Kundgebung für einen Industriestrompreis in Gersthofen. Mit Plakaten und roten Mützen stehen die Demonstranten am Industriepark Gersthofen.
Bildrechte: Andreas Herz/BR

Kundgebung für einen Industriestrompreis in Gersthofen

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Industriestrompreis: Beschäftigte fordern Handeln der Politik

Fünf Cent für die Kilowattstunde - diesen industriellen Strompreis haben bei einer Demo rund 200 Beschäftigte energieintensiver Unternehmen in Gersthofen bei Augsburg gefordert. Sie fürchten angesichts der hohen Strompreise um ihre Jobs.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Der Staat soll den Strompreis für energieintensive Betriebe billiger machen – das haben die Gewerkschaft Industrie-Gewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) und rund 200 Beschäftigte von energieintensiven Unternehmen vor dem Industriepark in Gersthofen gefordert. Konkret nannten die Demonstranten den Preis von fünf Cent für die Kilowattstunde.

Staat soll Strompreis subventionieren

Die Strompreise in Deutschland würden verrückt spielen, hieß es von der Industrie-Gewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie. Deshalb müsse der Staat den Strompreis subventionieren – solange, bis der Ausbau der erneuerbaren Energien abgeschlossen sei. Die Gewerkschaft spricht von einem Brückenstrompreis für energieintensive Betriebe, wie sie im Industriepark in Gersthofen angesiedelt sind. Ansonsten drohe die Verlagerung von Standorten ins Ausland. Kurzarbeit und Verhandlungen über etwaigen Stellenabbau würden zunehmen.

Energieintensive Unternehmen aus der Region wie Clariant, MVV Industriepark Gersthofen GmbH, CABB Chemicals GmbH und der Papierhersteller UPM GmbH haben die Aktion unterstützt.

Die Regierungskoalition diskutiert bereits seit Monaten über einen verbilligten Strompreis für besonders energieintensive Industriezweige. Grüne und SPD-Fraktion sind dafür, die FDP dagegen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich wiederholt skeptisch.

Strommarktexperte sieht subventionierten Strom kritisch

Der Strommarktexperte Matthias Mier vom ifo-Institut bezweifelt, dass ein vom Staat subventionierter Strompreis Unternehmen davon abhalten wird, ins Ausland abzuwandern. Deutschland habe Grundbedingungen, die sich nicht ändern ließen. Hierzulande lasse sich wegen der begrenzten Sonneneinstrahlung und der nur begrenzt guten Windbedingungen langfristig nicht günstig Strom erzeugen.

Experte: Industrie wird nicht in Breite abwandern

Insgesamt sei die Situation aber komplex. Bestimmte Unternehmen würden darum gehen. Matthias Mier rechnet aber nicht damit, dass die Industrie insgesamt abwandern wird. Dazu stecke hier zu viel Know-how dahinter. "Die rufen alle laut, aber ob sie am Ende gehen werden, die Vergangenheit hat ja gezeigt, eher nicht." Der Experte rechnet in den nächsten Jahren insgesamt mit einem sinkenden Strompreis.

Kundgebung für einen Industriestrompreis in Gersthofen
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Kundgebung für einen Industriestrompreis in Gersthofen

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!