Ein Soldat sicher den Bahnhof in Nabburg (Oberpfalz). Eine Panzerverladung nutzt die Einheit zum Üben. Alles soll nach Möglichkeit so ablaufen, wie es im Ernstfall wäre. Deswegen wird auch der Bahnhof besonders gesichert.
Bildrechte: Kilian Neuwert (BR)

Ein Soldat sicher den Bahnhof in Nabburg (Oberpfalz). Eine Panzerverladung nutzt die Einheit zum Üben.

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"Division 25": Was bedeutet der Umbau des Heeres?

Verteidigungsminister Pistorius (SPD) war zu Besuch in Bayern, um sich einen Überblick über die Fähigkeiten des Heeres zu verschaffen. Das befindet sich in einer Phase der Umorganisation: Bis 2025 soll die 10. Panzerdivision vollausgestattet sein.

Über dieses Thema berichtet: Politik und Hintergrund am .

"Aufsitzen", brüllt ein Offizier über das Bahnhofsgelände in Nabburg. Kurz zuvor ist ein Zug eingefahren. Seine Fracht: Leopard-Kampfpanzer in der modernsten Ausführung. Sie kommen zurück von einer Übung. Die Besatzungen sprinten los, öffnen die Luken der Stahlkolosse, lassen die Motoren an.

Dann rollen die Panzer vom Zug. Ihre Ketten kreischen auf dem Asphalt. Ein paar Kilometer "Straßenmarsch" sind es bis in die Kaserne des Panzerbataillons 104 aus Pfreimd. Dessen Wappenspruch lautet "s'mou gei" – es muss funktionieren. Ein Spruch, den man sinnbildlich verstehen kann – angesichts der Aufgaben und Herausforderungen, vor denen die Bundeswehr steht.

Für das Panzerbataillon zählt die Ausbildung an den neuesten Leopard-Panzern dazu. Längst steht für Kampftruppenverbände die Landes- und Bündnisverteidigung im Mittelpunkt. Der Unterschied zu Auslandseinsätzen wie in Afghanistan sei gravierend, sagt Bataillonskommandeur Oberstleutnant Marek Krüger. Ein möglicher Einsatzort sei die NATO-Ostflanke. Die sei lang, die Vorbereitungszeit "gar nicht mehr so groß".

Großprojekt Division 25

Um der NATO im Fall des Falles kurzfristig Truppen zur Verfügung stellen zu können, will Deutschland eine seiner drei Heeresdivisionen bis 2025 mit allem Nötigen ausstatten.

Die Wahl ist auf die 10. Panzerdivision gefallen, zu der auch das Bataillon aus Pfreimd sowie viele weitere bayerische Einheiten gehören. "Kaltstartfähig" soll die Truppe werden, so lautet die politische Vorgabe für Divisionskommandeur Generalmajor Ruprecht von Butler: "Kaltstartfähigkeit heißt, dass ich das Material, aber vor allen Dingen das Personal habe, dass ich brauche, um unmittelbar in einen Einsatz gehen zu können", sagt von Butler.

Umstrukturierungen im Heer laufen

Auch um diese Aufgabe übernehmen zu können, wird das deutsche Heer gerade umstrukturiert. Denn über Jahre wurde abgebaut, was man jetzt wieder braucht.

Die 10. Panzerdivision bekommt in diesem Zusammenhang Material aus den anderen beiden Heeresdivisionen. Die wiederum dort entstehenden Lücken sollen in den kommenden Jahren mit Neueinkäufen geschlossen werden. Diese Lücken sind dabei eine der Erklärungen für jüngste Berichte über mangelnde Einsatzbereitschaft.

Ambitionierter Plan

Doch bis seine Division wirklich komplett ausgestattet ist, dauert es noch, räumt Generalmajor von Butler ein. Nicht zuletzt deshalb, weil der Zeitplan straff ist. Vor Beginn des Ukrainekrieges galt noch 2027 als Zielmarke der Politik. Nun hat die Truppe zwei Jahre weniger Zeit. Für ihren Kommandeur ist das Glas dennoch eher halb voll als halb leer:

Der Plan sei ambitioniert, so von Butler. Am 1. Januar 2025 werde man zwar vermutlich noch nicht alles haben. Dennoch stünde da eine Division: "eine engagierte, einsatzbereite, leistungsfähige Truppe, die vielleicht noch nicht alles hat, die aber viel hat und entscheidend mit zur Verteidigung Europas beitragen kann".

Die großen Baustellen

Die ganz großen Baustellen auf dem Weg zur "Division 25": Das sind derzeit etwa die Munitionsbestände, die geschrumpfte Artillerie, aber vor allem auch die Heeresflugabwehr für den mobilen Schutz von Kampftruppen am Boden. In einer Form, die den Namen verdient, gibt es sie nicht mehr.

Die Heeresflugabwehr galt ab etwa 2011 als obsolet im Zuge der Ausrichtung der Bundeswehr auf Auslandseinsätze. Laut damaliger Analyse gab es für die Soldaten kaum Bedrohung in Form von Kampfhubschraubern, -Flugzeugen oder auch Drohnen. Zudem musste gespart werden, sagt etwa die Verteidigungspolitikexpertin Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Die Bundeswehr habe letztlich die Vorgaben umgesetzt und schweres Gerät abgeschafft, so Major.

Aufstellung neuer Verbände im Gespräch

Im Verteidigungsministerium scheint man das Defizit inzwischen erkannt zu haben. Die Aufstellung neuer Heeresflugabwehr-Verbände ist im Gespräch. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch Bayern profitieren könnte. Viel Wissen ist aber in den letzten Jahren verloren gegangen, warnen Kreise hochrangiger Heeresoffiziere. Auflösen gehe schnell, neu aufbauen: das daure eben und koste viel, so der Tenor.

In der 10. Panzerdivision bringen Niederländer im Moment entsprechende Fähigkeiten ein. Erst kürzlich wurden sie auf dem Weg zur "Division 25" in den Verband integriert.

Für den Moment ist das aus der Perspektive von Beobachtern ein Anfang im Kleinen. Im Großen gilt vermutlich auch hier der Wappenspruch des Oberpfälzer Panzer-Bataillons: "S'mou gei" - irgendwie muss es funktionieren.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie heute (21.5.) im Radioprogramm von BR24 oder im Podcast zur Sendung "Politik und Hintergrund". Diesen finden Sie zum Beispiel in der ARD-Audiothek.

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