Die BR-Reporter Sebastian Grosser und Christian Riedl im Selbstversuch
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Hype um American Football in Bayern: Mehr Spieler, mehr Vereine

Am Sonntag trägt die amerikanische Profi-Footballliga NFL ihr erstes Liga-Spiel in München aus. Über drei Million Anfragen für Karten soll es gegeben haben. Der Hype in Bayern ist groß. Immer mehr Vereine gründen sich, für immer mehr aktive Spieler.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Simon Eisenschink fällt auf, wenn er den Trainingsplatz neben dem Straubinger Fußballstadion betritt. 1,90 Meter groß, 135 Kilogramm schwer, muskulöse Oberarme. Kein großartiger Läufer, dafür standfest. Beim Fußball wäre er wohl nicht als Erster ins Team gewählt worden. Beim American Football spielt der 20–Jährige hingegen Bundesliga.

Er spielt im Angriff bei den Straubing Spiders, eins von drei bayerischen Teams in der German Football League (GFL). Auch, weil Simon seinem Quaterback den Rücken freihält, konnten sich die Spiders in der letzten Saison für die Play-Offs qualifizieren.

German Football League: Amateure auf hohem Niveau

Obwohl die Saison vorbei ist, sind beim Freitagstraining noch fast 50 Spieler des niederbayerischen Footballteams anwesend. Aus der ganzen Region kommen die Footballer, teilweise auch aus den USA.

In den letzten Jahren sei das Interesse am Football stark angestiegen, beobachtet Maximilian Andorfer, Spieler und Pressesprecher bei den Straubing Spiders. Vor allem seit Spiele der nordamerikanischen Profiliga NFL im FreeTV zu sehen sind, kommen mehr Menschen zu den Spielen oder wollen aktiv den Sport betreiben, so Andorfer.

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Inzwischen gibt es in Straubing neben der ersten auch eine zweite Mannschaft, die in der Landesliga spielt. Dazu mehrere Jugendmannschaften und eine eigene Cheerleader-Abteilung.

Verband: Vielfach mehr aktive Footballspieler

Der Football-Hype in Straubing ist kein Einzelfall, wie der American-Football-Verband Bayern bestätigt. Aktuell sind beim Verband fast 8.400 aktive Spieler gemeldet. Zum Vergleich: 2007 waren es nur 1.800 aktive Footballer. Auch die Zahl der Footballvereine habe in den letzten 15 Jahren stark zugenommen, von 32 auf aktuell 62. Bundesweit sollen laut Deutschen Olympischen Sportbund inzwischen rund 73.000 Footballer in 500 Vereinen aktiv sein. Tendenz weiter steigend.

In den obersten zwei Ligen spielen inzwischen sieben bayerische Teams. Neben den Straubing Spiders kommt mit den Zweitligisten Kirchdorf Wildcats und Regensburg Phoenix fast die Hälfte aus Niederbayern und der Oberpfalz. Durch das Mehr an Fernsehzuschauern, die die NFL im Fernsehen verfolgen, verzeichnen die hiesigen Vereine auch mehr Einnahmen beim Merchandising und mehr Besucher bei den Spielen.

Finanzierung: Kartenverkauf und Merchandising

Durch den Karten- und Fanartikelverkauf sowie durch Sponsoring-Verträge können sich die Vereine finanzieren. Doch das Geld reicht nicht, um die Spieler zu bezahlen. Auch in Straubing spielen fast nur Amateure. "Wie fast alle habe ich meine Ausrüstung selber bezahlt", sagt Maximilian Andorfer von den Straubings Spiders. Wie viele in seinem Team geht auch er von Montag bis Freitag einer geregelten Arbeit nach. Verletzungen beim Sport sind daher doppelt schlimm.

In Deutschland gehe es daher weniger hart zur Sache wie in der NFL, so Andorfer. Wobei das Verletzungsrisiko grundsätzlich nicht höher sei als bei anderen Sportarten. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren spielen sowieso nur "Flag-Football", bei dem nicht getackelt werden darf. Im Herrenbereich ist das Tragen eines Helms und eines Oberkörperschutzes verpflichtend. Sie sitzen so eng am Körper, dass das Anziehen schon kompliziert ist. Die Regeln sind es noch viel mehr.

NFL-Spiel nutzt Football-Vereinen in Bayern

Der vermeintlich erfolgreichste Spieler dieses Sports gastiert am Sonntag in Bayern: Tom Brady, aktuell Quaterback der Tampa Bay Buccaneers, hat bereits sieben "Super Bowls" gewonnen und weil das Finale der NFL zu den meistgesehenen Sportevents der Welt zählt - mit großem Interesse gerade auch in Deutschland - macht die NFL hier einen Markt aus und trägt ein Liga-Spiel in Bayern aus.

Am Sonntag treffen in der Münchner Allianz Arena Tom Brady und seine Buccaneers auf die Seattle Seahawks. Der Football-Verband hofft, dass es dabei nicht bleiben wird. "Im Rahmen des NFL-Spiels in München nehmen wir natürlich ein deutliches gesteigertes Interesse und Aufmerksamkeit der Sportart gegenüber wahr - und dies kommt auch den hiesigen Strukturen zu Gute, da parallel auch ein gesteigertes Interesse der Öffentlichkeit und interessierten zukünftigen Aktiven bei den Vereinen vermeldet wird."

💡 Football schnell erklärt: Über Touchdown und Interception

In aller Kürze lässt sich American Football so erklären: American Football ist ein Pass- und Laufspiel, das in vier Vierteln zu je 15 Minuten ausgetragen wird. Jedes Team hat einen Mannschaftsteil für den Angriff ("Offense") und einen für die Verteidigung ("Defense"), die aber nie gleichzeitig auf dem Feld stehen.

Nach dem "Snap", bei dem ein Spieler den Ball an den Quarterback zurückwirft, versucht die Offense des einen Teams den Ball in die Endzone zu bringen und damit einen "Touchdown" zu erzielen. Dem Quarterback kommt dabei die entscheidende Rolle zu. Entweder wirft er den Ball an einen Läufer (meist "Wide Receiver"), übergibt ihn an einem Spieler neben sich (meist "Running Back") oder versucht selber zu laufen.

Da ein Football-Feld 100 Yards groß ist, gelingt das meist nicht mit einem Wurf oder Lauf. Allerdings hat die Offense nur vier Versuche ("Downs"), um zehn Yards näher zur Endzone des Gegners zu kommen. Sind diese überwunden, hat das angreifende Team erneut die Chance, Zehn-Yards-Raumgewinn zu erzielen. Bis zum Touchdown, der sechs Punkte bringt, oder einem drei-Punkte-zählendem "Field-Goal".

Die Defense des gegnerischen Teams versucht den Raum- und damit letztlich den Punktgewinn zu verhindern. Gelingt ihr das durch Abfangen des Balls ("Interception") oder indem der Gegner den Ball fallen lässt ("Fumble"), wechselt das Angriffsrecht.

Tampa Bay Buccaneers-Quarterback Tom Brady wärmt sich auf dem Spielfeld vor dem Spiel auf.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Dirk Shadd
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Tampa Bay Buccaneers - Los Angeles Rams

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