Archivbild: Schulunterricht an einer Grundschule in Bayern
Bildrechte: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Archivbild: Schulunterricht an einer Grundschule in Bayern

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Söder spricht Machtwort: "Bei Religion wird nicht gekürzt"

Bayerns Ministerpräsident Söder erklärt die Debatte über eine Kürzung der Religionsstunden an Grundschulen für beendet. Mit Blick auf Äußerungen von Kultusministerin Stolz spricht er von einem "Missverständnis".

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

An Bayerns Grundschulen soll nach dem Willen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zwar die Vermittlung von Deutsch- und Mathematik-Kenntnissen gestärkt werden - aber nicht auf Kosten des Religionsunterrichts. Nach der Klausurtagung des bayerischen Kabinetts in St. Quirin am Tegernsee stellte der Ministerpräsident klar: "Wir haben uns sehr gut ausgetauscht, wir sind uns auch einig: Bei Religion wird nicht gekürzt."

Kürzungspotenzial sieht Söder in erster Linie beim Englischunterricht an Grundschulen. "Erstmal muss man gut Deutsch können, bevor man über Englisch nachdenken kann", argumentierte der CSU-Politiker. Damit zog Söder einen Schlussstrich unter die Debatte, die Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) durch Äußerungen im Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags ausgelöst hatte.

Ministerium: Religionsstunde kann gestrichen werden

Stolz hatte vergangenen Donnerstag im Ausschuss ihre Pläne vorgestellt, mit denen die Staatsregierung auf das schlechte Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler bei der jüngsten Pisa-Studie reagieren will. Für alle Grundschulklassen sieht die "Pisa-Offensive" je eine Stunde mehr Deutschunterricht pro Woche vor, für die Jahrgangsstufen eins und vier zudem eine weitere Mathematik-Stunde wöchentlich.

Da die Zahl der Unterrichtsstunden an den Grundschulen unter dem Strich aber gleich bleiben soll, sollen die Schulen flexibel umschichten dürfen. Zwar schloss auch Stolz eine komplette Streichung des Religionsunterrichts aus, sprach aber von der Möglichkeit einer "Flexibilisierung" - gerade mit Blick auf die dritte Religionsstunde in der dritten und vierten Jahrgangsstufe. Von ihrer Seite gebe es da "eine gewisse Offenheit".

Am Freitag bestätigte dann ein Sprecher des Kultusministeriums laut dpa: "Grundsätzlich ist es so, dass keines der Fächer von einer grundsätzlichen Umschichtung ausgenommen ist, sprich auch Religion nicht." Damit könnte beispielsweise auch die dritte Religionsstunde in der dritten und vierten Klasse gestrichen werden. Eine "rote Linie" habe Stolz lediglich beim Sportunterricht gezogen.

Kritik aus Kirchenkreisen: "Hände weg vom Religionsunterricht"

In kirchlichen Kreisen stieß die Ankündigung auf scharfe Kritik. Der Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Armin Schalk, betonte, der Religionsunterricht vermittele Orientierung, Werte und Leitbilder - gerade in einer Zeit, in der die Zustimmung zu extremen Positionen zunehme.

"Ausgerechnet jetzt eine Einsparung beim Religionsunterricht auch nur in den Raum zu stellen, ist unangebracht", beklagte Schalk. Gerade dort werde Solidarität eingeübt, Verantwortung "trainiert" und Gemeinsinn vermittelt. Der Diözesanratsvorsitzende appellierte an die Staatsregierung, vor dem Religionsunterricht eine unmissverständliche rote Linie zu ziehen: "Keine Einsparungen bei der Wertevermittlung, Hände weg vom Religionsunterricht!"

Söder spricht von Missverständnis

Söder sagte nun mit Blick auf die Debatte über die Äußerungen seiner Ministerin: "Ich glaube, da hat es eher ein Missverständnis gegeben in der Kommunikation." Es habe über das Thema im Kabinett "keinen Streit" gegeben.

Bei der Verteidigung des Religionsunterrichts geht es dem CSU-Politiker zufolge nicht darum, den Kirchen einen Gefallen zu tun. "Sondern hinter Religion steht auch Werteerziehung." Diese sei gerade in Grundschulen sehr wichtig. "Deswegen wäre es an der Stelle falsch, das zu streichen."

Der Ministerpräsident versicherte, Ministerin Stolz genieße in der Staatsregierung großes Vertrauen und werde demnächst ihre Vorschläge für eine Reform des Grundschulunterrichts auch im bayerischen Kabinett vorstellen. Die Kultusministerin mache ihre Arbeit "insgesamt sehr gut".

Video: Grundschul-Lehrplan wird geändert - Reaktion auf Pisa-Studie

Archivbild: Kultusministerin Anna Stolz
Bildrechte: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Archivbild: Kultusministerin Anna Stolz

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!