Blick in ein Grundschul-Klassenzimmer
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Mehr Deutsch und Mathe – weniger Kunst, Musik und Englisch

Damit bayerische Grundschüler künftig besser lesen und rechnen können, gibt es ab dem nächsten Schuljahr weniger Kunst-, Musik- und Englischunterricht. Bei Religion und Ethik sieht die Pisa-Offensive von Kultusministerin Stolz keine Kürzungen vor.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Mit der "Pisa-Offensive Bayern" reagiert die neue Kultusministerin Anna Stolz (FW) auf die schlechteren Leistungs-Ergebnisse bayerischer Schülerinnen und Schüler beim Lesen und Schreiben. Das vom Bayerischen Kabinett am Dienstag beschlossene Konzept soll durch zusätzliche Mathematik- und Deutsch-Stunden in der Grundschule Besserung bringen.

Kunst, Musik, Werken und Gestalten im Stundenpool

Erkauft wird die Förderung dieser Basis-Qualifikationen mit Kürzungen in den Fächern Kunst, Musik und Werken. Bisher war die Stundentafel hier ganz genau festgelegt: eine Stunde Kunst, zwei Stunden Musik, zwei für Werken und Gestalten. Nun wird ein Fächerpool gebildet. Das heißt: Vier bis fünf Stunden stehen pro Woche für diese drei Fächer zur Verfügung. Wie sie verteilt werden, entscheidet die jeweilige Lehrkraft beziehungsweise die Schule.

Laut Kultusministerin Stolz kann künftig auch "epochal unterrichtet" werden. Im ersten Halbjahr also beispielsweise Musik, im zweiten dann Kunst. Das entscheidet ebenfalls die Schule.

Auch der Englischunterricht darf ab dem Schuljahr 2024/2025 durch die Schulen reduziert werden. Aktuell haben Dritt- und Viertklässler zwei Stunden Englisch pro Woche - jetzt sind laut neuer Stundentafel "ein bis zwei Stunden" möglich. Nicht gekürzt wird aber der Sportunterricht, das war Kultusministerin Stolz besonders wichtig.

Bei Religions- und Ethik-Unterricht wird nicht gekürzt

Stolz hätte sich auch Stundenkürzungen beim Religions- und Ethik-Unterricht vorstellen können. Dort werden aber nach einem Machtwort von CSU-Ministerpräsident Markus Söder keine Abstriche gemacht. Damit bleibt es dabei, dass in den Klassen drei und vier Religion und Ethik mit jeweils drei Wochenstunden unterrichtet wird. Neben der CSU hatten auch die Kirchen gegen Kürzungspläne Einspruch eingelegt.

Die bayerische Kultusministerin Stolz sieht darin "keine Niederlage". Sie sei vielmehr zufrieden, dass kein Fach ganz wegfalle, schließlich habe man "ein ganzheitliches Bildungssystem". In den Jahrgangsstufen eins bis vier wird es künftig jeweils eine Stunde mehr Deutschunterricht geben, in den Jahrgangsstufen eins und drei auch noch je eine Stunde mehr Mathematik. Die Stundenzahl in der Grundschule insgesamt steigt allerdings nicht.

BR24live-Video: Kultusministerin zur Grundschulreform

Schüler der vierten Klasse einer Grundschule melden sich
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Schüler der vierten Klasse einer Grundschule melden sich

Grüne und Lehrerverband BLLV kritisieren Pisa-Offensive

Die Bildungsexpertin der Landtagsgrünen, Gabriele Triebel, lobt zwar die Zielrichtung des Konzeptes, Lesen und Rechnen stärker zu fördern. Ihr geht die Pisa-Offensive jedoch zu sehr zulasten der Fächer Kunst, Musik und Werken. Damit werde innerhalb des Unterrichts eine "Zweiklassengesellschaft" zementiert, der ganzheitliche Bildungsansatz leide. Auch die SPD kritisiert die Maßnahmen. Englisch dürfe nicht gekürzt werden, Bayern müsse im internationalen Bereich bestehen. Ohne ausreichend Englischunterricht - schwierig.

Für Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrinnenverbandes (BLLV), stehen in der Pisa-Offensive zwar viele sinnvolle Einzelmaßnahmen, für diese brauche es aber vor allem genügend Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen. Und weil diese "nicht vom Himmel" fielen, müsste die Attraktivität des Lehrerberufs verbessert werden. Das heißt für Fleischmann, die von Stolz Vorgänger Michael Piazolo (FW) verordnete eine Stunde Mehrarbeit müsse ebenso zurückgenommen werden wie Einschränkungen bei Sabbatjahr und Teilzeitarbeit.

Sprachtests für Kindergartenkinder ab Schuljahr 2025/26

Wie fit Kindergartenkinder in Deutsch sind, das wird jetzt in den Kitas schon in sogenannten "Sprachstandserhebungen" dokumentiert. Künftig sollen Kinder vor der Einschulung zweimal getestet werden: etwa eineinhalb Jahre vor der Einschulung und im Frühjahr vor der Einschulung ein weiteres Mal. Wer ein bestimmtes Sprachniveau nicht erreicht, der soll laut Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) spezielle Sprachförderkurse besuchen. Notfalls könnten Kinder auch für ein Jahr zurückgestellt werden. Das genaue Verfahren werde derzeit ausgearbeitet, so die Ministerin.

Im Video: BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann - "Eigentlich kann nichts gestrichen werden"

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann
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BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann

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