Blau-gelber Pfeil auf einem Bürgersteig
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Auf dem Weg in Richtung Arbeit müssen Ukrainerinnen viele Hürden überwinden

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Schritt in Richtung Job: Messe für Ukrainerinnen in Nürnberg

Über 8.000 Ukrainerinnen und Ukrainer sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges nach Nürnberg gezogen. Mit einer Info-Messe will das Jobcenter Nürnberg ihre Suche nach einem Arbeitsplatz unterstützen. Der Vorteil: Viele sind hoch qualifiziert.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Blau-gelber Pfeil auf einem Bürgersteig.
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Mit einer Info-Messe will das Jobcenter Nürnberg Ukrainerinnen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt eröffnen.

Vor dem Nachbarschaftshaus im Nürnberger Stadtteil Gostenhof weist ein blau-gelber Pfeil auf den Eingang – blau-gelb wie die Farben der Ukraine. Denn im Saal des Gebäudes gibt es eine Info-Messe für alleinerziehende Frauen aus der Ukraine, die kurz vor dem Abschluss eines Deutsch-Kurses stehen oder bereits einen Kurs beendet haben und nun bereit sind, sich auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Das Jobcenter hat 500 Geflüchtete eingeladen, um sie auf ihre weiteren Schritte in Richtung Arbeit vorzubereiten.

Info-Messe als Lotse in Richtung Job

Gleich zu Beginn um 10.00 Uhr am Morgen strömen viele Frauen in den Saal. Dort bietet die Agentur für Familie und Beruf Beratung zu Kinderbetreuungsmöglichkeiten an. Außerdem zeigen Bildungsträger und Coaching-Dienstleister ihr Angebot. Daneben hat das Jobcenter auch Stände: etwa einen zur Qualifizierungsberatung, einen weiteren mit Stellenangeboten von Arbeitgebern.

Es sollen keine langen Wartezeiten zwischen Abschluss des Deutschkurses und den weiteren Schritten entstehen, sagt Renata Häublein, Geschäftsführerin des Jobcenters Nürnberg. "Wenn wir einfach mal alle Akteure in einen Raum zusammenholen, um hier gemeinschaftlich die Angebote zu unterbreiten, dann kommen wir einfach weiter. Und dann haben die Kundinnen hier einmal an einer Stelle alles zusammen."

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Im Saal des Nachbarschaftshauses Gostenhof gibt es mehrere Stände mit Beratungsangeboten.

Frauen ohne Mann in Deutschland

Ein Großteil der Geflüchteten aus der Ukraine sind Frauen, die ohne Partner oder Ehemann nach Deutschland kamen. Die Mütter unter ihnen sind praktisch alleinerziehend und brauchen, wenn sie arbeiten wollen, vor allem Betreuungsplätze für ihre Kinder. Dann müssen sie Deutsch lernen, denn das ist im Berufsleben maßgeblich – auch für die Arbeitgeber. Und auch die Anerkennung des Berufsabschlusses ist für viele ein Thema. Deshalb ist auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nürnberg für Mittelfranken vor Ort.

Hohe Motivation zu arbeiten

Die Motivation zu arbeiten ist bei vielen hoch. Die 25-jährige Yelizaveta ist ausgebildete Optikerin. Vor einem Jahr kam sie aus der ostukrainischen Stadt Charkiw nach Nürnberg. Im Moment besuche sie noch einen Integrationskurs, erzählt sie in gebrochenem Deutsch. Eins ist ihr wichtig: "Ich möchte arbeiten in Zukunft“. Und zwar in ihrem Beruf. Viele Berufe, die in Deutschland in der dualen Ausbildung erlernt werden, werden in der Ukraine an Hochschulen unterrichtet. Auch deswegen kann die Anerkennung des Berufsabschlusses lange dauern.

Qualifikation der Geflüchteten hoch

Geflüchtete aus der Ukraine haben ein hohes Bildungsniveau: Fast drei Viertel besitzen einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss. Und in der Ukraine haben vergleichsweise viele Frauen in akademischen, technischen oder medizinischen Berufen gearbeitet. Natürlich sei der Einstieg in die Arbeitswelt hierzulande auch über einen Mini-Job möglich, sagt Jobcenter-Leiterin Renata Häublein. Danach gehe es aber darum, dran zu bleiben, um irgendwann einmal im ursprünglich erlernten Beruf arbeiten zu können.

"Das Verständnis dafür, dass die individuelle Situation einfach sehr, sehr fordernd und schwierig bleibt, dieses Verständnis aufrechtzuerhalten, das würde ich mir wünschen." Renata Häublein, Leiterin Jobcenter Nürnberg

Unsicherheit hoch

Renata Häublein hat selbst einmal im Ausland gelebt und betont, dass man das Thema Sprache lernen nicht unterschätzen dürfe: "Man fühlt sich sehr unsicher, und dann kommt die Bürokratie dazu." Für die vor dem Krieg Geflüchteten sei die Situation hierzulande nach wie vor nicht einfach. "Ich wünsche mir einfach Vertrauen und Gelassenheit und das von allen Seiten, einen guten wertschätzenden Umgang miteinander. Weil es eine ganz besondere Situation ist."

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