Die Fassade eines Wohnhauses in München. Ein Fenster ist mit vielen Blumentöpfen begrünt, darüber ein blauer Sonnenschirm
Bildrechte: BR/Herbert Ebner

Viele Menschen würden ihre Mietswohnung in der Innenstadt gerne gegen eine Unterkunft am Stadtrand austauschen

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Stadtflucht in Bayern: Immer mehr Mieter wollen in die Vororte

Während die Kaufpreise für Immobilien oft stark schwanken, gibt es für Mieten eigentlich immer nur eine Richtung – nach oben. Jetzt zeigt eine Analyse: Menschen, die zur Miete in Innenstädten wie der von München wohnen, zieht es verstärkt ins Umland.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Mietspiegel für die Stadt München zeigt: Im vergangenen Jahr lag die Kaltmiete in der Landeshauptstadt bei fast 15 Euro pro Quadratmeter. Mit einem durchschnittlichen Gehalt sind diese Preise sehr schwer zu stemmen. Dass die hohen Mieten ein Problem für Menschen sind, die neu nach München ziehen wollen, ist bekannt – dass auch diejenigen, die bereits dort wohnen, zunehmend Konsequenzen aus den hohen Mieten ziehen, nicht.

Vororte werden immer attraktiver

Das Onlineportal ImmoScout24 hat die Suchanfragen für die sieben größten Städte Deutschlands analysiert. Dabei zeigt sich: Menschen, die in den Großstädten leben, suchen auf den Portalen immer häufiger nach Wohnungen außerhalb der Stadt.

Besonders deutlich wird das in München. Hier landen mehr als die Hälfte aller Suchanfragen im sogenannten Speckgürtel. 50,2 Prozent der Münchner suchen dort nach neuen Mietwohnungen. Auch den ländlichen Raum finden 14 Prozent der Suchenden attraktiv. Für einen Umzug innerhalb der Landeshauptstadt interessieren sich nur noch 28,2 Prozent der User.

Stadtflucht nun auch auf dem Mietmarkt

Das ist eine massive Veränderung im Vergleich zu den Vorjahren. Zu Beginn des Jahres 2023 hatten nur 43 Prozent mit dem Speckgürtel geliebäugelt. Einen Umzug innerhalb der Stadt konnten sich immerhin noch 36 Prozent vorstellen. Der Trend zum Vorort war auf dem Immobilienmarkt schon länger deutlich zu erkennen. Doch nun scheinen auch Mieter immer weniger die angenehmen Seiten einer Innenstadtlage zu sehen, dafür mehr die Nachteile.

Pendeln oft kein Hinderungsgrund mehr

Monika Schmid-Balzert ist Vorsitzende des Mieterbunds Bayern und nicht überrascht von den Zahlen. Viele Argumente, die in der Vergangenheit für eine Stadtwohnung gesprochen hätten, seien aktuell nicht mehr so entscheidend. Stichwort Homeoffice: In wenigen Minuten im Büro sein, ein starkes Argument für die Innenstadt.

Aber gerade die klassischen Bürojobs im Zentrum ließen sich im Homeoffice erledigen, sagt sie: "Wenn ich da nicht jeden Tag in die Stadt pendeln muss, dann ist es auch durchaus eine Option, ins Umland zu ziehen." Viermal Homeoffice, einmal Präsenztag pro Woche – dann kann die Zug- oder Autofahrt ruhig mal länger dauern. Schön für diejenigen, die es sich finanziell und zeitlich leisten können – und deren Job es erlaubt.

Problem vieler Ballungszentren

Schmid-Balzert kennt die Mietsituationen in ganz Bayern. Auch wenn München der Extremfall sei, das Phänomen gebe es in allen bayerischen Ballungszentren: Nürnberg, Augsburg, Regensburg und so weiter. Mit sinkenden Mieten sei eigentlich nirgendwo zu rechnen. Denn auch wenn es eine Mietpreisbremse gibt, sie habe zu viele Lücken: Neubau ist darin nicht enthalten, möblierte Wohnungen ebenfalls eine Ausnahme. Indexmieten steigen angesichts der allgemeinen Preissteigerungen ebenfalls. Kurzfristige Lösungen sieht Schmid-Balzert nicht. Klar, neu bauen und nachverdichten sei immer wichtig. Aber auch das werde noch Jahre dauern.

So lange bleibt nur, sich umzuschauen – und den Suchradius immer weiter zu vergrößern. Auch wenn das zu einer Preisspirale führen könnte. Denn mit jeder Person, die ihre Mietwohnung verlässt, mit jedem neuen Vertrag, dürfen Vermieter die Preise anheben – und das wird den Mietspiegel weiter nach oben treiben. In den Innenstädten, aber auch im Umland.

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