wichtig, dass ich jeden dort abhole, wo er gerade steht", meint der Dirigent mit einem Lächeln. Eine der jungen Geigerinnen bestätigt: "Mit dem Till macht es eh immer Spaß."

Tischtennis und Uno als Ausgleich

Osterferien im Schullandheim mit intensiven Proben und einer Mini-Tournee als Abschluss: Wer hier dabei ist, ist ein leidenschaftlicher Musiker oder eine leidenschaftliche Musikerin. Doch es geht nicht nur um hartes Feilen an den schwierigen Passagen. In der Freizeit sind diese talentierten jungen Leute ganz normale Jugendliche: "Wir spielen Kicker oder Rundlauf an der Tischtennisplatte. Oft auch Uno mit ganz vielen Extra-Regeln", schwärmt die 15-jährige Kontrabassistin Babette. Außerdem "sind hier alle auf einer Wellenlänge", meint die Geigerin Alrun aus dem Landkreis Kulmbach: "Ich mag es, mit Menschen Zeit zu verbringen, die so ticken wie ich, und Musiker sind einfach speziell."

Proben für die Mini-Tournee

Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken ist Teil der Kulturarbeit des Bezirks. Hier gilt dieser zehntägige Einsatz für die Musik sogar als "Meisterkurs" im Zusammenhang mit dem Haus Marteau, einem Ort in Lichtenberg in Oberfranken, wo Künstler gefördert werden. Damit sich die harte Probenarbeit auch lohnt, schließen sich drei Konzerte an die Probenwoche im Schullandheim Pottenstein an. In diesem Jahr treten die jungen Musikerinnen und Musiker mit ihrem einstudierten Programm in Naila, Selb und Bamberg (externer Link) auf. Diese Abschlusskonzerte an Ostern bilden den Höhepunkt der gemeinsamen Arbeit. Danach trennt sich das Orchester wieder, um ein Jahr später in neuer Zusammensetzung neue Werke einzustudieren. Viele der jungen Leute sind mehrere Jahre in Folge dabei. "Das ist eine Talentschmiede", meint Dirigent Till Fabian Weser und ergänzt: "Jedes Jahr an Ostern geschieht hier ein kleines Wunder."

Wer dieses kleine Wunder selbst erleben möchte, kann eines der Konzerte besuchen: am Samstag in Naila, am Ostersonntag in Selb und am Ostermontag in Bamberg. Karten für zehn Euro gibt es an den Abendkassen.

Eine Kontrabassistin beim Üben mit anderen in der Turnhalle des Schullandheims Pottenstein.
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40 Jahre Jugendsymphonieorchester Oberfranken

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Die 15 Jahre alte Babette aus Bayreuth liebt die tiefen Resonanzen ihres Kontrabasses.

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